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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Systemrelevant

Das Wort des Frühjahrs: "Systemrelevant". Systemrelevant sind Menschen, ohne deren Arbeit unser System, unsere Gesellschaft, unser Zusammenleben nicht funktionieren könnte. Ärztinnen, Krankenpfleger, Polizistinnen, Erzieher, Rettungssanitäterinnen, Feuerwehrleute. Auch das Fahrrad ist systemrelevant, wie sich in den vergangenen Wochen herausgestellt hat. Während Friseursalons oder Schuhgeschäfte geschlossen waren, durfte der Fahrradhandel seine Werkstätten offen halten. Beraten und Verkaufen war auch hier nicht gestattet, aber wer zur Erhaltung seiner Mobilität ein defektes Fahrrad reparieren lassen wollte, fand Hilfe. Auch die Arbeit an den Radverkehrsanlagen der Stadt ging zügig voran, rote Farbe allüberall oder an vielen Stellen neu erstandene Abstellanlagen zeugen davon. Systemrelevant.

Die, die das bisher noch nicht getan haben, sollten aufs Rad umsteigen, lautete die Empfehlung. Die kam diesmal nicht nur von Bürgern, die sich um unser Klima besorgt zeigen, oder von Anwohnern, die der Übermacht des motorisierten Verkehrs etwas entgegensetzen wollten. Direkt aus Berlin, direkt aus den Regierungskreisen unserer Republik, kam die Empfehlung, sich statt in U- oder S-Bahnen, in Trams oder Bussen kutschieren zu lassen, lieber auf das Fahrrad zu steigen. Dort könne man dem Virus, das zurzeit unser Leben bestimmt, leichter entgehen als in öffentlichen Verkehrsmitteln, könne man den geforderten Mindestabstand zu den Mitbürgern, die nicht im eigenen Haushalt leben, leichter einhalten.

Viele haben es getan, haben sich an die Empfehlung aus Berlin gehalten, haben sich aufs Rad gesetzt. Wenn nun aber eine Mobilitätsform systemrelevant wird, muss das "System" auch dafür Sorge tragen, dass diese Art von Mobilität immer und überall sicher durchgeführt werden kann. Dazu gehört dann auch, das "System Radverkehr" auszubauen, zu pflegen, weiter zu entwickeln. So kommen weitere Berufszweige dazu, die in die Systemrelevanz aufgenommen werden müssten. Straßenmarkierer, die Radstreifen rot einfärben, Bautrupps, die Abstellbügel montieren, Fahrradhändler, die ihre Werkstätten offen halten. Grund genug also, sich die eine oder andere Berufsgruppe, die sonst wenig im Lichte der Öffentlichkeit steht, einmal genauer anzuschauen, ihre Arbeit und damit ihre Systemrelevanz ins Bild zu setzen. Zum Beispiel die, die überall in der Stadt zwei Löcher eng nebeneinander in den Asphalt oder das Pflaster bohrt, um dort Abstellbügel zu montieren.


Bild zum Artikel Peter Sauer


Bild zum Artikel Peter Sauer


Bild zum Artikel Peter Sauer

Bügelsetzer

Kommt meist in der männlichen Form vor, als Trupp von zwei Mann. Taucht pünktlich zum verabredeten Termin auf. Hat alles, was benötigt wird, auf der Ladefläche des Lastwagens: Abstellbügel, Kompressor zum Betrieb des Bohrers, Wasser zur Kühlung des�Bohrkopfs, Schläuche, Schnellzement, Beton. Plant die Arbeit akribisch, misst exakt den Abstand zwischen den Bohrlöchern. Der Truppführer bedient die Bohrmaschine, der Helfer klopft mit einem Gummihammer unter hohem körperlichen Krafteinsatz auf den Bohrkopf, um den Bohrkern zu lösen und ihn in einem Eimer aufzufangen. Montiert die Bügel mit schnell trocknendem Zement, bevor sie mit Beton versiegelt werden. Er stammt meist aus der ländlich geprägten Region jenseits der Stadtgrenze, ist nicht sehr gesprächig. Setzt nicht nur Fahrradabstellbügel, sondern macht (laut Eigenaussage) "alles". Klagt über Frankfurter, die ihr Rad an noch nicht fertigmontierte und nicht festsitzende Bügel anschließen wollen. Arbeitet deshalb mit Schnellzement. Steht der Stadt grundsätzlich skeptisch gebenüber. Hinterlässt zu Feierabend einwandfreie, sehenswerte Ergebnisse seiner Arbeit.


Peter Sauer