Wo nur ist die A5?
5.000 Radfahrende protestieren gegen den Autobahnausbau
Rund 5.000 sind es, die am 29. September an der Demonstration gegen den Ausbau der Bundesautobahn A5 teilnehmen und die auf ebendieser ihren Unmut über dieses Vorhaben ausdrücken wollen. Doch dazu kommt es nicht, denn die Stadt Frankfurt in Gestalt ihrer Ordnungsbehörde untersagt das Befahren der A5 mit dem Fahrrad. Das Verwaltungsgericht hebt dieses Verbot zwar auf, doch die nächste Instanz, der von der Stadt angerufene Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH), bestätigt das Verbot. Zu gefährlich sei eine kurzzeitige Sperrung der Autobahn, mit Auffahrunfällen sei zu rechnen, das sei am Sonntag nicht zumutbar. Dass von Autobahnen rund um Frankfurt täglich über „Sperrungen“ berichtet wird, die als Folge von Baustellen oder Unfällen eine vergleichbare Situation herstellen wie bei einer langfristig angemeldeten Demonstration, wird – wenigstens in der Berichterstattung der Medien – nicht erwähnt. Für die Teilnehmenden an der Fahrraddemo hat die Entscheidung des VGH wesentliche Folgen. Doch dazu später.
Eine Alternativroute wird angeboten, und so setzt sich der Demonstrationszug am Mainkai in Bewegung. Bis 5.000 Radfahrende in Bewegung sind, vergeht viel Zeit. Und wenn sich der Tross in den eigentlich gar nicht so engen Straßen der Innenstadt staut, wird aus einer Fahrraddemo ein Spaziergang zu Fuß, der sich zögerlich dem Messegelände und damit der breiten Autobahn nähert. Die Stimmung der Teilnehmenden kann das gemächliche Vorankommen nicht trüben, das Wetter ist prima, man plaudert miteinander, spendiert Geld zur Deckung der Kosten von Veranstaltung und Gerichtsverfahren oder tanzt zur hämmernden Musik aus großen Boxen.
Irgendwann, endlich, hinter der Emser Brücke, zwischen Messehallen und Bürokästen, beschleunigt der Zug und rollt nun als echte Fahrradtour über den glatten Asphalt der A648 in Richtung der A5-Unterführung. Und damit in eine Sackgasse, die unter der A5 endet, dort, wo eine Kundgebung stattfinden soll. Da eine Weiterfahrt nicht genehmigt ist, muss der ganze Tross (wir sprechen von 5.000 Radfahrenden) umdrehen, um auf der gerade befahrenen Autobahn wieder zurück in die Stadt fahren zu können. Irritationen im Peloton, Stillstand, widerstreitende Informationen, aber immerhin eine Tankstelle, an der Getränke erworben werden können und auf deren Gelände ausschließlich Radverkehr stattfindet – das ist die Situation an der Stelle, an der sich der Autor dieser Zeilen befindet. Die Laune der Demonstrierenden ist ungebrochen gut. Ob weit vorne, irgendwo hinter riesigen blauen Schilderbrücken mit dem Hinweis auf eine A5, wirklich eine Kundgebung stattfinden kann, ob einige der Teilnehmenden wirklich einen Blick auf die A5 erhaschen können, ist wahrscheinlich, kann aber nicht bezeugt werden. (Wem es nicht gelang: In unserer letzten Ausgabe, Heft 5-24, ist gleich auf Seite 2 ein Blick auf die A5 zu erhaschen.) Statt also auf einer Autobahn von einer Anschlussstelle zur nächsten zu radeln und damit kurzzeitig den Kraftverkehr zu blockieren, wie ursprünglich geplant, ist nun über lange Zeit eine andere Autobahn gesperrt, auf der ein Demonstrationszug etwas desorientiert pausiert, als Folge einer mehr als ärgerlichen Gerichtsentscheidung.
Irgendwann dann wird signalisiert, die Velos umzudrehen und zurück in die Stadt zu fahren. So gerät der Autor, der sich im hinteren Teil des Pelotons aufhält, unvermittelt an die Spitze des Zuges, der nun ohne (!) Führungsfahrzeug der hessischen Polizei (das steckt wohl unter der A5 im Fahrradstau) entgegen der üblichen Fahrtrichtung auf der gesperrten A648 zur Endkundgebung an der Bockenheimer Warte fährt.
Fazit: Trotz einiger Mängel, die nicht dem veranstaltenden Bündnis von 61 Gruppierungen (u. a. ADFC, Attac, Greenpeace, Nabu, VCD, um nur einige zu nennen) zuzuschreiben sind, war dies eine beeindruckende Demonstration. Große und kleine Radfahrende, alte und junge, Familien mit Lastenrad oder Anhänger – die Demonstrierenden kamen aus allen Bevölkerungsschichten zu einem kraftvollen Protest gegen den Ausbau einer Autobahn zusammen.
Weitere Infos: www.stoppa5ausbau.de