Skip to content

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main   

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

Artikel dieser Ausgabe

Fünf Fragen an …

„Es ist noch Luft nach oben“

In Friedberg geboren, in der Wetterau aufgewachsen und seit vielen Jahren in Frankfurt zu Hause. Stefan Lüdecke genießt die naturnahe Umgebung von Nieder-Erlenbach und ist mit seinem Hund auch gerne auf Schneiders Obsthof zu Besuch. Mit welchem Rad er dort hinfährt, kann er sich jedes Mal neu überlegen, denn er hat fünf Stück zur Auswahl. Auch beruflich ist er dem Thema als Radverkehrsbeauftragter der Stadt Frankfurt am Main eng verbunden. Nach der Schule machte er zunächst eine Ausbildung zum Industriemechaniker – praktisch, so fällt das Reparieren des eigenen Rads leichter – dann holte er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach und studierte Geschichte und Politik, Felder, die ihm auch heute noch am Herzen liegen. Seit 2016 ist er beim Mobilitätsdezernat tätig und hat maßgeblich zur Einigung mit der Initiative des Radentscheids beigetragen. Seine Philosophie ist es, Hemmnisse abzubauen und vieles möglich zu machen, ganz nach dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“. So entstanden natürlich auch oft Berührungspunkte mit dem ADFC Frankfurt, in dem Stefan auch Mitglied ist.

Bitte stelle Dich in drei Adjektiven vor.

Nachdenklich. Hartnäckig. Naturliebend.

Wie bist Du zum Fahrradfahren gekommen?

Das habe ich wie viele schon als Kind gelernt und das Rad als ­flexibelstes Fortbewegungsmittel sehr zu schätzen gewusst.
So ist es bis heute geblieben.

Gibt es etwas Besonderes, das Du mit dem ADFC erlebt hast?

Da fallen mir viele Dinge ein. Ganz spontan zum Beispiel die City Parade im letzten Sommer. Es war einfach toll zu sehen, wie viele Menschen da mitgemacht haben und durch die Stadt geradelt sind. Ein weiteres Highlight-Moment meiner Arbeit war das Anradeln des „Roten Teppichs“ auf der Friedberger Landstraße. Damals noch mit Bertram Giebeler als verkehrspolitischem Sprecher und Klaus Oesterling als Verkehrsdezernent. Auch wenn es nur eine kleine Veranstaltung vorwiegend für die Presse war, es hat sich wirklich besonders angefühlt. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich auch die Preisverleihung in Berlin zum Fahrradklimatest 2022. Dass ich für Frankfurt den zweiten Platz in der Kategorie „Städte über 500.000“ Einwohner entgegennehmen durfte, hat mich stolz gemacht und sehr berührt. Das waren jetzt alles Dinge, die mit dem ADFC und meiner Arbeit zu tun haben. Aber ich erinnere mich auch gerne an die vielen guten Gespräche mit dem letztes Jahr leider verstorbenen Wehrhart Otto. Wir haben uns oft mit den Rädern am Alten Flugplatz in Bonames getroffen und es war immer ein sehr schöner Austausch.

Welchen Tipp rund ums Fahrrad hast Du für die Leser:innen von „Frankfurt aktuell“?

Es ist immer hilfreich, etwas zu Trinken und einen Müsliriegel dabei zu haben. Man weiß nie, wie lange die Ausfahrt dauern wird. Wenn ich nach einem langen Arbeitstag aus dem Büro nach Hause radele und noch eine kleine Schleife dran hänge, bin ich froh, etwas dabei zu haben. Zudem empfehle ich jedem, immer Werkzeug mitzunehmen. Jeder sollte zumindest einen Schlauch wechseln können. Das ist die häufigste Panne und so ist man einfach autonomer.

Was wünschst Du Dir für die Fahrradzukunft in der Region?

Die ehrliche Antwort: Radschnellwege. Die zu bauen, ist aber mega komplex und ein langer Weg. Bis diese Premiumlösungen kommen, wird es sicher noch viele Jahre dauern. Deshalb wünsche ich mir in der Zwischenzeit eine Aufwertung der Wirtschaftswege, damit Radfahrende wenigstens diese gut nutzen können. In der Wetterau wurden viele Wirtschaftswege bereits mit neuen Belägen versehen und das macht einen riesigen Unterschied. Man kann jetzt von Frankfurts Norden bequem bis nach Ockstadt durchradeln, ideal, wenn bald wieder die Kirschenzeit kommt. Eine weitere Sache, die ich mir wünsche, ist ein Mentalitätswandel. Dass also mehr Leute Fahrrad fahren. Der Raum in der Stadt ist ja da, wir müssen ihn nur nutzen. Außerdem wünsche ich mir mehr gegenseitigen Respekt unter den Verkehrsteilnehmenden. Wenn ich da an meine Urlaube mit dem Rennrad in den Alpen oder Pyrenäen denke, dort ist es ganz anders. Kommt ein Auto vorbei, wird man freundlich begrüßt und sogar noch angefeuert. Zurück im Taunus stehen wieder heftige Aus­einander­setzungen mit den Fahrer:innen von Luxuskarossen an. Es ist also noch Luft nach oben im freundlichen Miteinander.

Das Gespräch führte Hannah Kessler