Fahrradklima in Schwalbach
Macht Radfahren Spaß? „Oh ja!“ erklärte der größte Teil der Befragten. „Es macht riesig Spaß!“ Mit glänzenden Augen schwärmten sie von Radurlauben an Weser, Donau, in der Toskana oder sonstwo. Da war es nicht so einfach, diese Leute in die Wirklichkeit zurückzuholen. Schließlich wollten wir ja wissen, ob das Radfahren in Schwalbach Spaß macht und wie die Radfahrsituation bei uns beurteilt wird. Am Infostand, den Herr Eihausen vom BUND und ich im November 2003 anlässlich der bundesweiten Umfrage-Aktion kurzfristig organisiert hatten, hörten wir viele Klagen: Die Stadt tue nichts für Radfahrer. Die Autos führen zu schnell. Die meisten Radwege seien mangelhaft – zu schmal, durch Hindernisse eingeengt, unklare Führung, schlechte Oberfläche, nur über hohe Bordsteinkanten erreichbar. Weiter wurde bemängelt, dass es kaum Abstellanlagen gäbe und überhaupt keine Wegweisung. Mit den Fragen nach „Grünphasen für Radfahrer“ und „Aufstellplätzen an Ampeln“ konnten viele nichts anfangen. Wer so etwas noch nie gesehen hat, kann natürlich auch nicht beurteilen, was daran vorteilhaft ist. Dass die Gesamtnote mit 4,30 nur wenig schlechter ausfiel als in Frankfurt liegt daran, dass man in unserer 14.000-Einwohner-Stadt letztlich doch ganz gut Rad fahren kann, wenn man seine Schleichwege kennt und hauptsächlich in der verkehrsarmen Zeit unterwegs ist. Egal wo man wohnt, man kommt schnell ins Grüne und dort lässt sich’s prima radeln. Für das Fahren im Berufsverkehr, vor allem ins benachbarte Eschborn, muss man dagegen sehr selbstbewusst sein und ein „dickes Fell“ haben. Niemand wundert sich, dass Eschborn mit der Note 4,55 noch schlechter abgeschnitten hat. Aber das ist eine andere Geschichte... Anfang März wurde ich von der Stadt Schwalbach zur ehrenamtlichen Radverkehrsbeauftragten ernannt – vermutlich wollte niemand in der Stadtverwaltung diesen Job übernehmen. Allzu große Hoffnungen knüpfe ich an dieses Amt nicht. Aber es ist schon ein Fortschritt, künftig die gleichen Unterlagen wie die Stadtverordneten zu bekommen, um Stellung nehmen zu können zu Planungen, die das Radfahren erschweren. Ende März hatten Hajo Werner und ich ein Gespräch bei „unserem“ Bürgermeister, an dem auch die Erste Stadträtin sowie Vertreter des Ordnungsamts und des Bau- und Planungsamts teilnahmen. Die wenige Tage vorher in den Zeitungen zum Thema Radverkehr veröffentlichte „Kommunen-Schelte“ des „großen Bruders“ ADAC war bei dieser Zusammenkunft hilfreich. Wir haben den Eindruck, dass man bemüht ist, die Radfahrer und ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und bei der Verkehrsführung zu berücksichtigen. Wenn es eines Tages das vom Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main angestrebte regionale Radroutennetz gibt, sollte es nicht an Schwalbachs Stadtgrenzen enden. Also besteht die Hoffnung, dass dann wirklich einmal spürbar positive Ergebnisse für die Radfahrer realisiert werden könnten. Allzu viel muss ja bei uns gar nicht getan werden, wenn auf den Straßen, die keine Verbindungsstraßen zu den Nachbarorten sind, die Geschwindigkeit auf 30 km/h reduziert wird, Einbahnstraßen geöffnet und Bordsteinkanten abgesenkt werden. Manches Verkehrszeichen, das jetzt einen Weg für Radler benutzungspflichtig macht, ist entbehrlich. Einige dieser blauen Schilder stehen offensichtlich nur deswegen da, damit dort keine Autos fahren. Was soll man dazu sagen? Eva Kuschel |
16. Mai 2004 ADFC Frankfurt am Main e. V. |