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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Ausgabe 2/2001   März /April

LESERBRIEFE

Report from Bullshit Castle: Earl of Darkness regiert weiter
... und der ADFC macht sich zum Hofkasper

In dem Artikel zur ADFC-Verkehrssicherheitskampagne (in frankfurt aktuell 1/2001, S.11 abgedruckte Pressemitteilung des Bundesverbands) heißt es:

"Um Ausreden sind Radler, die ohne Licht erwischt werden, selten verlegen: Regnet es, rutscht der Dynamo fast immer durch. ..."

Eine Ausrede??

Viele Dynamos rutschen eben "serienmäßig" durch — bei Nässe, Schnee und (besonders) Schneematsch. Oft auch an brandneuen Fahrrädern und obwohl sie korrekt montiert sind. Weil die Reibung zwischen Reifen und Reibrolle nicht mehr ausreicht, die Fehlkonstruktionen anzutreiben. Die Hersteller dieser gefährlichen "Schönwetter"-Produkte haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Trotzdem haben fast alle dieser millionenfach den Verkehr gefährdenden Versager ein Prüfzeichen des Kraftfahrt-Bundesamts und sind Bestandteile vorschriftsgemäßer StVZO-Lichtanlagen. Und das in einem Land, wo es mehr als einmal im Jahr regnet ... woran liegt das?

Zur Erlangung des Prüfzeichens muss der Dynamo die Bauartprüfung der StVZO-TA24 bestehen. Die fordert nicht viel: Der Dynamo muss sich halt auf dem Prüfstand, natürlich trocken, drehen, die elektrischen Messwerte müssen den Anforderungen entsprechen. Das reicht für’s Prüfzeichen. Nässe? Igitt, womöglich würden dann die Prüfer nass werden ...

Ob die Lichtmaschine auch außerhalb des Labors, an real existenten Fahrzeugen bei normalem mitteleuropäischem Wetter funktioniert, scheint die Verantwortlichen — Kraftfahrtbundesamt, Verkehrsministerium, StVZO-"Experten"-Gremium, Hersteller und LTI (Lichttechnisches Institut der Uni Karlsruhe, führt die Prüfungen durch) — traditionell nicht zu interessieren. Liegt das nun daran, dass die Beteiligten selbst gern bei Regen im Dunkeln radfahren — oder eher daran, dass sie diese Erfahrung gar nicht kennen, weil sie nicht radfahren, also als Laien diesen Missstand verwalten?

Wird man nun im 3. Jahrtausend am Hof des Herrn der Dunkelheit "nicht alles anders, aber vieles besser" machen?

Die nächste StVZO-Fassung ist seit Jahren in Vorbereitung. Das Regelwerk zur Fahrradtechnik, dessen Umfang an repressiven Vorschriften im internationalen Vergleich ohnehin seinesgleichen sucht, soll weiter anschwellen. Die Altlasten wurden überarbeitet, auch die TA24 "Fahrradlichtmaschinen". Wieder keine Durchrutschkontrolle, wieder nur Laborbetrieb im Trockenen. Der Antrieb wird sogar noch praxisfremder: statt eines Fahrradreifens nun ein profilloses Antriebsrad mit mindestens 600 mm Durchmesser — Material, Form und Anordnung nicht beschrieben, das scheint den Prüfern überlassen zu sein. Ich kann mir Ausgestaltungen dieser Definitionslücke vorstellen, die auf eine Bauartzulassung von Dynamos hinauslaufen, die
an real existenten Fahrradreifen schon trocken durchrutschen ... vom Regen in die Traufe — beleuchtet, unbeleuchtet, egal, Hauptsache legal, Hauptsache vorgeschrieben.

So viel zum Stand der Dinge am Hofe des Earl of Darkness. Realistisch betrachtet war unter dem Zepter des aktuellen Thronfolgers, der dem Volk nie verheimlichte, dass sein Chef einen Autokonzern leitet, auch nicht mehr zu erwarten. Die Modernisierung historischer Vorschriften, unter denen bloß die ungehorsamsten Untertanen, die es nicht lassen können, notorisch außergewöhnliche (um den naheliegenden Begriff "asozial" zu vermeiden) Verkehrsmittel zu bewegen, leiden, gehörte schließlich nie zu seinen Zielen. Interessanter ist, ob die von der vom Hofe ausgestrahlten Dunkelheit betroffenen Untertanen bereit sind, aus dem schnöden Motiv, ihre Überlebenschancen in dieser schlechten Zeit zu steigern, etwas zu ihrer Erhellung zu unternehmen — und falls ja, was.

