"Schlaraffenland für alle Freunde der Topographie"
Die Schließung von Landkarten Schwarz hinterlässt
eine große Lücke in Frankfurt
Im November habe ich es zufällig aufgeschnappt: Landkarten Schwarz schließt zum Jahreswechsel. Eine gewisse Fassungslosigkeit machte sich breit, gehörte dieser Laden für mich doch zu denen, die ich in Frankfurt mit am häufigsten aufsuchte.
Ob nun Sommerurlaub oder Wochenendradtour – auf anständiges Kartenmaterial kann und will ich nicht verzichten. Und eins war bislang sicher: Bei Landkarten Schwarz gab es das Gesuchte. Ich habe es nie geschafft, Wünsche zu äußern, die derart exotisch waren, dass erst bestellt werden musste. Eine präzise Beschreibung der Reiseregion, ein gezielter Griff des Personals ins Regal, und schon hielt ich die Karte in der Hand, die ich suchte – oder gleich mehrere mit kurzen fachkundigen Kommentaren zu jeder und dem Hinweis, ich möge mir die einzelnen Karten in Ruhe anschauen und dann entscheiden. Beim Stöbern im Laden blieben die Augen auch mal bei einem der ausliegenden Buchtitel hängen, der dann im Affekt als Beifang ebenfalls den Weg zur Kasse nahm, um hinterher für Lesegenuss zu sorgen.
Ja, im digitalen Zeitalter ist Orientierung auch ohne eine Karte aus Papier möglich, aber das ist nicht dasselbe. Eine Karte ist und bleibt eine Karte. Okay, ich bin erblich vorbelastet mit einer Mutter, die beim Landesvermessungsamt gearbeitet hat, aber die Kommentare im Internet zu Landkarten Schwarz, die alle vor Bekanntgabe der Schließung verfasst wurden, zeigen, dass ich nicht der einzige bin, der so tickt. Die Kommentare changieren alle im Bereich von Begeisterung bis hin zu Euphorie. Mein Favorit unter all den Lobeshymnen: "Was für ein Schlaraffenland für alle Freunde der Topographie!" Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Das ist jetzt leider nach stolzen 116 Jahren Geschichte.
"Bei uns beginnt Ihr Urlaub". So lautete bis vor kurzem der Werbeslogan auf der Website von Landkarten Schwarz. Als ich im Dezember einen der Inhaber vor Ort fragte, was das im Umkehrschluss heißt, wenn es sie nicht mehr gibt, bekam ich keine Antwort. Ich fürchte, die werde ich nie bekommen.
Christian Martens