Fahr Rad
Ein Buch für Fahrrad-Begeisterte jeden Alters
Umfassender kann ein Fahrradbuch kaum sein: Alle denkbaren Fahrradtypen werden vorgestellt, aber auch die unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten. Spannend beschrieben ist die bunte Palette der Motivationen, sich dieses Fahrzeugs zu bedienen, im Alltag, auf Ausflügen, für Reisen, zur Selbstdarstellung, zur Selbstverwirklichung, aus ökonomischen oder ökologischen Gründen, zum Transport von Lasten und nicht zuletzt einfach aus Lebensfreude.
Die Geschichte des Fahrrads und einzelner Komponenten wird ausgebreitet, beginnend mit einer Klimakrise und der Laufmaschine von Karl von Drais. Es gibt gut erläuterte Verkehrs- und Verhaltensregeln. Eine Doppelseite zeigt die Teile eines Fahrrads im Bild mit den Bezeichnungen dazu.
Ganz gründlich wird erklärt, wie ein Radrennen funktioniert. Wir lernen auch viele weitere Sportarten kennen, die etwas mit Fahrrädern zu tun haben, außerdem Wettbewerbe bis hin zum Mountainbike-Schnorcheln. Zum Thema Weltumradlungen gibt es nicht nur eine allgemeine Gebrauchsanleitung, sondern auch noch einen Bericht über eine Weltreise, die 52 Jahre dauerte und durch 196 Länder führte. Viele Geschichten machen deutlich, welchen Einfluss das Fahrrad auf Einzelpersonen, auf Gemeinschaften, sogar auf die ganze Gesellschaft hat.
Diese lange Liste der Themen beschreibt zwar den Inhalt, aber nicht den Charakter des Buches. Der liegt nämlich in der ausgeprägten Emotionalität. Ja, man kann das Fahrrad mit einem Pferd vergleichen. Kaum hat sich jemand in den Sattel gesetzt und den Lenker ergriffen, da wird es auch schon lebendig – und wie! Wer hat nicht schon einmal sein Fahrrad nach einem erfolgreichen Ausritt gestreichelt? Wir alle kennen das, aber die Lebendigkeit des Fahrrads steckt in diesem Buch in jeder Zeile.
Neben der emotionalen Kraft fällt die Internationalität des Buches auf. Verkehrsschilder und Texttafeln kommen in allen möglichen Sprachen und Schriften vor. Die Personen, die wir kennenlernen, kommen genauso aus aller Welt
Die Originalausgabe ist in tschechischer Sprache erschienen. Die Übersetzung ins Deutsche ist an keiner Stelle holperig oder schwammig. Ganz offensichtlich beherrscht die Übersetzerin ihr Handwerk.
Und die Zeichnungen, die eigentlich Gemälde sind? Die würden das Buch schon ganz alleine spannend machen, wenn sie ganz ohne Worte abgedruckt wären.
Wer unbedingt einen Fehler in diesem Buch sucht, der findet auch einen: Der „Freilauf“ wird als „Leerlauf“ bezeichnet. Dabei gibt es wirklich Fahrräder mit Leerlauf. Wer noch ein Rad mit einer Torpedo-Dreigang-Nabe der mittleren Jahrgänge fährt, der kann zwischen zweitem und drittem Gang im Leerlauf landen und tritt dann wirklich ins Leere. Die Ganganzeige am Lenkerhebel bleibt dann an der „Leerlaufkerbe“ stehen. Der Sinn dieser Option ist fraglich, ganz im Gegensatz zum Freilauf, ohne den die Pedale bergab mitdrehen würden.
Noch etwas: Gedacht ist das Buch für Leserinnen und Leser ab fünf Jahren. Das spornt natürlich an: Sollte man erst das Radfahren lernen oder erst das Lesen? Beides macht ungeheuer viel Spaß, dieses Buch beweist es.
Ondřej Buddeus (Text), Jindřich Janíček (Illustrationen), 120 Seiten, 19 x 29 cm
Übersetzt von Lena Dorn
ISBN 978-3-7920-0386-2
Karl Rauch Verlag, Düsseldorf
Preis 25 Euro