Im Februar '99 schickte der ADFC-Bundesverband im Rahmen des Verbändeanhörungsverfahrens eine ausführliche Stellungnahme zu der anstehenden StVZO/TA-Novelle an das Bundesverkehrsministerium. Abgesehen von diversen anderen verbraucher- und industriefeindlichen Ungereimtheiten (Anhänger werden deutlich aufwändiger und teurer, aber nicht unbedingt sicherer; das pauschale Liegeradverbot per Pedalreflektor wird fortgeschrieben, usw.) wurde darin auf das hier beschriebene Standard-Sicherheitsproblem bauartzugelassener Dynamos aufmerksam gemacht.

Der ADFC forderte unter anderem, die Dynamo-TA24 um eine Funktionsprüfung für Nässe und Schneematsch zu bereichern.

Eine Reaktion darauf ist mir bisher nicht bekannt — zu den anderen Kritikpunkten übrigens auch nicht. Es ist nicht gerade unwahrscheinlich, dass der seit Jahren kaum veränderte Entwurf der StVZO-Novelle, der repressiver ist als seine Vorgänger, eben so verabschiedet und gültig wird.

Was nicht zuletzt daran liegen könnte, dass die Wortführer der Untertanen vom Earl of Darkness nach dem Abschicken der besagten Stellungnahme — ausgearbeitet vom ADFC-Fachausschuss Technik, bestehend aus bodenständigen, ehrenamtlichen Bauern — das Thema nicht mit der gebotenen Energie weiter verfolgten.

Was wiederum dadurch erklärbar sein könnte, dass die von den betroffenen Untertanen gewählten, nicht blaublütigen Wortführer (Bundesvorstand) zu Verbraucherthemen traditionell keine dezidierte Meinung zu haben scheinen — wohingegen die in ihrem Auftrag handelnden Söldner (Bundesgeschäftsstelle), jedenfalls deren Chef, der einen Vertrag auf Lebenszeit zu haben scheint, wechselnde Vorstände dominierend (Unkenrufer sollen schon gemeint haben: nicht unblaublütig, eher etablierter Neuadel), die Meinung zu kultivieren scheinen, die Durchsetzung von Verbraucherinteressen sei nicht besonders wichtig.

Natürlich gehört die Frage "Warum geht mein Licht nicht mehr, warum dreht sich mein Dynamo nicht?" in die Öffentlichkeit getragen — die Ursachen benennend. Aber nicht so, wie hier geschehen: Der Verbraucher ist schuld, faule Ausrede. (?!!)

Ein öffentliches Armutszeugnis für eine Lobby, die angetreten ist, Radfahrerinteressen zu vertreten. Von ihr selbst ausgestellt.

Rainer Mai

Tour de Natur 2001
Erfreut las ich in "frankfurt aktuell" vom November/Dezember 2000 einen Bericht über die letzte Tour de Natur. Als Pressesprecher der Tour möchte ich auf einige Neuerungen 2001 hinweisen.

Der eingeschlagene Weg der letztjährigen Tour vom Protest gegen Autobahnprojekte in Mitteldeutschland zu einer Tour, die auch durch schöne, schützenswerte Landschaften radelt und mutmachende Projekte aufsucht, wird weiterverfolgt. Stationen im kommenden Jahr werden in Hessen und Niedersachsen das Fulda- und Werratal sein. Der Nationalpark Hainich, das Weimarer Land und das Saaletal stehen in Thüringen auf dem Programm. Den Abschluß bildet die einzigartige Landschaft in Oberfranken bei Staffelstein ("Gottesgarten"). Fest eingeplant ist bereits eine Führung in den Hainich durch die Nationalparkverwaltung. Die Umweltschützer werden dort u. a. über die Wiederansiedlung von Wildkatzen informiert. In Bad Langensalza wird das Ökozentrum Ziel der Radlerlnnen sein.

