Gedenken, in Pforzheim und anderswo

Auch in Frankreich überfahren und töten Autofahrende Menschen auf Fahrrädern

In unserer letzten Ausgabe (Heft 6/24) hatten wir an ­„Natenom“ ­erinnert, den Radfahrer, der bei Pforzheim von einem Autofahrer getötet wurde (Wiederholung unseres Aufrufs zur Gedenkfahrt siehe Kasten unten). Solche traurigen Ereignisse sensibilisieren auch für ähnlich gelagerte Fälle, die durch die Medien gehen. Zwei Kollisionen mit tödlichem Ausgang für Radfahrende sind aus Frankreich bekannt geworden. In Paris wurde ein Radfahrer nach einem Streit mit einem Autofahrer von diesem vorsätzlich angefahren und getötet. In ­Limoges wurde der „Mann in Blau“, ein als Unikum stadtweit bekannter Radfahrer, von einem Autofahrer auf einer Landstraße getötet.

In beiden Fällen ist die Betroffenheit, aber auch die Wut auf die motorisierte Gewalt, unter französischen Fahrrad-Aktivisten groß. Wir dokumentieren hier die Trauerbekundungen sowie die Aufrufe zu Demonstrationen von der Website ­velivelo-limoges.org in deutscher Übersetzung.

Hommage an den Mann in Blau

Mit großer Trauer haben wir erfahren, dass Jean-Marc Chatard, genannt „Der Mann in Blau“, von einem Autofahrer auf der Department-Straße 979 in Eyjeaux getötet wurde. Er war der auffälligste Radfahrer in Limoges, seit Jahrzehnten allen bekannt. Wir trauern um den Mann und um das Symbol der Freiheit, das er verkörperte, und haben seiner Familie unser Mitgefühl ausgedrückt.

In einem Beitrag in „Le Populaire du Centre“ im Jahr 2006 sprach er über seine Bewunderung für das Fahrrad und seine Abneigung gegen das Auto. „Die Autos sind Blödsinn … Es gibt Menschen, die mich wütend machen, wirkliche Narren. Sie gehen mir auf die Nerven…“ Der Mann in Blau wollte in Ruhe gelassen werden, wollte sich nicht weiter von Autofahrenden beim Radfahren ärgern lassen.

Der Autofahrer, der Jean-Marc Chatard getötet hat, beging Unfallflucht, ein Aufruf an eventuelle Zeugen wurde veröffentlicht. Uns besorgt die Zunahme der motorisierten Gewalt gegen Radfahrende. Dies ist der zweite Unfall auf dieser Strecke von zwei Kilometern innerhalb von zwei Monaten, der für Radfahrer tödlich endete, und der vierte Radfahrer, der innerhalb eines Jahres im Gemeideverband Limoges Métropole getötet wurde. Es besteht dringender Handlungsbedarf seitens des Departements Haute-Vienne, um endlich die Sicherheit des Radverkehrs zu gewähr­leisten und die Radverkehrsinfrastruktur entlang dieser Straßen zu verbessern – wie dies in anderen Departements bereits geschehen ist.

Wir laden alle ein, die sich von diesem Drama betroffen fühlen, dem Mann in Blau die Ehre zu erweisen auf einer Versammlung am Samstag, 16.11. um 11 Uhr vor dem Rathaus von Limoges.

Erinnerung an Paul, der von einem Autofahrer in Paris getötet wurde

Wir stehen unter Schock und sind traurig und wütend zugleich. Am Dienstagabend ist Paul, der mit dem Fahrrad unterwegs war, von einem ­Autofahrer getötet worden. Dem Drama war ein Streit zwischen Täter und Opfer vorausgegangen. Paul, der Mitglied der Initiative „Paris en selle“ (Paris auf dem Sattel) war, wurde 27 Jahre alt. Er kämpfte für eine Stadt, in der sich alle sicher bewegen können.

Dieses Drama erzeugt bei vielen von uns eine ungeheure Resonanz. Als Rad­fahrende sind wir alle, Männer wie Frauen, schon von automobiler Gewalt betroffen gewesen. Hupen, Beleidigungen, Einschüchterungen, überraschendes Überholen – diese motorisierte Gewalt wird in der Öffentlichkeit toleriert oder gar verniedlicht. Heute hat sie zum Tod eines Radfahrers geführt.

Wir rufen dazu auf, Paul die letzte Ehre zu erweisen. Überall in Frankreich sollten wir uns am 19.10. um 17.45 Uhr zu einer Schweigeminute vor dem Rathaus versammeln. Wir wollen die Botschaft an die politisch Verantwortlichen senden: Stopp der motorisierten Gewalt. Es ist Zeit, die Realität in unserem Alltag anzuerkennen und dringend Maßnahmen zu ergreifen, um weitere Dramen zu verhindern!