Die große Begeisterung blieb aus
In einer Konferenz zur Entwicklung des Radschnellwegs Wiesbaden - Frankfurt wurden bittere Drops verteilt
Die beiden größten Städte des Rhein-Main-Gebiets, Frankfurt und Wiesbaden, sollen zukünftig durch den Radschnellweg FRM 3 miteinander verbunden sein. Dazu wurde im Frühjahr 2022 eine Machbarkeitsstudie beauftragt.
Als Vorbereitung der Machbarkeitsstudie wurden variabel miteinander kombinierbare Streckenvarianten für den Verlauf des Radschnellweg FRM 3 identifiziert, die sich zum weitaus überwiegenden Teil am Verlauf der Autobahn A 66 orientieren.
Im ersten Schritt konnten sich interessierte Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer Online-Umfrage im September zu den vorgeschlagenen Streckenvarianten äußern und ihre Zustimmung oder Ablehnung äußern. Nach Abschluss dieser Online-Umfrage war dann die Expertise der lokalen Akteure gefragt und so kam es, dass sich Anfang Oktober Susanne Neumann (ADFC Frankfurt), Holger Küst und Thomas Thiemeier (beide ADFC Main-Taunus) in einer Web-Konferenz mit Brit Scherer (Projektleiterin FRM 3), Antje Quitta (Reg. Radverkehrsbeauftragte Regionalverband FrankfurtRheinMain), Cornelia Wienen-Zahn (Nahmobilitätsbeauftragte MTK) und Peter Domke (Fachplanung SSP Consult Köln) trafen.
Gleich zu Beginn der Konferenz stellten die ADFC-Akteure ihre generellen Anforderungen an den Radschnellweg FRM 3 vor:
- die durchgängig zügige Befahrbarkeit des Radschnellwegs; Hindernisse wie rechte Winkel sollten sich nicht im Verlauf des Radschnellwegs finden;
- Vermeidung von Umwegen;
- die Bevorzugung einer Führung ohne starke Lärmbelastung und Abgasimmission.
Anschließend ging es ins Detail, nämlich in die Besprechung des Für und Wider der einzelnen Streckenvarianten. Dabei wurden die ADFC-Akteure mehrmals aufgefordert, aktuell bestehende Hindernisse oder noch fehlende Infrastruktur bei ihrer Bewertung zu ignorieren. Dieser Aufforderung kamen sie gern nach. K.-o.-Kriterien bei der Auswahl der Streckenvarianten waren in der Regel starker Kfz-Verkehr, Konflikte mit zu Fuß Gehenden und Umwege.
Zum Abschluss der Webkonferenz wurden jedoch bittere Drops an die ADFC-Akteure verteilt, als der weitere Projektablauf zum FRM 3 erläutert wurde.
Nach der Vorstellung des Regionalverbands FrankfurtRheinMain soll die aktuelle Phase der Machbarkeitsstudie ergebnisoffen ablaufen. In diesem Sinne ging die Konferenz auseinander, ohne eine wirklich durchgeplante Strecke zwischen Frankfurt und Wiesbaden zu haben, und das verursachte bei den beteiligten ADFC-Vertreter:innen nicht wirklich Begeisterung. Schwerer wog jedoch, dass im Anschluss auch vom geplanten Radschnellweg betroffene Landwirte sowie Umweltverbände an der Machbarkeitsstudie beteiligt werden. Insbesondere der mögliche Einfluss der Landwirte sollte nicht unterschätzt werden, denn wenn diese einen Weg ablehnen, einen anderen jedoch akzeptieren, so würde zwecks Vermeidung von Problemen eher dieser genommen werden. Ergänzend spielen natürlich auch Kostenaspekte eine Rolle bei der Planung des FRM 3.
Voraussichtlich Anfang 2023 ist die Entwicklung der Route für den FRM 3 abgeschlossen. Im Spätsommer 2023 soll dann die komplette Machbarkeitsstudie mit einer vollständigen Darstellung der Ergebnisse zur Beschlussfassung durch die Kommunen vorliegen.
Aufgrund der bitteren Drops wird befürchtet, dass das Ergebnis eine verwinkelte Route mit vielen Umwegen sein wird – und dass bei möglicher Kritik von Radfahrenden darauf verwiesen wird, dass bei der Planung der ADFC doch mit am Tisch gesessen habe. Deshalb bilden wir unten die vom ADFC gewünschte Streckenführung des Radschnellwegs FRM 3 ab.
Holger Küst, Susanne Neumann