Editorial
Auf Strecken bis sieben Kilometer sei in der Stadt das Pedelec das schnellste Verkehrsmittel, dicht gefolgt vom Fahrrad, mit dem man schneller unterwegs ist als mit Bahn und Bus und fast genauso schnell wie mit dem Auto. Das zeigt eine Grafik, die von der Heinrich-Böll-Stiftung im Jahre 2014 veröffentlicht wurde und jetzt in einer Beilage der Süddeutschen Zeitung zu späten Ehren kam. In der Grafik ebenfalls miteinander verglichen werden die innerstädtischen Reisezeiten bis zu einer Distanz von 14 Kilometern. Da gerät das Fahrrad ins Hintertreffen, bringt uns aber immer noch so schnell ans Ziel wie Busse und Bahnen. Radfahrende mit elektrischer Unterstützung kommen gar fast so schnell voran wie Autofahrende. Die Ergebnisse der Studie basieren auf der geschätzten Durchschnittsgeschwindigkeit je Verkehrsmittel. Hier zeigt sich, dass die Reisezeiten Radfahrender selbst jenseits der häufig genannten Fünf-Kilometer-Marke durchaus mit anderen Verkehrsmitteln konkurrieren können. Und das schon 2014, noch bevor uns in Frankfurt breite Radspuren zu einer Beschleunigung verholfen haben.
Nun kommen wir sogar noch schneller voran: An einigen Ampel-Standorten im Stadtgebiet wurden Schilder mit einem grünen Pfeil für den Radverkehr montiert. Dieser darf, so er nach rechts abbiegen will, hier ungestraft auch bei Rot fahren. Mit der gebotenen Vorsicht, und natürlich mit Rücksicht auf querende Fußgänger und Fußgängerinnen. Denn die haben weiterhin Vorrang. Daran hat sich nichts geändert.
Es geht im Verkehr jedoch nicht nur um Beschleunigung. Stressfrei soll das Radfahren sein, entspanntes Dahinrollen ist oftmals wichtiger als schnelles Vorankommen. Dass das eine das andere nicht ausschließen muss, zeigen Fahrradstraßen in vielen Städten der Welt – und inzwischen selbst in Frankfurt. Ruhiger geworden ist es im Oeder Weg (unser Titelbild). Entspannter fährt es sich auf der Friedberger Landstraße. Oder auf dem Grüneburgweg. Auch auf der Berliner Straße. Oder, bald vielleicht, auf dem Anlagenring – eine Machbarkeitsstudie dazu liegt vor. Ansgar Hegerfeld, Verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Frankfurt, präsentiert deren Ergebnisse. Und berichtet über erstaunlich viele Projekte, die den Radverkehr in der Stadt voranbringen.
Alles bestens also? Nicht doch, wie die Auswertung des Fahrradklima-Tests zeigt. Im Schnitt reicht es nur zu einem mageren „Ausreichend“ für die Kommunen in unserem Verbreitungsgebiet – da bleibt noch viel zu tun hin zu einer wirklich fahrradfreundlichen Region. Bleiben wir dran, packen wir es an!