"Bremszüge reißen manchmal"
Eine Ergänzung
Im letzten Heft (Frankfurt aktuell 5/20) haben wir gelernt, dass ein Bremsseil gelegentlich reißt. Es ist also gut, auf so ein Vorkommnis vorbereitet zu sein, damit es nicht völlig überraschend eintritt.
Unter Umständen bahnt sich das Problem nämlich schon dadurch an, dass erst eine oder zwei Adern reißen. Gelegentliche Kontrolle und das Beachten auch nur leichter Veränderungen beim Bremsgefühl sind deshalb wichtig.
Der richtige Ernstfall tritt normalerweise ausgerechnet dann ein, wenn es bergab geht oder man aus anderen Gründen besonders kräftig in die Bremsen greift. Gerade wer mit viel Gepäck unterwegs ist, sollte immer etwas Reserve einplanen und nicht erst im letzten Augenblick bremsen. Die Länge des Bremswegs hat auch etwas mit der Geschwindigkeit zu tun.
Wenn dann doch das befürchtete Ereignis eintritt, gibt es nur selten einfach einen Knall, sondern man spürt, wie das Bremsseil immer länger wird. Dann darf man auf keinen Fall loslassen und es erneut noch kräftiger versuchen!
Stattdessen gilt es, vorsichtig den Druck soweit zu erhöhen, dass es noch eine gewisse Bremswirkung gibt, nicht aber die restlichen Adern reißen. Durch vorsichtiges weiteres Anziehen der jeweils anderen Bremse kann man dabei einen Teil der verloren gegangenen Bremswirkung ausgleichen. Wenn man so zum Stillstand gekommen ist und die Bremse wieder loslässt, sollte man prüfen, ob nicht die Hülse, die zwischen dem Ende der Außenhülle des Bremszugs und dem Bremsgriff sitzt, verlorengegangen ist und vielleicht noch auf der Straße liegt. Diese Teile können bauartbedingt lose eingesetzt sein, meist sind sie heutzutage in den Bremsgriff eingeschraubt.
Ein (passendes !) Bremsseil sollte man immer dabei haben. Und dann sollte man es auch sofort einbauen und nicht erst nach einer Fahrt mit nur einer Bremse. Zur Not ersetzt ein fest zusammengezogener Knoten den abgerissenen Nippel. Dazu braucht man aber ein wenig Reserve am hinteren Ende des Bremsseils und möglichst eine Zange, weil die frisch abgerissenen feinen Drähte ein Verletzungsrisiko darstellen.
Es kann auch nicht schaden, ein paar Schraubnippel dabei zu haben, denn die nehmen wirklich nicht viel Platz weg. Eine Montage ist allerdings ohne Werkzeug nicht möglich und auf jeden Fall bei einem ausgefaserten abgerissenen Ende kompliziert.
Auch beim Loslassen eines Bremsgriffs ist immer Feingefühl angesagt. Wenn sich nämlich das Bremsseil nicht wieder völlig zurück zieht, weil die Zugkraft an der jeweiligen Bremse nicht ausreicht, weil das Seil nicht richtig in der Ummantelung gleitet, oder weil irgendetwas Hinderliches den freien Teil des Seils blockiert, dann wird das Bremsseil locker und springt aus der ersten Führungshülse.
Beim nächsten Bremsen greift man dann vollkommen ins Leere! Das ist noch gefährlicher als ein Bremsseil, das gerade zu Reißen beginnt. Wenn sich die Bremse beim Loslassen also irgendwie komisch anfühlt, sofort anhalten und überprüfen, was dahinter steckt. Meist ist die "Reparatur" ganz einfach: Das Bremsseil und seine Ummantelung wird wieder in die richtige Position gebracht und das Hindernis beseitigt. Weiter geht's.
Ingolf Biehusen