Feuerwehr und Mobilitätswende – kein Widerspruch
Blaulicht trifft Rotmarkierung
In der öffentlichen Debatte wird häufig versucht, Rettungskräfte und Radwege gegeneinander auszuspielen, dabei passen diese beiden Interessen gut zusammen!
Ende Januar luden die für Mobilität und Feuerwehr zuständigen Dezernate zu einer gemeinsamen Pressekonferenz, an der auch der ADFC teilnahm. Das Thema lässt die Emotionen in der Bevölkerung und der Politik gerne hochkochen, und es wurden in der jüngeren Vergangenheit diverse Gerüchte zu angeblichen Konflikten gestreut, darum ließen die politisch Verantwortlichen an diesem Tag nicht ohne Grund die Fachleute aus der Verwaltung berichten und Fragen beantworten: Die Debatten sollten wieder auf eine sachliche Ebene gebracht werden – mit Erfolg.
Ingmar Bolle als stellvertretender Leiter des Straßenverkehrsamtes zeigte sehr anschaulich, dass es trotz knapp 100.000 zugezogenen Menschen in Frankfurt (ein Zuwachs von 15 Prozent zwischen 1998 und 2018) vor allem wegen des besonders gestiegenen Radverkehrsanteils nicht zu einem Verkehrskollaps kam und hier schon ein Grundstein für die Mobilitätswende, über die heute wieder viel diskutiert wird, gelegt wurde. Die Anzahl der werktäglich zurückgelegten Wege (Datengrundlage SrV) stieg durch das Wachstum der Stadt um 41 Prozent, aber der motorisierte Individualverkehr legte nur um 17 Prozent zu. Dafür stieg vor allem der Radverkehrsanteil um mehr als das Vierfache an!
So neu und überraschend wie manche Gegner das Thema finden, ist es nämlich gar nicht. Viele Menschen haben sich auch in der Vergangenheit schon einfach freiwillig fürs Fahrrad entschieden, sind dabei geblieben und haben so auch positive Gruppeneffekte ausgelöst. Auch wurde die Frage aufgeworfen, wieso über gefühlt jeden Poller und jeden entfallenen Parkplatz (egal ob legale Parkplätze oder ob Menschen einfach auf ihr „Recht“ zum Gesetzesbruch bestehen) groß in der Presse berichtet wird, während selbst Sperrungen großer Frankfurter Straßen für Baustellen nicht einmal im Kleingedruckten Platz finden. Hier wurde beispielhaft auf die Sperrung der Darmstädter Landstraße in nördliche Richtung über mehrere Wochen verwiesen, zu der es keine einzige Presseanfrage gab.
Die Feuerwehr berichtete, dass die Radwege in der Regel kein nennenswertes Problem für sie darstellen. Ganz im Gegenteil: Mit Fahrrädern lässt sich deutlich leichter eine Rettungsgasse bilden als mit SUVs, wie der stellvertretende Amtsleiter Markus Röck hervorhob. Die Feuerwehr hat inzwischen ein Vetorecht bei den Planungen. Im Normalfall muss die Feuerwehr aber nur selten davon Gebrauch machen, in aller Regel finden die Behörden eine gemeinsame Lösung. Bei Bedarf werden aber auch bereits umgesetzte Maßnahmen nachträglich optimiert.
Für die Feuerwehr ist die größte Herausforderung inzwischen, dass in Frankfurt über 7.000 Baustellen pro Jahr abgewickelt werden. Und das sind nur die offiziell angemeldeten! Viele davon betreffen die Feuerwehr zwar nicht im Alltag, trotzdem variieren täglich die überhaupt nutzbaren Straßen. Ein spezielles Navigationssystem für Rettungskräfte, das tagesaktuelle Straßensperrungen berücksichtigen kann, soll hier bald helfen. Modalfilter, Poller und Radwege hingegen verändern sich nicht jeden Tag und lassen sich daher sehr einfach einplanen und je nach Situation umfahren.
Was auch gerne vergessen wird: Jede Person, die mit dem Fahrrad durch Frankfurt fährt und nicht mit dem Auto, verbraucht weniger Platz und sorgt so für ein flotteres Vorankommen der Rettungskräfte. Unter letzteren finden sich nicht wenige, die auch mit dem Rad zur Feuerwache fahren und sich gleichzeitig mit ihrer Sichtweise bei uns im Verband engagieren – vielen Dank dafür!
Für uns als ADFC ist klar: Rettungskräfte, Radwege und allgemein die Mobilitätswende ergänzen einander gut. Und wenn Radwege ausreichend breit und durchgängig sind, können darauf auch große Feuerwehrfahrzeuge am Autostau vorbei fahren. Dass das in der Praxis gut funktioniert, zeigt unsere Videosammlung, bei der wir solche Situationen aus der ganzen Welt zusammengetragen haben.