Freier Blick aufs Schaufenster und ungehinderter Zugang zur Ladentür (hier mit dem Inhaber), wo vorher Autos parkten
Foto links: Peter Sauer /Foto rechts: Sven Helpensteller
Freie Sicht aufs Wohnzimmer
"Der ADFC ist schuld": Wie ein Ladenbesitzer den Blick auf sein Schaufenster verbesserte
Sven Helpensteller betreibt seit einigen Jahren die Wohnzimmer-Werkstatt in der Heidestraße. Die Heidestraße ist eng, beidseitig zugeparkt, so dass auch für Passant:innen nur wenig Platz bleibt zwischen Hauswänden und parkenden Autos. Wer hier einen Laden mit einem Schaufenster betreibt, wird von Vorübergehenden oder -fahrenden leicht übersehen. Zudem lassen die hohen Häuser der Sonne wenig Zeit, Licht in die Straßenschlucht zu bringen. Wer im Laden arbeitet, tut das im Dunkeln, sobald Lieferwagen oder größere SUVs die Schaufenster gegen die Sonne abschirmen. Das fand Sven unschön und erinnerte sich an einen Beitrag in Frankfurt aktuell, in dem das Prozedere vorgestellt wurde, mit dem man als Anwohner Fahrradabstellplätze im Stadtteil initiieren kann (Frankfurt aktuell 1_2019 "Besser geht's mit Verbündeten"). Also schrieb Sven den Ortsbeirat an, argumentierend, dass der aktuelle Zustand vor seinem Laden nicht nur unschön und hinderlich sei, sondern geradezu geschäftsschädigend. Passanten würden den Laden nur schlecht wahrnehmen, und wenn doch, sei es wegen der Enge auf dem Bürgersteig kaum möglich, vor dem Schaufenster zu verweilen. Außerdem habe er immer wieder Probleme damit, zwischen den eng stehenden Fahrzeugen vor seiner Türe eine Lücke zu finden, durch die er ein Fahrrad in seine Werkstatt bugsieren könne. Das müsse, meinte Sven, anders werden, und er fand Gehör beim zuständigen Ortsbeirat 4. Es sei doch naheliegend, vor einem Fahrradladen Fahrradabstellplätze zu schaffen – wenn nicht hier, wo denn dann? In seinem ausführlich begründeten Antrag auf die Installation einiger Fahrradbügel zulasten zweier Autoabstellplätze schlug Sven sogar Park-Alternativen für den Autoverkehr vor. Der Ortsbeirat stimmte dem Antrag zu und kurz darauf meldet sich Jan Annendijck vom Radfahrbüro bei Sven und kündigte an, dass der Antrag bearbeitet werde. Sven teilte dem Bauamt seine Vorstellungen mit, u.a., die Bügel so aufzustellen, dass der Zugang zu seiner Werkstatt nicht beeinträchtigt werde. Darauf trat erst einmal Ruhe ein, von den Bauleuten erhielt Sven nie eine Antwort. Wer öfter schon mit Leuten vom Bau zu tun hatte, weiß, dass Kommunikation nicht unbedingt zu deren Ausbildung gehört. Irgendwann aber standen zwei Mitarbeiter dieser Abteilung in der Heidestraße vor der Wohnzimmer-Werkstatt, beide über die Wünsche des Inhabers bestens informiert, und besprachen mit ihm die Details. Einige Wochen später wurden dann die Abstellbügel montiert, so dass nun jeder und jede einen freien Blick auf das Schaufenster genießen kann. Und Sven nicht mehr unter der Verdunkelung durch großkalibrige Fahrzeuge leiden muss.
Rund 16 Monate lagen zwischen dem Schreiben an den Ortsbeirat und der Montage der Bügel. Etwas Geduld ist also erforderlich, um mit solch einem Antrag Erfolg zu haben. Aber das Ergebnis lässt sich sehen und wertet den Platz vor der Wohnzimmer-Werkstatt in der Heidestraße deutlich auf.
Peter Sauer