"Dancing in the street ..."
Bereits in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben auch David Bowie und Mick Jagger diesen Song aufgenommen und im Video dazu auf einer leeren Straße getanzt, im Hintergrund immer ein wenig bedrohlich die Scheinwerfer einiger Autos, deren Fahrer offensichtlich nur darauf warten, dass die beiden Jungs die Straße endlich freigeben. Daran erinnert mich der Parking Day an einem Samstagnachmittag im September in der Töngesgasse. Am Stand des VCD spielt eine Combo flotte Musik, ein Paar (später auch mehrere) tanzt auf der Straße, dahinter, fast schon drohend, eine Reihe Autos, wartend. Huptöne aber signalisieren Ungeduld, verhelfen jedoch nicht zum Vorankommen in der engen Straße. Wird die Fahrbahn zwischendurch wieder freigegeben, bleiben die Tanzpaare am Rand der Straße, rollen auffallend viele großkalibrige Monster zwischen den Ständen der Parking-Day-Initiatoren durch. Darunter sind deutlich sogenannte Poser auszumachen, die diesen Eindruck durch lautes Aufheulen ihrer PS-starken Vehikel bestätigen. Damit wird für entgegenkommende Radfahrende in der engen Straße eine echte Drohkulisse aufgebaut, die auch Fußgänger:innen erschreckt aufblicken lässt (was von den Autolenkern – es sind fast ausschließlich Männer – offensichtlich auch beabsichtigt ist).
Neben VCD, Greenpeace, Stadtbücherei und BUND ist auch der ADFC Frankfurt, wie in den letzten Jahren schon, mit einem eigenen Stand beim Parking Day vertreten. Neben dem kostenlosen Fahrrad-Check der Technik-AG, der gut angenommen wird, liegt der Schwerpunkt der Arbeit in diesem Jahr darin, Passant:innen zu einer Unterschrift für den Volksentscheid zur Verkehrswende Hessen zu bewegen. Angesichts des Chaos' in der samstäglichen Töngesgasse scheint das den meisten der Angesprochenen nur folgerichtig zu sein, so dass rund 200 von ihnen den Antrag für das Volksbegehren ausfüllen. Ein erfolgreicher Samstagnachmittag in einer übervollen Innenstadt, in der sich Fuß-, Rad- und Autoverkehr gegenseitig behindern und damit die Notwendigkeit einer Verkehrswende mehr als deutlich machen. Nicht nur, um in den Straßen tanzen zu können. Aber auch dafür.
PS: Die Firma Samen-Andreas half bei der Begrünung des Parking Day, indem sie kurzfristig Kübelpflanzen an die Standbetreiber:innen verlieh. Dafür hier noch einmal herzlichen Dank an das Frankfurter Gartenfachgeschäft.
Peter Sauer