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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Mit pathetischen Formulierungen soll man sparsam umgehen. In diesem Fall aber ist es angebracht zu sagen:

Eine Ära geht zu Ende!

Fritz Biel, seit 21 Jahren verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Frankfurt und seit 12 Jahren professioneller Radverkehrsberater, beendet diese Tätigkeiten zum 31. März 2012 - aus privaten Gründen, im Alter von 63 Jahren.
Fotos: Peter Sauer

Als Fritz Biel, Ur-Frankfurter und bis in die 80-er Jahre begeisterter Motorradfahrer, 1990 in den ADFC eintrat, hatte sich Frankfurt in den Jahrzehnten davor redlich Mühe gegeben, für Radfahrer so unattraktiv wie irgend möglich zu erscheinen. Die höchste Pendlerquote aller Großstädte der Republik, Dauerbaustellen, eine bewusste Amerikanisierung des Stadtbilds, ein deutschlandweit verbreitetes Gesamtimage von purer Hektik bis zur Lebensfeindlichkeit. Kaum jemand aus Münster oder Freiburg wäre damals auf die Idee gekommen, dass man in Frankfurt auf dem Rad überleben würde.

Was dann in den zwei Jahrzehnten von 1990 bis heute in puncto Radverkehr in Frankfurt passierte, gehört zu den erstaunlichsten Erfolgsstorys des ADFC und der Radverkehrsplanung in Deutschland. Frankfurt steht heute kurz vor einem Modal Split-Radverkehrsanteil von 15%. Die Fahrradförderung ist weitgehend parteiübergreifend als politisches Ziel anerkannt. Fortschritte der Verkehrsplanung und Verkehrsordnung wie etwa Einbahnstraßenöffnung, Aufstellbereiche an Ampeln und Schutzstreifen werden in Frankfurt konsequenter umgesetzt als in vielen anderen Städten. Radler sind überall und zu jeder Jahreszeit sichtbar im Straßenraum präsent.

An diesem Veränderungsprozess einer der größten und wichtigsten Städte unseres Landes hatte Fritz Biel einen maßgeblichen Anteil. Es gelang ihm, die Interessenvertretung der Radler aus dem Winkel der öko-alternativ-grünen Klientelpolitik herauszuholen und auf das Niveau eines ernsthaften Anliegens aller demokratischen Parteien zu heben.

Natürlich gibt es da nach wie vor Anfeindungen und Rückschläge, je nach Partei in unterschiedlicher Intensität, aber insgesamt ist unser Anliegen heute nicht von der Protektion einer Partei oder einer bestimmten Parteienkonstellation abhängig. So konnten wir sowohl unter rot-grün bis 1997, in einer "Hängepartie" im Magistrat bis 2001, unter wechselnden und manchmal "linken Mehrheiten" bis 2006 als auch unter der derzeitigen Konstellation schwarz-grün die Agenda Radverkehrsförderung vorantreiben.

Um dieses Maß an politischer Anerkennung zu erreichen, hat sich Fritz auf ein hochprofessionelles Niveau hochgearbeitet. Das ermöglicht es ihm, auf Augenhöhe mit Dezernenten des Magistrats und mit Amtsleitern der Stadtverwaltung auch komplizierte Detailfragen von Bauplanung, Finanzierung, Verwaltung, Recht und Politik zu verhandeln. Er arbeitet dabei auf einer konzeptionellen Grundlage -ein Netz verkehrsarmer Radrouten und sicherer Radverkehrseinrichtungen an Hauptstraßen - und initiiert die politische Willensbildung in die Richtung, die dann für die Verwaltung Vorgabe ist.

Fritz ist dabei keineswegs "every-bodys darling"; er ist, wo nötig, energisch und fordernd, manchmal geht er Leuten auch auf die Nerven, aber mit Nettigkeit allein käme er nicht voran angesichts langjährig etablierter und in der Verwaltung fest verankerter Machtblöcke für Automobil und ÖPNV. Deren Interessen werden bei Planungsprozessen von vornherein und selbstverständlich berücksichtigt - beim Fahrrad müssen wir dort erst hinkommen. Kompetenz und Hartnäckigkeit sind da gefragt.

