Rundfahrt von Frankfurt über den Hoherodskopf: Radeln, reden, relaxen
200 Kilometer an einem Tag
„200 Kilometer an einem Tag? Das ist nur was für ganz verrückte Radfahrer.“ So steht es in einem Internet-Kommentar zu unserer Tour vom 18. Mai 2023. Als ich letztes Jahr im September zum ersten Mal entschied, an so einer Tour mit Radlern aus der Fahrradbubble und dem ADFC teilzunehmen, dachte ich ähnliches. Wer wird da wohl mitfahren? Bin ich fit genug? Und was werden die wohl sagen, wenn ich da mit meinem Mountainbike ankomme?
Um es kurz zu machen: Ich habe meinen Einstieg ins Langstreckenradeln das letzte Mal gut überstanden und kam dieses Jahr mit umso mehr Begeisterung zurück. Gemäß dem Motto „der Weg ist das Ziel“, hatte Ansgar Hegerfeld wieder eine 200-km-Runde organisiert. Während auf der letzten „einsteigertauglichen“ 200-km-Tour im Herbst nur ein langer Anstieg auf dem Programm stand, sollte es diesmal noch etwas höher hinaus gehen. Kurz nach 12 Uhr trennten uns vom Mittagessen gute 250 Höhenmeter und 7,5 Kilometer. Aber der Reihe nach …
Treffpunkt war die Friedberger Warte, morgens früh um sechs. Ein gutes Dutzend Personen fand sich dort ein, und radelte ganz entspannt los, der Sonne entgegen. Schnell fanden sich innerhalb der Gruppe Gesprächsrunden. Mal mit Menschen die man schon kannte, mal mit (noch) unbekannten. Gequatscht haben wir über so ziemlich alles. Vom Wetter über den Job, Hobbies jenseits des Rads, zukünftige und vergangene Radtouren.
Nach wenigen Stunden gemütlichen Radelns gab es den ersten Boxenstopp an einer Tankstelle in Selters. Gestärkt nahmen wir den ersten Anstieg in Angriff. 26 Kilometer und rund 450 Höhenmeter hatten wir recht bald bewältigt. Letztes Jahr, als ich das erste Mal in meinem Leben eine 200er-Runde gefahren war, war ich zu diesem Zeitpunkt gut geschlaucht. Ein Jahr später war aber, dank vieler guter Tipps der anderen Radelnden auf der ersten Tour, mein Rad deutlich besser eingestellt. Der Sattel etwas tiefer und weiter nach hinten geschoben, der Lenker gekürzt und neue Griffe mit breiter Auflagefläche sorgten in Summe dafür, dass ich ganz entspannt an unserem nächsten Verpflegungspunkt in Hartmannshain ankam.
Aber noch lag ja die Hauptattraktion und wahre Herausforderung vor uns. Also zurück auf die Räder und das Gefälle genossen. 30 Kilometer später war es dann so weit. Rechts ab und hinauf auf den Hoherodskopf! Wir lösen an dieser Stelle den Verbund auf und jeder radelte (oder schob – auch das ist keine Schande!) die 250 Höhenmeter und 7,5 Kilometer hinauf. Dieser Teil der Strecke war der anstrengendste. Die Höhenmeter an sich waren knackig genug. Leider musste ich wegen eines zu engen Überholens durch einen Linienbus auch noch einen kurzen Schlenker durch das Kiesbett machen. Sogar unter Berufskraftfahrern scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass außerorts ein Überholabstand von mindestens zwei Metern gilt.
50 Höhenmeter vorm Gipfel verließen mich die Kräfte und ich schob ein paar Meter zu einer Stelle, an der ich kurz Pause machte, auf den nächsten wartete und ich mich wieder aufs Rad schwang. Kurz nach 13 Uhr war es dann geschafft, und wir wurden mit einem traumhaften Ausblick und Mittagessen belohnt.
Für die Abfahrt griffen wir dann alle wieder zu den Jacken. Oben auf dem Berg hatten wir gut Sonne getankt, aber jetzt ging es im Schatten der Bäume zügig den Berg hinunter. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von knapp über 60 km/h war die Abfahrt leider viel zu schnell vorbei. Auch dieses Tempo war natürlich vollkommen freiwillig und individuell. Wir sammelten uns unten an der nächsten Kreuzung und radelten dann gemütlich weiter.
Am Nidda-Stausee vorbei ging es weiter nach Nidda. Hier gab es das lang ersehnte Eis und Ansgar lüftete endlich die von ihm angekündigte Überraschung. Unsere Route führte uns an der steilsten Straße Hessens vorbei. Auf dem Hasenpfad in Dauernheim, nur wenige hundert Meter von der Strecke entfernt, warteten satte 29 Prozent Steigung! Das sind etwa 20 Höhenmeter auf knapp 70 Metern Straße! Hier kommt mancher an seine Grenze. Eine Versuchung, der mehr als die Hälfte nicht widerstehen konnte. Ich blieb standhaft mit einigen auf der eigentlichen Route stehen, um nicht doch noch nachzugeben. Nach gut 150 Kilometern und dem Hoherodskopf tat mir diese Extrapause auch sehr gut.
Der Rest der Tour war fast schon ereignislos. Den sehr gut ausgebauten Radweg an der Nidda entlang folgten wir entspannt aber zügig in Richtung Frankfurt, wo wir dann gegen 19 Uhr erschöpft aber glücklich an unserem Startpunkt ankamen.
Wie bei meiner ersten 200er war die Tour von unserem Tourguide perfekt vorbereitet. Natürlich ließen wir trotzdem keine Gelegenheit aus, ihn ein wenig zu ärgern, wenn er mal wieder eine Eisdiele links liegen ließ. Angenehme Fahrbahnbeläge gehören bei seinen Touren genauso zum Programm wie eine möglichst autofreie Streckenführung durch eine Natur, an der man sich kaum satt sehen kann. Genügend Pausen und Möglichkeiten seine Getränkevorräte aufzufüllen sind genauso eingeplant wie das obligatorische Eis. Wenn jemand eine Pause brauchte, legten wir diese selbstverständlich ein. Die langsamste Person gab das Tempo an. Noch ein wenig ausgelaugt kann ich die nächste Runde kaum erwarten.