Radfahren als Hobby – und dann Kinder So viele schöne Tagesausflüge und Wochenendtouren lagen hinter uns, als sich im vorletzten Sommer Nachwuchs ankündigte, was die bange Frage aufwarf: wie wird es da weitergehen? Ist damit Schluss? Oder gibt es Möglichkeiten, daran anzuknüpfen? Die Entscheidung für einen Fahrradanhänger war da schnell gefällt. Wir fanden die Idee toll. Jetzt mussten wir nur noch Hanka davon überzeugen, dass es schön ist, darin zu sitzen. Die, das hatte sich schon vorher abgezeichnet, war sowieso am ehesten zufrieden, wenn sich etwas ruckelnd bewegt, und so war es kein Thema, die Touren etwas ausgiebiger zu gestalten. Der Anhänger entpuppte sich als bestes Schlafmittel, in dem sich die übliche Mittagsschlafenszeit glatt verdoppeln ließ. So war auch schon mehrmals eine Runde Grüngürtelradweg drin, und als ich mal übermütig wurde, landeten wir auf dem Feldberg. Zu Beginn dieses Jahres galt es dann, auf die zweite Tochter Tineke die Begeisterung ihrer Schwester zu übertragen. Das ist ganz gut gelungen, auch wenn Tineke den Anhänger nicht zum Anlass für einen Wellnesstag mit zusätzlichem Schlaf nimmt. So haben wir es im Frühjahr mal gewagt, zwei Tage am Stück durchs Rheinhessische zu touren. Den Tagesrhythmus etwas an den üblichen Schlafrhythmus angepasst, zwischendurch ausgiebige Pausen an Spielplätzen für den aufgestauten Bewegungsdrang und in den Schlafphasen zügig durchradeln – auf diese Weise lassen sich durchaus Tagesetappen von 60 bis 80 km bewältigen. Ermutigt durch die positiven Erfahrungen am Seltzradweg, gab es kurz darauf eine zweite Wochenendtour durch die Rhön, eine Kombination von Fulda-, Kegelspiel-, Ulster- und Milseburg-Radweg. Der hervorragende Asphalt auf diesen Strecken macht das Radeln sehr angenehm, muss ich doch nicht, wie sonst häufig, für drei Spuren schauen und überlegen, wie ich das ganze Gespann am besten um Schlaglöcher und Bodenwellen bugsiere. Auch die Federung am Anhänger ist schließlich kein Freifahrschein. Die Bahntrassenradwege, die ich sowieso sehr schätze, sind gerade auch mit Anhänger wegen der gemächlichen Steigungen eine feine Sache, hängen da doch derzeit gute 30 kg am Haken. Da erscheint einem in einem schwachen Moment so mancher Buckel in der Wetterau schon fast wie Alpe d’Huez. Eine Randnotiz: Am Milseburg-Radweg sind die Wege zu den Spielplätzen der Orte, die passiert werden, ausgeschildert – eine feine Sache, die wir ohne Kinder nie wahrgenommen haben und die gerne Schule machen darf. Mangels Zeit und gutem Wetter kam es leider in diesem Jahr nicht zu weiteren Wochenendtouren, auch wenn die Ideen nicht ausgehen. Aber so manch schöne Tagestour hat noch stattgefunden. Nun sind wir gespannt auf die nächste Saison. Mit zunehmender Mobilität der Kinder schwindet vermutlich die Begeisterung für längeres Stillsitzen. Deshalb werden wir im Frühjahr wieder neu testen müssen, was geht. Aus Elternsicht wäre mal eine Viertagestour an der Reihe. Lassen wir uns überraschen. Christian Martens |