Warm durch den Winter – mit weniger Kleidung
Kleidung ausziehen, damit es wärmer wird, klingt auf den ersten Blick paradox, aber tatsächlich kann diese Taktik im Alltag helfen. Radfahrende produzieren nach 2-3 Minuten Fahrt ordentlich Wärme und wer zu dick eingepackt gestartet ist und länger als 10-15 Minuten fährt, fängt nicht selten an zu schwitzen. Nasse Kleidung bietet aber, unabhängig vom Material, nur wenig Schutz gegen den Fahrtwind und die Kälte allgemein. Das Ergebnis: es wird kalt, obwohl man eigentlich warm angezogen ist!
Synthetikstoffe oder Merinowolle – das ist Geschmackssache
Wichtig ist vor allem eine äußere Schicht, die den (Fahrt-)Wind abhält. Der Wind zerstört ohne diese Schutzschicht das wärmende Luftpolster direkt auf der Haut, was die gefühlte Temperatur stark reduziert („Windchill-Effekt“). Darunter sollte, je nach Temperatur, natürlich eine mehr oder wenige dicke Schicht isolierende Kleidung folgen. Ob hier auf Synthetikstoffe oder Merinowolle gesetzt wird, ist Geschmackssache. Wichtig ist vor allem, dass die Schicht(en) nicht zu dick sind und Feuchtigkeit schnell vom Körper abtransportiert werden kann. Baumwolle hat hier klar das Nachsehen, weil sie Feuchtigkeit gut aufnimmt – aber nur ungern nach außen weiterleitet.
Faustformel: wenn man sich beim Verlassen des Hauses kurz ärgert, dass man nicht noch ein bisschen mehr angezogen hat, hat man wahrscheinlich für die Fahrt alles richtig gemacht. Natürlich empfindet jeder Mensch Kälte anders und man sollte das persönliche Ideal durch Ausprobieren herausfinden, aber oft wird die selbst produzierte Wärme unterschätzt und man startet direkt viel zu warm angezogen. Wer unterwegs längere Pausen einlegen möchte, sollte sich besser noch eine weitere dickere Schicht Kleidung mitnehmen und erst dann anziehen, wenn man anhält.
Ansgar Hegerfeld