„Ich komm’ gern her“ ... sagte der Herr aus Frammersbach. Und schildert die radtouristischen Aktivitäten der kleinen Spessartgemeinde mit einer Begeisterung, die beim Zuhörer unmittelbar das Gefühl weckt: Da muss man mal hinfahren. Nicht zuletzt, um nach schweißtreibender Tour das hochgelobte örtliche Bier zu probieren. Das erste frühlingshafte Wochenende nach diesem langen Winter kommt gerade recht: Der Platz vor dem Bürgerhaus Bornheim erinnert an die Fahrradabstellplätze der Freibäder im Hochsommer. Mehr als 1.000 Besucher sollen es laut FR gewesen sein – ein neuer Rekord, der den eingangs zitierten Spessart-Touristiker sicherlich auch im nächsten Jahr wieder nach Frankfurt kommen lässt, um seine Region zu präsentieren. Regional – hier liegt der Schwerpunkt des Frankfurter Radreisemarktes. Das Saarland wirbt mit einem Stand für seine Radwege, Kirchheim stellt sich nicht nur als Mittelpunkt Hessens, sondern der ganzen Republik dar, das Weserbergland wird vorgestellt, während am nächsten Stand Bocksbeutelflaschen die regionale Besonderheit Frankens hervorheben sollen. Die Dame vom „Vulkan“ erläutert den aktuellen Ausbaustand des Vogelsberg-Radwegenetzes und schwärmt von dem erfolgreichen Rad-Bus-Konzept, mit dem an Wochenenden viele Velo-Touristen auf den Vulkan gelockt werden. Über-Regional geht es weiter: Elberadweg, Potsdam, Oberösterreich mit offiziellem Messestand, Osttirol, Masuren und Baltikum – überall eine Fülle an Informationsmaterial. Fragen werden in der Regel sachkundig durch die Vertreter der Regionen beantwortet. Radreiseveranstalter runden das touristische Bild der Veranstaltung ab. 5-Tage-an-der-Donau, Quer-durch-die-Alpen, Auf-Trails-durch-Kanada, Von-Portland-nach-San-Francisco. Im busbegleiteten Wohlfühlpaket durch Italien oder auf eigene Faust durch Frankreich: Das Angebot im Radreisebereich ist fast unüberschaubar geworden. Ebenso die Programme der Verlage, die sich auf Radreisen spezialisiert haben. Radführer der Provinz Genua, Bike-Atlanten der alpinen Regionen, Flusswanderwege in ganz Europa und darüber hinaus – wer sich mit Zeit und Ruhe dem Angebot nähert, wird sicher fündig. Die richtige Ausrüstung präsentieren gleich im Foyer des Bürgerhauses die Firmen Globetrotter und Supertramp. Zwischen wasserdichten Velotaschen und ultraleichtem Ferntourerzelt hat Brillen- Schick noch Platz gefunden, mit einer Vielzahl an hochwertigen Sportbrillen. Und die Technik? „Wir treffen hier auf ganz neue Kundenkreise, Menschen, die sonst kaum den Weg in unseren Laden finden würden.“ Werner Schneider von Per Pedale trägt den Arbeitseinsatz am Sonntag mit Fassung. Für den Fahrradhändler bietet der Radreisemarkt die Chance, im speziellen Segment Reiseräder hochwertige Produkte vorzustellen – zielgruppengenau. Und sich damit Käuferschichten zu erschließen, die Wert auf Qualität legen, ohne um jeden Euro zu feilschen. Dementsprechend sieht die kleine, aber feine Radpräsentation aus: Riese und Müllers Birdy in Reiseausführung, Utopia, Idworx – alles „nur vom Feinsten“. Nebenan bei Gnenikow-Füllberth Radsport setzt sich die Qualitätsoffensive fort. Dort steht der klassische Traum vom Reiserad: Rennradbasierend, filigran, leicht, schnell aussehend. Man möchte umgehend den nächsten Alpenpass ansteuern. Die Anfahrt dahin erleichtert wesentlich die Bahn. Alle Informationen dazu kommen allerdings nicht von dieser selbst, sondern von der Interessenvertretung der Bahnkunden, ProBahn. Auf deren Stand türmen sich Infoblätter, Fahrpläne und Radlerbroschüren. Die Deutsche Bahn ist aber auch vertreten – mit ihrem Call a Bike Projekt. Eine erfolgreiche Geschichte, wie der Frankfurter „Bike“-Disponent versichert. Diese ist zwar nicht in Heller und Pfennig zu rechnen, aber das Call a Bike gilt als hervorragende Imagekampagne für die Deutsche Bahn. Die rot-silbernen Räder von Call a Bike, jetzt wieder überall in der Innenstadt zu sehen, werden in Frankfurt bevorzugt von Pendlern genutzt, die per Bahn in die Stadt kommen. Das lässt die Frankfurter Bahn-Biker hoffen, demnächst auch in Offenbach präsent sein zu können. Es geht voran: grenzüberschreitender Radverkehr zwischen F und OF! Apropos OF: Die Aktivitäten des ADFC zeigen hier schon vorsichtige Annäherung. Vorerst wirbt „nur“ der ADFC Kreis Offenbach auf dem Frankfurter Radreisemarkt für seine eigene Veranstaltung im April im Bürgerhaus Dreieich. Und Frankfurt? Der Infoladen mit großem Stand, Radreisen und Reiseräder der Aktiven, Mitgliederwerbung durch den Mann mit der Mütze, Kultouren mit Kamilla Nuyken, Rahmencodierungen mit Alfred Linder, Bett&Bike mit Nicole Gilla (gut, gut – das gehört eigentlich nicht zu Frankfurt, sondern zu den anfangs beschriebenen Regionen) ... eine erfolgreiche Veranstaltung, das erste Mal unter neuer Regie von Achim Isenberg, aber mit dem alten bewährten Team. Selbst Radreisemarktgründer und langjähriger Organisator Ralf Paul war beeindruckt und sprach von einem neuen Besucherrekord. (ps) Reisen fürs Auge Ein wesentlicher Teil des Radreisemarktes findet im Clubraum 1 des Bürgerhauses statt: Die Lichtbildvorträge. Hinter diesem etwas altertümlich klingenden Begriff verbirgt sich sowohl die herkömmliche Diaschau als auch der digitale Laptop/Beamer-Vortrag. Die Spanne der Reiseziele reicht von klassischen Urlaubsländern wie Frankreich und Österreich bis zu ungewöhnlicheren Destinationen, wie z. B. Rumänien oder „Die romantische Straße in Zeiten des Hochwassers“. Die Vorträge sind mit bis zu 60 Zuschauern in der Regel gut besucht. Vor allem die Reiseberichte über das benachbarte europäische Ausland erfreuen sich bei den Besuchern traditionell großer Beliebtheit. Stolz notiert wird, dass es bei den sechs Dia- und zwei Beamer-Vorträgen zu keinerlei technischen Pannen kam. Trotzdem sucht Wolfgang Preising, der die Vorträge seit 10 Jahren betreut (und seine private Technik dafür zur Verfügung stellt), für den nächsten Radreisemarkt dringend eine Hilfskraft mit Kenntnissen der Dia- und Beamertechnik. Hier besteht die Möglichkeit zu einem begrenzten und überschaubaren Engagement im ADFC. Weitere Infos gibt es unter Telefon 06192-9 517 617.
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