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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Fünf Fragen an …

„Kinder sollten frühestmöglich für das Radfahren begeistert werden“

Ende der 90er Jahre zog die engagierte Pfälzerin für Ihre Arbeit in einer großen Bank nach Frankfurt und fühlt sich seitdem sehr wohl hier. Über ihren Kollegen Michael Genthner kam Simone Markl 2018 dann zum ADFC und wurde zur treibenden Kraft hinter der Initative BiciBus.

Bitte stelle Dich in drei Adjektiven vor.

Unermüdlich, pragmatisch und authentisch.

Wie bist Du zum Fahrradfahren gekommen?

Ich bin schon früh Fahrrad gefahren und hatte dadurch bereits als kleines Mädchen meine eigene Mobilität, die heute leider vielen Kindern verborgen bleibt. Sie schenkt ihnen das Gefühl von Freiheit, Unabhängigkeit und Abenteuer. Mit 13 Jahren kam ich zum ­Radsport und wollte unbedingt Radrennen fahren. Mein erstes Rennrad bekam ich, nachdem ich eine von meinem Vater vorgegebene Test-Route erfolgreich absolvierte hatte. Meine beiden ­jüngeren Schwestern fingen ebenfalls damit an, sodass wir in
den 90er Jahren erfolgreich gemeinsam Leistungssport betreiben konnten. Die Faszination dafür hat mein ganzes Leben geprägt:
Ich habe über den Radsport meinen Mann kennengelernt und unser Sohn hat mit sechs Jahren beschlossen, diese Tradition fortsetzen zu wollen. Radfahren ist unser Leben!

Gibt es etwas Besonderes, das Du mit dem ADFC erlebt hast?

2022 haben wir gemeinsam den ersten BiciBus in Frankfurt ins Leben gerufen, um Frankfurter Kids im Nordend ihren Schulweg
mit dem Fahrrad zu ermöglichen. Das war für mich ein sehr emotionaler Moment. Lange hatten wir diesem Vorhaben entgegengefiebert und wurden nach erfolgreichem Start mit der Begeisterung der Kinder belohnt. Die Fortsetzung hat nun auch eine bundesweite Resonanz ausgelöst, sodass wir daher Ende Mai für unsere Initiative BiciBus-Deutschland vom Bundesverkehrsministerium mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet wurden. Diese große Wertschätzung macht mich sehr stolz. Aus einer kleinen Initiative wurde eine große Bewegung. Ohne den ADFC wäre dieser Erfolg kaum möglich gewesen. Dieser Preis gehört uns daher gemeinsam.

Welchen Tipp rund ums Fahrrad hast Du für die Leser:innen von „Frankfurt aktuell“?

Öfter mal Kette ölen, das Radfahren genießen und lächeln. Fahrrad fahren ist sooo schön … nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Alltag. Daher empfehle ich auch, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Ich freue mich über alle Berufspendler, die sich morgens z. B. von Dribbdebach nach Hibbdebach über die Untermainbrücke „freudig quälen“ und hierbei an den im Stau stehenden, gestressten und gereizten Autofahrern ungehindert vorbeiziehen können. Die Radfahrer tanken nicht nur Sauerstoff, sondern schütten über auch die energiespendenden Glückshormone Serotonin und Dopamin aus, die das Gefühl von Freiheit und Zufriedenheit schenken. Man tut also der Umwelt, der Gesellschaft und nicht zuletzt sich selbst etwas Gutes.

Was wünschst Du Dir für die Fahrradzukunft in der Region?

Ich wünsche mir mehr Lobby für Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Mobilitätswende. Damit meine ich, dass wir Erwachsene selbst die entsprechenden Grundlagen für die Zukunft legen sollten. Hierzu gehört aber nicht nur eine entsprechende Fahrradinfrastruktur, sondern auch ein entsprechender Paradigmenwechsel. Kinder sollten frühestmöglich das Radfahren erlernen und dafür begeistert werden. Das gelingt nur über die Faktoren Sicherheit und Spaß. Dazu braucht es eine gute Radbeherrschung und sichere Fahrtechnik. Die bekommt man spielerisch z. B. durch das Befahren von Pumptracks, was mit jeder Art von Rad möglich ist. Daher ­wünsche ich mir Pumptracks auf jedem Spielplatz. Ebenso sollten Schulhöfe an den Nachmittagen und Wochenenden geöffnet ­bleiben, um ausreichend Flächen für das Erlernen des Radfahrens zu bieten. Dies erfordert jedoch ein Umdenken vor allem der kommunalen Behörden und Schulen. Daher sollte die Politik der Dringlichkeit einer Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen mit dem Fahrrad mehr Nachdruck verleihen. Wünschenswert wären ebenso „Radfahrschulen“, an denen nicht nur in erster Linie Verkehrsregeln, sondern vor allem fahrtechnische Fähigkeiten und Fahrfreude vermittelt werden. Des Weiteren sollten die Schulen
ihre Schüler motivieren, den Schulweg proaktiv mit dem Fahrrad (z. B. im BiciBus) zurückzulegen. Hierzu braucht es politischen ­Willen und behördliche Unterstützung und ist in Anbetracht von ­Klimawandel und Bewegungsmangel zwingend notwendig. Daher wünsche ich mir das für die Zukunft unserer Kinder und fordere dies in deren Namen ein. An der Realisierung arbeite ich …

Das Gespräch führte Hannah Kessler