Wer im Frankfurter ADFC in den letzten Jahren aktiv war, müsste Fritz kennen - persönlich oder aus der Presse, mindestens aber als Teilnehmer/in unserer Weihnachtsfeiern, denn Fritz sorgt dort seit Jahren für den Diavortrag zum Jahresrückblick. Er wird sich ab April erlauben können, mit seinem Pedelec einfach nur so, aus bloßem Spaß, durch Frankfurt zu fahren. An vielen Stellen, dort wo eine vernünftige Radverkehrsregelung existiert, wird er dann lächeln und leise zu sich sagen können: "Das war ich".

In solche Fußstapfen zu treten ist nicht einfach, aber:


Der Nachfolger ist schon trainiert

Die Nachfolge übernimmt Bertram Giebeler, stellvertretender ADFC-Bundesvorsitzender und langjähriger Frankfurter ADFC-Aktiver

Bertram Giebeler läuft sich schon seit Ende 2011 warm, er begleitet Fritz Biel zu Gremiensitzungen der Stadt, besucht die Verkehrs-AG des ADFC Frankfurt und arbeitet sich in die Materie ein. So ganz fremd ist ihm diese nicht, schließlich hatte der Kreisvorstand einen Grund, ihn für die Nachfolge von Fritz Biel auszuwählen.

Bertram ist 55 Jahre alt, verheiratet, stammt aus Ostwestfalen und lebt seit dem Studienbeginn 1975 in Frankfurt. Bis 2009 arbeitete er als Medienkaufmann für einen Frankfurter Fachmedienverlag, seit 2010 ist er selbständig als Medien- und Messeberater. Nach ersten Aktivitäten als Tourenleiter arbeitete er ab 1996 im Kreisvorstand des ADFC Frankfurt mit, wurde 2003 in den Landesvorstand Hessen und schließlich 2006 in den ADFC-Bundesvorstand gewählt, dem er heute ehrenamtlich als stellvertretender Bundesvorsitzender angehört, mit dem Schwerpunktthema Fahrradtourismus.

In dieser Funktion verhandelt er mit zwei Bundesministerien und diversen Verbänden über radtouristische Projekte des ADFC. Er befasst sich mit "Bett+Bike" und mit den ADFC-Kartenserien, präsentiert jährlich auf der weltgrößten Touristikmesse ITB die "ADFC-Radreiseanalyse" und kümmert sich um zentrale Messeauftritte des ADFC wie auf der EuroBike oder den VeloCity-Konferenzen.

Bertram hat seinen lokalen Bezug zum ADFC Frankfurt nie gekappt. Er ist jedes Jahr als Tourenleiter und als Berater des Kreisverbands für seine Medien und Veranstaltungen aktiv, außerdem hat er auf den Radreisemärkten der letzten 15 Jahre eine dreistellige Zahl an Mitgliedern für den ADFC geworben - manche kennen ihn von dort als "Mann mit der Kochmütze".

Bertram hatte, ähnlich wie der Ex-Außenminister aus Frankfurt, als Student die Taxischeinprüfung bestanden, dann aber doch beruflich einen anderen Weg gewählt. Eine besondere Beziehung hat er auch zum öffentlichen Nahverkehr, denn er arbeitete jahrelang im Studentenjob als Schaffner auf dem "Ebbelwei-Express". Seine Ortskenntnis war schon zu seiner Zeit im Kreisvorstand wichtig, er war damals Hauptansprechpartner von Fritz Biel in verkehrspolitischen Fragen.

Die Kombination von politischer Erfahrung und genauer Kenntnis der lokalen Gegebenheiten ist für den Kreisvorstand ausschlaggebend, Bertram Giebeler zum neuen verkehrspolitischen Sprecher des ADFC Frankfurt und zum Radverkehrsberater für die Stadt Frankfurt auszuwählen.

Der Vorstand des ADFC Frankfurt am Main e.V.
Redaktionsteam Frankfurt aktuell