Landesversammlung 2023: Es gibt viel zu tun
Parität und Generationenwechsel prägen den neuen Landesvorstand in radpolitisch herausfordernden Zeiten
Wie für so viele Veranstaltungen in diesem Jahr, hieß es auch bei der Landesversammlung des ADFC Hessen am 18. März in Frankfurt: Endlich wieder live! Und die Freude war nicht nur unter den Delegierten des KV Frankfurt groß, alle genossen es sichtlich, sich bei schönem Frühlingswetter im Saalbau Gutleut persönlich auszutauschen.
Zum Auftakt gab es zwei Grußworte aus dem Bundesverband: Amelie Döres, die aus Mainz angereist war, erzählte, richtig neidisch zu sein, auf den Radschnellweg ab Darmstadt und die vielen Verbesserungen im Frankfurter Stadtgebiet. Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider – etwas verspätet per Bahn aus Berlin – dankte allen Mitgliedern für ihren Einsatz, denn sie wisse, dass die Zeit für den Verein kostbar von anderen Aktivitäten (Haushalt, Kinderbetreuung etc.) abgezogen werden muss. Zudem gab sie einen Einblick in die Arbeit in Berlin, die mit der neuen Regierung und dem Verkehrsministerium nicht gerade einfacher geworden ist. Am Ende ihrer Rede appellierte sie an alle Frauen, sich aktiv an der politischen Debatte zu beteiligen. Ein Aufruf, dem wenige Stunden später diverse Teilnehmerinnen nachkommen sollten.
In seiner letzten Rede als Vorsitzender des Landesvorstands gab Xavier Marc einen Überblick über die vielen Tätigkeiten des letzten Jahres, in deren Zentrum unbenommen das Volksbegehren der Verkehrswende Hessen steht. Doch er unterstrich auch, wie viel noch zu tun ist: „Seit 2014 sind in Hessen nur 27 km neue Radwege an Landesstraßen gebaut worden. Knapp 3 km pro Jahr. Mit diesem Tempo würden wir in etwa 2.130 Jahren fertig und sind damit bundesweit absolutes Schlusslicht.“ Die Aufgaben für seinen Nachfolger Ansgar Hegerfeld, der nach der Mittagspause zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde, sind also klar umrissen. Dass die Lobbyarbeit fürs Radfahren aktuell nicht gerade einfach ist, berichtete auch Landesgeschäftsführer Sofrony Riedmann und scherzte, dass man sich ja manchmal insgeheim schon Verkehrsminister Andi Scheuer zurückwünschen könnte.
Ansgar Hegerfeld
Nachdem sich die Kandidat:innen für den neuen Landesvorstand mit spannenden Reden vorgestellt hatten, folgte die Wahl. Das Ergebnis ist ein paritätisch besetzter Vorstand, der mit Helga Hofmann, Eva Henniges, Sigrid Hubert und Silke Westermeier vier hoch motivierte Frauen gewinnen konnte. Xavier Marc, Bertram Giebeler, Paul van de Wiel und Ansgar Hegerfeld runden das Gremium ab. „Ich freue mich sehr darüber, dass wir mit einem nun wieder vergrößerten und in mehrerer Hinsicht diversen Vorstandsteam die vielen Themen angehen können. Die Mischung bezüglich Geschlechtern, Wohnorten und auch die vielen unterschiedlichen Erfahrungen im Verband sind eine ideale Basis für die Zukunft“, unterstrich Ansgar.
Die beiden scheidenden Mitglieder Monika Schmidt und Rolf Seemann bekamen selbstverständlich einen gebührenden Abschied. Rolf, der in seinen 13 Jahren Vorstandszugehörigkeit die grün-weißen Wegweiser auf Hessens Radwegen betreute, bekam genau ein solches Schild als Souvenir geschenkt. Allerdings eine einmalige, personalisierte Version mit Dankesschriftzug und allen von ihm gepflegten Radwegen als Einklinker.
Auf dem Nachmittagsprogramm standen weitere administrative Punkte, wie die Wahl der Delegierten zur Bundeshauptversammlung im November. Auch hier stellte sich eine sehr gemischte Gruppe aus jüngeren und älteren, männlichen und weiblichen Teilnehmer:innen auf. Erstmalig gab es dieses Jahr eine Schweigeminute für die getöteten Radfahrenden in Hessen.
Hannah Kessler