Fahrt die Verkehrswende nicht an die Wand!
Der drohende zehnspurige Ausbau der Autobahn A5 mitten in Frankfurt muss gestoppt werden!
Es geht jetzt reihum durch die Ortsbeiräte der betroffenen Stadteile: Rödelheim, Praunheim, Sossenheim, Niederursel, Kalbach-Riedberg – die reale Befürchtung, dass die Autobahn A5 im Frankfurter Stadtgebiet demnächst auf zehn Fahrstreifen aufgeweitet werden soll. Derzeit hat sie vom Frankfurter Kreuz bis zum Westkreuz acht Streifen und nördlich des Westkreuzes sechs Streifen – plus Standstreifen und diverse Ein- und Ausfädelungsspuren. Der Ortsbeirat 12 (Kalbach-Riedberg) z. B. fordert den Magistrat auf, "alle Möglichkeiten auszuschöpfen, dass diese schwerwiegende Änderung der Planung verhindert wird".
Man könnte sich fragen, warum sich der ADFC jetzt auch um Autobahnen kümmert. Aber schon ein kurzer Blick auf den Stadtplan macht klar, warum: westlich der A5 liegt ungefähr ein Drittel Frankfurts, und unter der A5 bzw. über die A5 verlaufen viele wichtige Fuß- und Radverkehrsverbindungen. Die müssten alle umgebaut werden, eine jahrelange Dauerquälerei mit Baustellen, Sperrungen und Umleitungen, viel schlimmer als derzeit bei der Main-Weser-Bahn. Einige der Über- oder Unterführungen für Fuß- und Radverkehr könnten, das ist zu befürchten, den Umbau der Autobahn nicht überleben. Außerdem sind wir generell der Meinung, dass das viele Geld heute nicht mehr in Autobahnprojekte, sondern in die Infrastruktur für klimagerechte Mobilität und in die Verkehrswende fließen muss.
Für den zehnspurigen Ausbau ist Anfang 2019 von Hessen Mobil eine Machbarkeitsstudie ausgelobt worden. Seinerzeit ist die Landesstraßenbaubehörde noch für die Autobahnen in Hessen zuständig gewesen (seit Anfang 2021 ist das eine Bundesagentur). Damals wie heute untersteht Hessen Mobil dem grünen hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. Dass eine Landesbehörde bei dieser Ausschreibung rechtlich an die Weisung einer Bundesbehörde gebunden ist, ist eine Sache.
Dass man wie hier zwischen Steinbach und Niederursel auch bei einer jahrelangen Großbaustelle weiter gut unter der A5 durchkommt, ist sehr zu bezweifeln.
Torsten Willner
Eine andere Sache ist es, dass ein grüner Landesminister und stellvertretender Ministerpräsident, der von früh bis spät von Verkehrswende spricht, sich öffentlich klar und deutlich zu diesem Irrsinn positioniert und mit allen verfügbaren politischen Mitteln energisch dagegen angeht. Aber bisher vermissen wir diese klare Stellungnahme! Nach all dem Stress mit der A49 in Mittelhessen und dem Riederwald-Tunnel, der Al-Wazir noch bestens im Gedächtnis sein dürfte, ist das umso verwunderlicher.
Dass aus einem CSU-geführten Bundesverkehrsministerium das Ansinnen kommt, an einem Stau-Hotspot einfach die Autobahn zu verbreitern, egal wie das Umfeld drumherum ist, kann niemanden überraschen. Umso klarer müssen aber verantwortungsvolle Politiker im Land Hessen und in der Stadt Frankfurt diesem Irrsinn etwas entgegensetzen!
Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt müssen sich klar positionieren: die A5 ist breit genug! Eine Erweiterung wird abgelehnt!
Bertram Giebeler