Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber
Berichte von Frankfurts Baustellen sind immer gut für eine feurige Schimpfkanonade. Es wäre natürlich kein Problem gewesen, auch in diesem Heft wieder mehrere Seiten zu füllen mit den sattsam bekannten Baustellenärgernissen, die diese Stadt gerade für die Radfahrer in großer Zahl und Vielfalt bereithält. Und der geneigte Leser hätte Beifall geklatscht und gesagt: Jawoll, genauso ist es! Mein Fotoarchiv quillt über von einschlägigen Bildern aller Kategorien von ärgerlich bis katastrophal. Wenn ich mich heute dafür entschieden habe, das Thema einmal von einer anderen Seite anzugehen, so deshalb, weil es in jüngster Zeit erste Anzeichen für ein Umdenken gibt. Solch zartes Pflänzchen will gehegt werden. Und so präsentiere ich Ihnen heute drei Beispiele, die die Hoffnung nähren, dass in Zukunft der Radverkehr an Baustellen mehr Beachtung findet als bislang üblich und dass Radverkehrsanlagen einmal für die zuständigen Sachbearbeiter mehr sein werden als eine leicht verfügbare Reservefläche. Baustelle Taunusanlage – Umbau Deutsche Bank Wenn alles gelaufen wäre wie gewohnt, gäbe es jetzt keinen Radfahrstreifen mehr für die Zeit des groß angelegten Umbaus der Doppeltürme der Deutschen Bank an der Taunusanlage. Die ersten Zusagen waren auf Sachbearbeiterebene schon wieder gemacht, den gesamten Bürgersteig als Baustellenfläche zur Verfügung zu stellen und den zu Zeiten nicht unerheblichen Fußgängerverkehr über eben jenen Radfahrstreifen umzuleiten. Dann geschah etwas Ungewöhnliches. Ein Vorgesetzter sagte nein, der Radfahrstreifen blieb. Nun nimmt die Baustelle ihren Lauf – mit Radfahrstreifen (siehe Foto). Durch den Umbau soll die Bankzentrale eines der umweltfreundlichsten Hochhäuser weltweit werden. Mit dem Erhalt des Radfahrstreifens vor dem Gebäude ist bis auf Weiteres erst einmal gesichert, dass der Radverkehr weiterhin seinen bescheidenen Beitrag dazu leisten kann. Baustelle Sonnemannstraße Auch bei der zweiten Baustelle spielt eine Bank die zentrale Rolle. Die Sonnemannstraße wird fein gemacht für den Einzug der Europäischen Zentralbank auf dem Gelände der ehemaligen Großmarkthalle. Da kann es schon mal eng werden für Fußgänger und Radfahrer. Und weil es nicht sonderlich lustig ist, mit dem Fahrrad auf 800 Meter Länge hinter einem Fußgänger herzuzuckeln, egal ob erlaubt oder verboten, haben sich die Zuständigen etwas einfallen lassen. Erstmals gibt es in Frankfurt eine beschilderte Umleitung für den Radverkehr (siehe Foto). In der Windeckstraße wurde eine Schleuse für die Radfahrer entgegen der Einbahnstraße eingerichtet und schon ist man in der Ostendstraße, die als Teil der zukünftigen Fahrradroute Fechenheim-Innenstadt schon heute gut geeignet ist, geruhsam in Richtung Innenstadt zu radeln. Alles bestens also, wäre da nicht der kleine Schönheitsfehler, dass das Grünflächenamt inzwischen in der Obermainanlage eine Baustelle eingerichtet und diese großflächig eingezäunt hat. Dumm, dass die Umleitungsstrecke für die eine Baustelle nun an den Zäunen der anderen ihr jähes Ende findet (Foto Seite 9). Wie? Sie meinen, das müsse doch zwischen den verschiedenen Ämtern koordiniert werden? Das meinen wir auch! Baustelle Große Eschenheimer Straße Die Baustelle Innenstadt, Titelthema der vorletzten Ausgabe dieses Heftes, ist ständigem Wandel unterworfen, so eine Art Wanderbaustelle. Das führt dazu, dass Bitten um Verbesserungen für die Fußgänger hier und Nachbesserungen für den Radverkehr dort gemeinhin abgelehnt werden mit dem Hinweis, dass in ein paar Tagen sowieso schon wieder alles anders sein wird. Nun haben sie es trotzdem versucht – und siehe da, es klappt, jedenfalls meistens. Seit ein paar Tagen sorgt ein gelb markierter Schutzstreifen in der Großen Eschenheimer Straße dafür, dass rechts vom Stau der Autos wieder genug Platz bleibt für die vorbeifahrenden Radler. Das gilt zwar nur für den Abschnitt zwischen Hauptwache und Stiftstraße, aber immerhin. Schön wäre es jetzt natürlich, wenn in dem Gewimmel unterschiedlicher Markierungen noch ein paar gelbe Fahrradpiktogramme dafür sorgen könnten, dass auch der letzte Autofahrer begreift, was der Zweck des Streifens rechts von den gelben Strichen ist. Auf dem Abschnitt zwischen der Stiftstraße und den Radwegen in der Eschersheimer Landstraße bzw. dem Oeder Weg müssen die Radler sich weiterhin ihren Weg suchen zwischen kreuz und quer stehenden oder fahrenden Autos oder im Slalom zwischen den Fußgängern über die Gehwege – je nach individueller Traute. Aber auch hier wird es eine Lösung für die Radfahrer geben, sobald es der Baufortschritt erlaubt. Versprochen?! Text: Fritz Biel, Fotos: Fritz Biel, Peter Sauer |