Das blaue Schnäppchen
„...fünfundsiebzig – achtzig – fünfundachtzig, fünfundachtzig, der Herr da vorne, fünfundachtzig, – und neunzig, neunzig Euro für das blaue Damenrad, neunzig Euro, die Dame, neunzig zum Ersten, zum Zweiten, und – neunzig zum Dritten für dieses gute Stück! Gute Frau, holen Sie Ihr Rad hier oben ab! Und nun zum nächsten Fundstück: leicht angeschmutztes Mountainbike...“ Zugegeben, es war platt auf beiden Reifen. Und die vordere Lampe hing, etwas kläglich, nur noch in Teilen am Rahmen. Aber trotzdem schien es ein echtes Schnäppchen zu sein. Blau, Einkaufskorb vor dem Lenker, Nabenschaltung – ein Einkaufsrad für alle Tage. Aber dabei blieb es dann auch, der Rest der Fundstücke, die das Ordnungsamt der Stadt Eschborn vor der Eröffnung des 8. fahrRad-Aktionstages versteigerte, waren nur als Ersatzteilspender zu benutzen. Mühsam auf einem zu kleinen Tisch präsentiert, gingen einige der Schrottfahrzeuge unverkäuflich zurück ins städtische Archiv, andere wurden für wenige Euro veräussert. Vor dem Eingang des Rathauses fanden sich überwiegend einfachste Billigräder – sicher ein Zeichen dafür, dass Besitzer von Qualitätsrädern mehr als andere darauf achten, die Verbindung von schweren Schlössern und Masten im Straßenraum zu suchen.
Die Präsenz des ADFC war wieder sehr stark. Fahrrad-Check (gemeinsam mit der Fahrradwerkstatt des Abenteuerspielplatzes), Rahmen-Codierung und der Infostand wurden ergänzt durch die Präsentation der aktuellen Arbeiten zum Radverkehrsnetz Eschborn sowie des Projektes Bike & Business in Zusammenarbeit mit der GTZ und der Stadt Eschborn. Dr.-Ing. Wulf Rüthrich vom Darmstädter Planungsbüro Cooperative stellte ein Radverkehrskonzept für Eschborn vor. Das von der Stadt beauftragte Büro arbeitet seit einigen Monaten mit Hilfe des ADFC an diesem Konzept, so dass erste Vorschläge diskutiert werden konnten.
Einen besonderen Hinweis verdient an dieser Stelle das Super-Zelt des Kreisverbandes Hochtaunus, in dem regen- und sturmfest die vorgenannten Projekte präsentiert werden konnten, auch, als andere, einfachere Zeltpavillons schon ein Opfer der ersten Böen wurden. Doch da das Wetter immer noch deutlich besser war als die Vorhersage, kamen wieder so viele Besucher auf den Rathausplatz wie in den Jahren zuvor. Beweis: Die Anzahl der verkauften Bratwürste vom ADFC-eigenen Grill übertraf die des Vorjahres. Der Eschborner fahrRad-Aktionstag Ende April mausert sich zu einer festen Einrichtung in der Stadt. Und was wurde aus dem blauen 90-Euro-Schnäppchen? Nach geduldigem Anstehen am Pavillon des Fahrrad-Checks, wo mit Luftpumpe und einer Ersatzlampe geholfen werden konnte, ließ die neue Besitzerin das gute Stück gleich codieren. Rundum zufrieden verließ sie radelnd den Eschborner Rathausplatz auf dem – durch die Codierung – jetzt 100 Euro teuren blauen Schnäppchen. (ps)
; Spezial-Rahmen-Codierung an Spezialfahrzeug; ; Wulf Rüthrich (im Profil) erklärt das Radverkehrskonzept; ; Fahrrad-Kasper, fahrbereit und in Aktion. Fotos: E. Kuschel/V. Radek/ps
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8. Mai 2003 ADFC Frankfurt am Main e. V. |