Ein Stück ADFC-Geschichte
Das Infomobil geht auf seine (vorerst) letzte Fahrt
Das Infomobil war lange Zeit ein wichtiges Element der Außendarstellung des ADFC Frankfurt. Es ist ein mobiler Informationsstand mit ausreichend Platz für Material und Ausrüstung und mit einer großen Fläche zum Auslegen von Informationsbroschüren und Büchern. Zum Einsatz kam das Infomobil bei verschiedensten Veranstaltungen, aber auch einfach so an der Nidda, wo man Radfahrerinnen und Radfahrer ansprechen konnte.
Konstrukteur war Harald Braunewell, der dem Fahrgestell eines stählernen Fahrrad-Anhängers eine bis ins Detail durchdachte Holzkarosserie anpasste.
Die Einsätze für dieses technische Wunderwerk wurden im Lauf der Jahrzehnte immer seltener, jetzt drohte gar die Verschrottung, weil es in der Brotfabrik, unserem neuen Domizil, keinen Platz dafür gibt.
Als ich davon hörte, war mir klar, dass dieses einmalige Stück ADFC-Geschichte unbedingt gerettet werden musste. Platz dafür ließ sich in der heimischen Garage schaffen, aber wie sollte ein so sperriger Anhänger dorthin kommen?
Keines meiner Fahrräder hatte eine Anhängerkupplung und meine ersten Versuche, so ein Teil anzubringen, scheiterten, weil die Maße der Kupplung nicht zur Sattelklemme passten. Da erklärte sich Peter Schepko bereit, mir sein als Zugmaschine ausgerüstetes und erprobtes Rad zur Verfügung zu stellen.
Auf dem Weg zum alten Infoladen in der Fichardstraße konnte ich mich ein wenig an dieses Fahrrad als Solofahrzeug gewöhnen. Dann kuppelte ich das Infomobil an und übte erst einmal in der Einfahrt an der Hauswand, den seitlichen Abstand einzuschätzen. 90 cm breit ist das Infomobil, diese Zahl behielt ich die ganze Zeit fest im Kopf.
Aufregend war es schon, auf einem fremden Rad und mit rund 65 Kilogramm im Schlepp in den Verkehr zu starten. Im kleinsten Gang legte ich los und der Koloss bewegte sich tatsächlich ohne Murren. Auch die hydraulischen Bremsen der geliehenen Zugmaschine erfüllten ihre Pflicht. Der schwere Anhänger warf mich nicht um und schob mich auch nicht über die Haltelinie an der roten Ampel hinaus.
Ich merkte schnell, dass zum Anfahren der richtige Gang nötig ist und genug Antritt, damit es nicht zu einem Fehlstart kommt.Große Beschleunigungen sind natürlich nicht drin, aber für eine Fahrt mit mäßiger Geschwindigkeit wird überraschend wenig Energie benötigt.
Das ändert sich schlagartig, wenn es auch nur ganz sanft bergauf geht oder wenn Gegenwind aufkommt. Dann wird plötzlich jeder Tritt zu echter Arbeit. Ich malte mir aus, was es bedeuten muss, zusätzlich noch eine Ladung Informationsmaterial und Ausrüstung dabei zu haben.
Meine Fahrtroute hatte ich so ausgearbeitet, dass es nur ein paar Meter weit gegen die Einbahnrichtung ging. Stark befahrene Straßen ohne Radweg vermied ich zu Gunsten von wirklich fast verkehrsfreien Nebenstraßen.
Viel Aufmerksamkeit erforderten Radfahrer, die nicht recht einsehen wollten, dass ich als entgegenkommender Kollege deutlich breiter war als sie selbst. Zweimal machte ich von hinten kommenden Personenwagen freiwillig Platz zum Überholen, aber zweimal wurde ich auch ziemlich rigoros zur Seite abgedrängt. Das schnelle Einbiegen zwischen parkende Fahrzeuge ist nicht ganz stressfrei.
Überraschend schnell war das Ziel der Reise dann in Reichweite. Das Hoftor stand offen. In großem Bogen nahm ich Anlauf. Ich wollte nicht an der Bodenwelle scheitern, die durch den leicht ansteigenden Gehweg und die etwas abfallende Toreinfahrt gebildet wird.
Da krachte es plötzlich und die Fuhre kam schlagartig zum Stillstand. Es dauerte ein bisschen, bis ich begriff, was passiert war.
Eine der beiden schrägen Deichselverstrebungen hatte das hintere Schutzblech des geliehenen Fahrrads zur Seite gedrückt und völlig verbogen. Dadurch war das Hinterrad blockiert worden, das in diesem Augenblick auf dem höchsten Punkt der Einfahrt gestanden hatte. Das Vorderrad und auch die Räder des Anhängers lagen etwas tiefer und wegen der leichten Kurve hatte das Hinterrad kein freies Spiel zwischen den diagonalen Deichselverstärkungen.
Hinzu kam vielleicht noch das sehr unvorsichtig um das Ende der Deichsel geschlungene Schloss, das dann den letzten Zentimeter Bewegungsfreiheit nahm.
An diese Gefahrenlage hatte ich während der ganzen Fahrt keinen Augenblick gedacht, das Unglück hätte auch unterwegs passieren können. Schwellen und Kurven hatte es genug gegeben. Ich bog das Schutzblech wieder zurecht und fuhr die wenigen Meter bis zu der Garage, in der jetzt das Infomobil auf seinen nächsten Einsatz wartet.
Wie es weiter geht, ist noch nicht ganz klar. Wahrscheinlich werde ich die Holzaufbauten demnächst einmal abschrauben und das Fahrgestell entrosten. Ein wenig Pflegeaufwand ist auf jeden Fall angesagt, aber im Prinzip bleibt das Infomobil weiterhin einsatzbereit. Vielleicht ergibt sich ja auch im Zeitalter der elektronischen Medien und der elektrischen Fahrräder eine Verwendungsmöglichkeit dafür.