Platz für das kostenlose Abstellen von Blech gibt's in Frankfurt reichlich …
Paul Fremer
Öffentlicher Raum: Das Geschenk
Die Großzügigkeit der Stadt Frankfurt beim
öffentlichen Raum
Die Stadt Frankfurt wird jedes Jahr in unterschiedlichsten Studien als eine attraktive und lebenswerte Stadt bewertet. Das ist eine gute Nachricht und freut uns Frankfurter. Attraktive Städte wachsen, so auch Frankfurt. Wächst die Zahl der Einwohner einer Stadt stärker als die Wohnfläche, wird eine Stadt in der Regel teurer. Das ist in Frankfurt der Fall und freut die meisten Frankfurter und die, die es werden wollen, weniger.
Was ist also zu tun? Mehr Wohnraum schaffen, das ist klar – aber wo?
Verdichten, Grünflächen bebauen, neue Stadtteile entwickeln: Alles Ideen mit vielen Nachteilen. Insbesondere das Stadtklima wird dabei immer wieder als negativer Effekt genannt – wahrscheinlich zu Recht. Diverse Studien und die eigene Erfahrung zeigen, dass die Stadt immer wärmer wird, die Luft schlechter und mit dem bevorstehenden Klimawandel die Stadt im Sommer bald unerträglich wird.
Wir brauchen also Platz. Platz zum Wohnen, Platz zum Aufhalten aber vor allem auch mehr Grünflächen; zum Abkühlen. Hinzu kommen auf einmal Menschen, die Platz brauchen, um sperrige Lastenräder und Fahrradanhänger abzustellen. Fahrräder kann man mit Mühe und Not im Keller, in der Wohnung oder im Hinterhof abstellen. Lastenräder und Anhänger nicht wirklich. Platz, den es in einer beengten Stadt wie Frankfurt nicht gibt …
links:
Kostenpflichtige Tiefgarage …
rechts:
… und kostenloses Straßenparken in Innenstadtlage an selber Stelle
Paul Fremer
Oder doch? Geht man durch Frankfurts Straßen, sieht man mit etwas Vorstellungskraft überall sehr, sehr viel Platz. Ungenutzten Platz. Dort stehen "Fahrzeuge", die im Durchschnitt eine Stunde am Tag fahren, die einer Person gehören und einer Person nutzen. Die restlichen 23 Stunden am Tag stehen sie am Straßenrand oder anderswo in der Stadt. Nahezu kostenlos. Müssen die dort stehen? Braucht man die dort, in der Stadt? Können wir uns das leisten? Ist es das den Menschen wert?
Nein, natürlich nicht! 60 Euro für zwei Jahre. Das ist es den Menschen wert. 70, 80, 90 Euro im Monat für einen überdachten Platz in einer Quartiersgarage ist es den meisten nicht wert. Sonst stünden diese subventionierten Tiefgaragenplätze nicht überall leer. Daher nochmal die Frage; wollen wir uns das leisten?
Schaut man sich eine beliebige innenstadtnahe Straße in Frankfurt an, beispielsweise die Heidestraße zwischen Saalburgstraße und Höhenstraße (Foto oben), 600 Meter lang, zählt man auf diesem Straßenabschnitt 156 nahezu kostenlose Pkw-Stellplätze. Das entspricht bei 10 m� pro Stellplatz (durchschnittliche Größe eines Kinderzimmers) insgesamt 1.560 m�. Bei den aktuellen Quadratmeterpreisen für Mietwohnungen in Frankfurt von ca. 15 Euro, sind das monatlich 23.400 Euro. Bei fünf Stockwerken werden es ca. 120.000 Euro oder auch 600 Kinderzimmer. In zwei Jahren sind es ca. 2,9 Millionen Euro – auf 600 Meter in der Heidestraße. Demgegenüber stehen bei 156 Stellplätzen Einnahmen von 9.360 Euro in zwei Jahren durch den Anwohnerparkausweis.
Ein sehr großzügiges Geschenk der Stadt Frankfurt an einige wenige Autobesitzer.
Natürlich gibt es einige berechtigte Einwände gegen oben aufgeführte Rechnung. Im Wesentlichen, dass Häuser nicht beliebig erweitert werden können und falls doch, dass dies auch nicht ganz billig ist.
Der Kern der Aussage, dass die Stadt Frankfurt öffentlichen Raum an einige wenige Autobesitzer praktisch verschenkt und dieser weitaus besser und wirtschaftlicher genutzt werden kann, bleibt aber bestehen. Und dass dies zum Nachteil der Allgemeinheit geschieht, ist ebenfalls klar.
Also lasst uns die Kfz-Parkflächen durch Abstellplätze für Fahrräder und Lastenräder, durch Grünflächen, durch Außengastronomie und Geschäftsauslagen ersetzen! Und dort, wo möglich auch durch eine Erweiterung für Wohngebäude.
Auf berechtigte Einwände der Autobesitzer müsste man hier länger warten.
Paul Fremer