10 Jahre Stammtisch der Nordwestgruppe Eher zufällig schauten wir kürzlich in unser Archiv und stellten mit einer gewissen Genugtuung fest, dass am 12. Februar 1995 das erste Treffen der Ginnheimer ADFC-Mitglieder stattfand. Bei Kaffee und Kuchen in der damals für ihre Kochkunst fast legendären „Ginnheimer Schönen Aussicht“ beschnupperten sich immerhin zwölf Personen, die meist keinerlei Ahnung hatten, wer außer ihnen denn noch zum erlauchten Kreis der Ginnheimer Fahrrad-Freaks zählte. Uns Initiatoren war lediglich Fritz Biel ein geläufiger Name. Es war und blieb holprig, aus den rund vierzig Adressen in der Mitgliederdatei mit einer Postleitzahl 60431 als Dateneigenschaft, eine homogene und lebensfähige Gruppierung zu kreieren, die bereit war, sich zu einem regelmäßigen monatlichen Rendez-vous einzufinden. Wir einigten uns vorerst auf gemeinsame Ausfahrten, hatten wir doch ein paar Leute in der Truppe, die sich in der näheren Umgebung gut auskannten. Die erste Feierabendtour ab der Straßenbahn-Endhaltestelle der Linie 16 lockte 15 TeilnehmerInnen an, die Zahl pendelte sich später bei etwa 10 ein. Die Termine hatten wir in frankfurt aktuell zum Besten gegeben, aber zur damaligen Zeit lag die durchschnittliche Auflage dieser Zeitung bei 500 Exemplaren, wovon gerade mal 20 im PLZ 60431 landeten. Da meldete sich ein ADFC-ler aus der Nordweststadt und fragte an, ob sich nicht auch sein Stadtteil einklinken dürfte, da sie für eine eigene Organisation zu schwach seien. Das gab unserer Gruppe den entscheidenden Kick. Würden wir auch andere Stadtteile dafür begeistern, könnte die Idee überleben. Mit einem bekannteren Startpunkt statt der Endhaltestelle der 16 würde die Resonanz wesentlich besser. Praunheim-Brücke wurde erkoren. Michael Dorgarten klinkte sich als Tourenleiter ein, der uns Neulingen zeigte, wie es geht. Mit frischer Motivation machten wir uns daran, ein eigenes Logo für die Nordwestgruppe zu schaffen: Der nach Nordwesten geneigte Ginnheimer Spargel mit einem Asterix-Radler (der auf die Römerstadt anspielen sollte und dem Kasseler „Man walking to the sky“ nachgebildet war) wurde zum Symbol für unsere Aktivitäten. Rund hundert Stammtische haben wir seither zelebriert, in zeitweise hektisch sich ändernden Lokalen, weil mal der Preis, mal das Ambiente, mal das Essen nicht schmeckte. Um einen harten Kern scharten sich gelegentliche Sternschnuppen, die schon nach kurzer Zeit wieder verglühten. Geblieben sind stets die Tourenaktivitäten, die nicht nur aus unserer Sicht das Frankfurter Tourenprogramm bereichert haben, sondern uns auch gelegentlich den Ruf eingebracht haben, Sezession zu betreiben, weil wir unsere Angebote als Touren der Stadtteilgruppe Nordwest ankündigen. Diesen mitunter offen geäußerten Vorwurf können wir leicht zurück weisen: Wohl nur wenige Gruppierungen innerhalb des ADFC Frankfurt haben so viele Aktive und Aktivitäten für den Stadtverband hervor gebracht wie die Nordwestgruppe. Wir kennen uns, wir pflegen untereinander regelmäßigen Kontakt, wir helfen uns gegenseitig. Wir sind übrigens für ADFC-Mitglieder aus allen Stadtteilen offen, die dort noch nicht über dieses Netzwerk verfügen. Früher bekamen die „NordwestlerInnen“ vor jeder Veranstaltung eine schriftliche Einladung, zugestellt von radelnden Boten. Im Zeitalter der eMail ist das viel einfacher geworden. Aber ein bisschen Mühe gehört zum Erfolg schon dazu. Dass die Gruppe nach 10 Jahren immer noch lebt, einige nachhaltige Freundschaften entstanden sind, ein paar Präsentationen des ADFC im Stadtteil gelungen sind – das ist ein Grund zum Feiern. Und für andere Stadtteile vielleicht eine Ermutigung, ein eigenes Nest zu schaffen, wenn es noch keins gibt. Freya und Alfred Linder |