Erstmals in diesem Jahr sollen Vortouren aus Berlin, München und Dresden zum Startort Kassel organisiert werden. Weitere Orte, von denen aus Vortouren gestartet werden können, sind in Vorbereitung (Frankfurt bisher noch nicht) und können beim ADFC-Büro in Erfurt nachgefragt werden.

Verkehrspolitische Themen neben dem Protest gegen die A44 und A38 in Hessen bzw. Niedersachsen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. In Hann. Münden haben die TourteilnehmerInnen Gelegenheit, die fußgängerfreundliche Konzeption der Stadt zu testen. Kennzeichen dieser Planung ist ein neuartiger Fußgängerstadtplan. Das Thema "Wohin fährt die Bahn?" steht in Jena im Vordergrund. Dort ist eine Podiumsdiskussion mit Vertretern von Bahn und Stadt angedacht. Letzter Punkt dieser Reihe ist der "Umweltbahnhof" im südthüringischen Sonneberg. Dieses Vorzeigeprojekt droht zur Farce zu verkommen. Zur Zeit ist dort nur eine Strecke angebunden.

Jeder, der Lust hat, kann bei der familienfreundlichen Tour de Natur mitradeln. Wer möchte, kann sich schon jetzt anmelden oder Informationen anfordern: ADFC Thüringen, Espachstr. 3a, 99094 Erfurt, Tel. 0361/2251734, Fax 2251746.

Auch im Internet gibt es Informationen zur Tour de Natur und die Möglichkeit, sich anzumelden: http://tourdenatur.net

Klaus Schotte
(Tour-Pressesprecher)

Mehr Licht!
(zu "Licht aus der Flasche" in ffa 01/2001, S.11) Mit Verlaub, wer DM 500,- für eine Lampe dieser Technologie bezahlt, hat sich gehörig das Fell über die Ohren ziehen lassen!
Mittlerweile ist die Akkutechnologie mehrere Generationen weiter. Das mindeste wäre ein Nickel-Metallhydrid-Akku. Stand der Technik ist aber — Mobilfunk und Laptop sei Dank — der Lithium-Ionen-Akku. Da wäre es dann auch kein Problem, 5 Stunden bei Fernlicht zu fahren. Ein mikroprozessorgesteuertes Ladegerät gehört selbstverständlich dazu. Andernfalls leidet die Akkulebensdauer — gerade beim NC-Akku mit seinem Memoryeffekt ein Riesenproblem! Die Umweltschädlichkeit des Schwermetalls Cadmium möchte ich lieber gar nicht erwähnen.
Naja, für DM 70,- Material bekomme ich das Ganze auch selbst hin. Mit der Differenz mach' ich mir dann ein schönes Wochenende im Süden.

Bernd Reiter

Bericht über die Tour de Natur
Sehr geehrte Damen und Herren,ich habe ihren Artikel über die Tour de Natur 2000 gelesen und möchte Ihnen daher noch einige Informationen über die Tour de Natur allgemein und deren Geschichte zukommen lassen, da es Sie vielleicht interessieren könnte. In Ihrem Artikel werden wichtige Punkte wie das Verneinen von Autobahnen und das Befürworten der Mitte-Deutschland-Bahn angesprochen und gleichzeitig aufgezeigt, dass die Tour Lebensfreude vermitteln soll, was ich sehr befürworte, denn oftmals wird die Tour viel zu einseitig dargestellt. Ich hoffe, dass Sie auch weiterhin über die Tour de Natur berichten werden, denn auch nächstes Jahr wird es wieder eine Tour geben, wobei die Strecke schon festgelegt ist. Die Tour soll beim nächsten Mal in Kassel starten und in Staffelstein enden. Falls Sie noch Interesse an weiteren Informationen haben, bin ich gerne bereit, Ihnen weitere Auskünfte zu geben.
Mit freundlichen Grüßen

Kyra Morawietz,
ADFC LV Thüringen e. V.

Anm. der Redaktion: Einen Vorbericht über die nächste Tour de Natur bringen wir voraussichtlich in der Mai-Ausgabe.

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