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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Oberursel

Miteinander – füreinander
für das Klima

Die 2. Klima-Radtour des ADFC Oberursel/Steinbach

Was haben ein Leihladen und ein Gemeinschaftsgarten, Vogelschutz und Bodenschutz gemeinsam? Sie waren Stationen auf der wohl kürzesten Radtour des Jahres in Oberursel mit nur rund 7 Kilometer Wegstrecke.

Am Samstagmittag, 21. September, ging es los mit dem Besuch bei „OrschelLeih“. Seit Februar besteht der Leihladen, in dem man kostenlos unter anderem Fahrradständer für das Auto oder Kinder-Fahrradsitze ausleihen kann, über 400 Gegenstände insgesamt. Die Teilnehmenden der ADFC-Radtour waren schnell überzeugt: Leihen statt Besitzen schont unsere Ressourcen und ist damit ein Betrag zum Klimaschutz. Das ehrenamtliche Projekt unter dem Dach der lokalen Klima-Initiative LOK e.V. steht nicht nur Oberurselern zur Verfügung. Unter https://orschel-leih.de kann man im Katalog stöbern.

Die nächste Station war der Aktionstag des BUND Oberursel rund um das Thema Böden. Wie wird aus Felsbrocken fruchtbarer Boden? Welche Böden filtern wie gut das Wasser und sorgen für gefüllte Grundwasserspeicher? Diese Fragen beantworteten die Aktiven des BUND anhand kleiner Experimente. In Gläsern konnte man sehen, wie die Regenwürmer und Kleinstlebewesen den Boden auflockern, und so für bessere Belüftung und mehr Wachstum der Pflanzen sorgen.

Nur wenige Meter weiter vor dem Rathaus erfuhren die Radler etwas darüber, wie die Stadt Oberursel kleine grüne Oasen schafft. Wo immer es geht, werden „Ursel-Gärten“ angelegt, kleine Beete oder Pocketparks mit Wildpflanzen und Bäumen, die Aufenthaltsqualität und Mikroklima in der Stadt verbessern und einheimischen Insekten Nahrung bieten.

Dann folgte die Gruppe Tourenleiter Rainer Kroker nach Bommersheim. Hier trafen sie im Feld die Vogelschützer der HGON, die darüber berichteten, welche früher sehr häufig in der Gemarkung vorkommenden Vogelarten heute bedroht oder gar schon ganz verschwunden sind, wie das Rebhuhn oder die Feldlerchen. Die Ackerflächen sind optimiert für die großen Geräte der Landwirte. Blühende Feldränder, Hecken oder kleine Waldflächen, die Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten böten, sind weitgehend verschwunden.

Mehr grüner Strom braucht mehr neue Trassen

Hier schließt sich der Kreis zur Klimakrise: Der Umgang mit unseren Ressourcen und die bedrohte Artenvielfalt stellen ebenso große Risiken für das Klima dar, wie CO2-Ausstoß oder Methangase. Doch der Abschied von fossilen Brennstoffen hat auch seine Tücken: Wir werden sehr viel mehr grünen Strom brauchen, und der muss über neue Stromtrassen angeliefert werden. Just am Umspannwerk in Bommersheim erfuhren die Teilnehmenden etwas über das Dilemma Energiewende contra Natur. Denn in der Gemarkung soll ein neues, größeres Umspannwerk entstehen, für das bis zu 20 Hektar wertvollen Ackerbodens benötigt werden.

Entspannter ging es bei der letzten Station der Klima-Radtour zu: Eine Initiative unter dem Dach der Kirchengemeinden bewirtschaftet am Ortsrand von Bommersheim einen Gemeinschaftsgarten, der auch Treffpunkt für den Ortsteil und darüber hinaus sein soll. Gemüse und Obst wird auf dem Grundstück kultiviert und geteilt, Apfelmus und Walnüsse konnte man gegen eine kleine Spende mitnehmen. Mitmachen kann jede und jeder, erst in diesem Sommer entstand in Kooperation mit dem Gymnasium Oberursel ein riesiges Insektenhotel. Und der lauschige Garten mit den großen Bäumen ist für Menschen ein herrlicher Rückzugsort an heißen Sommerabenden.

Beeindruckt von so viel ehrenamtlichem Engagement, im Leihladen wie im Gemeinschaftsgarten, von vielen Informationen und dem Bewusstsein, dass Klimawende mehr ist als E-Autos und Wärmepumpen, sammelten die Radler auf dem Heimweg letzte Kilometer für das Stadtradeln. Sie können sicher sein: 2025 gibt es wieder eine Klima-Radtour.

Ulrike Heitzer-Priem