Mit dem Fahrrad durch Paris Geht das denn überhaupt: auf einem Fahrrad Paris besichtigen? Eine so große Stadt mit so vielen Autos? Um das herauszufinden, sind meine Frau und ich am 31. Juli 2007 von einem Campingplatz 25 km südlich von Paris mit Fahrrädern gestartet. Ziel: die City der Hauptstadt Frankreichs. Man brauchte starke Nerven, um an und auf der Nationalstraße durch diverse Vororte bis zur Porte d’Orléans zu gelangen. Es gab viel zu sehen, vor allem Autos, Häuser, Gewerbe und Flugzeuge – aber auch das Denkmal für den „Postillon von Longjumeau“ (Adolphe Adam). Und es war überall sehr laut und belebt. Überraschenderweise wurde die Fahrt ruhiger, sobald wir innerhalb der Stadtgrenzen die Busspuren benutzen konnten. Jetzt hatten wir es nur noch mit Bussen und Taxis zu tun – und mit ein paar Radfahrern, oft auf den typischen grauen Fahrrädern, die man in Paris an vielen Stellen leihen und wieder abstellen kann. Wir erreichten die Ile de la Cité problemlos. Alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt konnten wir mit den Rädern erreichen. Das Verkehrsgewühl auf dem Place de la Concorde war meiner Frau nicht geheuer. Sie wich auf die Gehwege aus. Ich empfand es als spannender, und auch als angenehmer, mich durch die Autos zu schlängeln. Das ging ja ohnehin für alle nur im Schritttempo. An der Avenue des Champs-Elysées standen noch die Tribünen vom Finale der Tour de France. Niemand hat uns jedoch zugejubelt. Die Rückfahrt sollte per Bahn vom Eiffelturm aus erfolgen. Leider fuhr die Vorortbahn entlang der Seine nicht, so dass wir auf Anraten des Personals in die Métro Richtung Gare d’Austerlitz stiegen, und das mitten im Feierabendverkehr. Aber wir stießen auf überraschend wenig Kritik durch andere Fahrgäste. Nur ein Problem verfolgte uns ständig: der Zugang zu den Zügen ist mit Fahrrädern wegen der Sperren nur möglich, wenn man sich ans Bahnpersonal wendet, und zwar mit vorher entwertetem Fahrschein. Dann erst wird einem individuell aufgesperrt. Dasselbe gilt meistens auch nach dem Verlassen des Zuges. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie so ein System in Frankfurt wohl funktionieren würde... Tags darauf fuhren wir gleich per Bahn in die Stadt, um die lange Anfahrt zu sparen. Jetzt ging es über Notre-Dame, Louvre, Place Vandome und Oper zum Montmartre. Zu einem echten Abenteuer geriet nachmittags die Fahrt über den Boulevard de Magenta. Es gab hier außer der Busspur einen Radweg, aber den mussten wir uns teilen mit Fußgängern, Lieferanten, parkenden Autos, entgegenkommenden Radlern und Fahrradjongleuren, die nur auf dem Hinterrad rollten. Da aber den Autos auch nur eine Spur je Fahrtrichtung zur Verfügung stand, waren wir erheblich schneller als alle Pkw an der Gare d’Austerlitz. Auf unserem Zielbahnhof gerieten wir in eine Polizei-Razzia nach Schwarzfahrern. Wir landeten dadurch auf der für uns falschen Seite des Bahnhofs. Der Leser möge versuchen, sich vorzustellen, was das bedeutete: Fahrkarten zeigen, aufschließen lassen, noch mal durch die Razzia, Fahrkarten zeigen, durch den Tunnel, Fahrkarten zeigen, aufschließen lassen – endlich in Freiheit. Am nächsten Tag zeigten wir der Bahn verständlicherweise die kalte Schulter, luden unsere Räder aufs Auto und fuhren nach Versailles. Günther Gräning |