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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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„Fränkisches Seenland“

Eine künstliche Landschaft –
aber schön und nah!

Zweieinhalb Stunden mit dem Auto, dreieinhalb Stunden mit der Bahn über Würzburg, direkt per Fahrrad in einigen Tagen (je nach Kondition) über gut ausgebaute Radfernwege – so erreicht man von Frankfurt aus das „Fränkische Seenland“ am Oberlauf der Altmühl, südlich von Nürnberg.

Das „Fränkische Seenland“ besteht aus drei größeren (Altmühlsee, Kleiner und Großer Brombachsee) und vier kleineren künstlichen Seen. Mittelpunkt, Bahnstation und Versorgungszentrum für alle Tourist:innen ist die Kleinstadt Gunzenhausen. Hydrologische Funktion der Seen ist es, das überschüssige Wasser der Überschwemmungsgebiete am Altmühl-Oberlauf nicht komplett in die eh schon wasserreiche Donau abfließen zu lassen, sondern in das notorisch trockene Franken.

Gepflegte Badestrände mit Sanitäranlagen

An den vier zentralen Seen gibt es jeweils durchgängige Seeufer-Rundwege für Fuß- und Radverkehr, meistens getrennt – Fußweg innen, Radweg außen. Es gibt knapp ein Dutzend kostenlos betretbare gepflegte Badestrände mit Sanitäranlagen und teilweise Gastronomie. Direkt am See liegen außer Gunzenhausen keine größeren Orte, aber zahlreiche kleinere Orte mit Hotels, Gasthöfen und Ferienwohnungen sowie drei größere Campingplätze.

Insgesamt ist das fränkische Seenland eine gute Radurlaubsregion für Familien oder für Erwachsene, die es gemütlich angehen wollen. Das Preisniveau ist deutlich günstiger als im Alpenvorland Oberbayerns oder gar an den Küsten von Nord- und Ostsee. Es ist „gut was los“, aber nicht überfüllt. Für Ausflüge per Fahrrad sind einige Orte mit alter Tradition und malerischem Stadtbild nah erreichbar: Spalt mit seinem Hopfenmuseum; Wolframs-Eschenbach, Heimat des Minnesängers und Parzival-Dichters; Ornbau, Merkendorf und Ellingen mit mittelalterlichem oder barockem Stadtbild. Etwas weiter entfernt, aber immer noch tagesausflugs-fahrradgängig für Erwachsene, liegen Ansbach, Roth und Weißenburg. Noch etwas weiter entfernt, erreichbar mit Fahrrad/Bahn-Kombi, sind Nördlingen mit seiner kompletten Stadtmauer, Dinkelsbühl und der Ballungsraum Nürnberg. Kulturell und historisch hat die Region, eine der ältesten Kulturlandschaften Deutschlands, viel zu bieten. Sie ist übrigens, eine Besonderheit im mehrheitlich katholischen Bayern, protestantisch geprägt.

Kein Ort ohne Brauerei

Kulinarisch gehört Mittelfranken eindeutig zu „Bierfranken“. Jeder etwas größere Ort hat mindestens eine mittelständische Brauerei. Besonders erwähnenswert ist die Kommunalbrauerei in Spalt, mit der Tradition des lokalen Hopfenanbaus. Unweit von Gunzenhausen, in Oettingen, sitzt aber auch der Billig-Bier-Gigant Oettinger mit güterzugweisem Mega-Mengen-Ausstoß.

Was die feste Nahrung angeht, so kommen Freunde des Schweinernen in Franken immer auf ihre Kosten. Schäufele (oder Schäuferla), kross gebackene Schweineschulter, nicht zu knapp bemessen, mit Kartoffelklößen, ist die regionale Spezialität schlechthin. Aber im Touristengebiet Seenland ist man heutzutage modern, es gibt auch leichte Gerichte, sogar „fechedarisch“! Ab September ist Karpfenzeit, und auch andere Süßwasserfische gibt es reichlich im Seenland – eine absolute Delikatesse ist der Saibling!

Wer im fränkischen Seenland mit dem Fahrrad Urlaub machen will, sollte bei der Wahl der Unterkunft ein wenig auf die Topografie achten. Ein paar Kilometer abseits der Seen beginnt im Norden und Süden die fränkische Mittelgebirgslandschaft. Unsere 4-er Kleingruppe hatte ein Ferienhäuschen in 10 km Distanz zum Altmühlsee im Internet ausgesucht. Schon der Ortsname Ober(!)höh(!)berg(!) hätte uns zu denken geben sollen. Nun ja, wir sind vier fitte erwachsene Bio-Biker:innen und machen gern mal Konditionstraining, aber jede Rückfahrt ins Quartier war mit einem schweißtreibenden Anstieg verbunden.

Mittelfranken ist im Sommer eine der wärmsten Regionen Deutschlands. Temperaturen über 30 Grad sind normal, die Triathlon-Stadt Roth bei Nürnberg (Konkurrent von Frankfurt) hatte auch schon mal 40 Grad. Wer mit Hitze Probleme hat, sollte bei der Radtourenplanung darauf achten, dass ein kühlendes Gewässer nicht zu weit entfernt ist.

Bertram Giebeler

Info

Separate straßenbegleitende Radwege sind eher die Ausnahme. Viele Radverbindungen werden auf kleinen Nebenstraßen im Mischverkehr geführt. Wer eine größere Radreise plant, für den empfiehlt sich das Fränkische Seenland als erholsamer Zwischenstopp auf der Main-Tauber-Altmühl-Donau-Route oder als Abstecher von der D-Route 9 (Romantische Straße) in Richtung Alpen bzw. der D-Route 11 nach München. Der große regionale Fahrrad-Rundkurs ist der „Fränkische Wasser-Radweg“. Auf www.fraenkisches-seenland.de – oder analog beim Fremdenverkehrsamt Gunzenhausen – gibt es alle relevanten Informationen. Sehr hilfreich ist auch die ADFC-BVA-Regionalkarte „Fränkisches Seenland“.