„Wir sind überzeugt, dass Kinder, die von Klein auf zu Fuß gehen und Rad fahren, diese Fortbewegung als selbstverständlich ansehen und dies dann auch als Erwachsene tun.“
Anja Littig
In Frankfurt fordern Kinder seit 2019 sicherere Wege
Wer die Aktion noch nicht kennt: Die Kidical Mass ist ein Fahrradkorso, bei dem Kinder und Jugendliche zusammen mit ihren Eltern, Großeltern und Freunden auf dem Fahrrad oder Laufrad, im Lastenrad, im Anhänger oder auf dem Kindersitz Straßen einnehmen, die sie im Alltag leider nicht gefahrlos nutzen können. Als Demonstration angemeldet, wird die Kidical Mass von der Polizei begleitet, so fahren alle gemeinsam auf der Fahrbahn. Mittlerweile gibt es Kidical Masses in immer mehr Städten und zwei Mal im Jahr finden bundesweite Aktionswochen für mehr Verkehrssicherheit für die Jüngsten statt.
Entstanden aus dem Radentscheid Frankfurt, rollt die Kidical Mass jetzt schon im sechsten Jahr auf verschiedenen Routen durch Frankfurt. Auf einer rund fünf Kilometer langen Strecke fahren wir in kinderfreundlichem Tempo, quatschen miteinander und haben Spaß! Etwas Besonderes ist es, durch einen Tunnel zu fahren. Da wird geklingelt, was das Zeug hält! Bevor die Demonstration losgeht, basteln wir Flatterbänder und Fähnchen, die die Kinder an den Rädern befestigen, Aufkleber und Tattoos werden aufgeklebt. Damit soll allen, die uns sehen, klar gemacht werden, worum es uns geht: Wir wollen Fahrrad fahren! Uns gehört die Straße! Und das gelingt uns gut!
Doch im Alltag haben es Kinder nicht leicht, sich mit dem Fahrrad durch die Stadt zu bewegen. Sie werden in ihrer Bewegungsfreiheit sehr stark eingeschränkt. Die Wege zur Schule am Vormittag oder zu Freizeitaktivitäten am Nachmittag sind oft nicht gefahrlos zu bewältigen. Die Infrastruktur entspricht oft nicht den Bedürfnissen der jüngsten Verkehrsteilnehmenden. Die Kidical Mass will ein Bewusstsein für die gerechte Verteilung des öffentlichen Raums schaffen und setzt sich dafür ein, dass jeder Mensch, egal ob 8 oder 108 Jahre alt, die Infrastruktur bekommt, die er braucht. Darum geht es auch in Aktionen wie „Briefe an die Stadtverordneten“.
„Wir wollen trotz aller Widrigkeiten Mut machen, dass Kinder ihre Wege mit dem Fahrrad zurücklegen“, sagt Alexander Thäter vom Radentscheid Frankfurt. Der Radentscheid hat angestoßen, was in Frankfurt an vielen Stellen Gestalt annimmt: Die Umgestaltung von Straßen und die Ausweisung von Fahrradstraßen mit neuen Markierungen und weniger Parkplätze sind für alle, aber vor allem für Kinder und Jugendliche wichtige Bausteine, um sich sicher durch die Stadt zu bewegen – aber auch um mal anzuhalten, weil der Straßenraum jetzt viel attraktiver ist.“
Wir sind seit 2019 – und damit waren wir in Deutschland mit bei den ersten – insgesamt schon 15 mal durch viele Frankfurter Stadtteile geradelt. Dabei waren jeweils zwischen 300 und 500 große und kleine Menschen dabei. Der Schwerpunkt der Routen lag auf den Stadtteilen in der Nähe der Innenstadt: von der Alten Oper, Willy-Brandt-Platz oder Mainkai haben wir auf unterschiedlichen Strecken verschiedene Frankfurter Parks angesteuert, um dort zum Ausklang gemeinsam zu spielen. Auch in Höchst und am Riedberg haben wir gemeinsam mit Initiativen vor Ort Kinder und Jugendliche zusammen mit ihren Familien auf die Räder und unser Anliegen ins Bewusstsein vieler Menschen gebracht.
Der nächste Termin ist der 15. September.
Infos unter www.radentscheid-frankfurt.de/kidicalmass/
Weitere Infos: https://kinderaufsrad.org
Team Kidical Mass Frankfurt