links:
Positiv bewertet wird die Öffnung der Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr (hier die Rödernstraße)
Wolfgang Christian
rechts:
Mangelnde Polizeikontrollen verärgern die Offenbacher Radfahrenden (hier Radstreifen in der Frankfurter Straße)
Peter Sauer
Freude über die Schulnote 4plus
Offenbach zeigt die stärkste Entwicklung in den letzten zwei Jahren
Selten kommt bei einer 4plus so richtig Freude auf – in Offenbach aber eben doch! Wir haben nämlich im Klimatest die Note 3,6 geschafft, und dazu noch den 6. Platz unter 41 Großstädten mit vergleichbarer Größe. Und noch mehr als das: Wir sind in diesem Vergleich die Nr.1 mit der größten Entwicklung seit 2 Jahren!
Das freut die Offenbacher – aber auch diejenigen, die sich täglich auf ihrem Rad durch die Stadt quälen? Nun gut, sie haben eine große Auswahl: Radwege, Radstreifen, Feldwege, Nebenstraßen, Autostraßen, eine Fahrradstraße – manche nutzen ja auch Bürgersteige. Also haben sie eine Angebotsbreite, von der Autofahrer nur träumen können?
Schauen wir genauer hin:
- Radwege sind wegen der vielen Schäden nur selten akzeptabel und nur von Hardlinern befahrbar: Lockere Betonplatten, Risse und Löcher im Asphalt (falls vorhanden) und immer häufiger entstehende Schäden durch die Wurzeln der Alleebäume – nicht zu reden von der viel zu seltenen Reinigung von Glas und spitzen Steinen. Was für die Befragten im Klimatest jedoch am Anfang der Skala der Negativposten stand, ist das Falschparken auf den Radwegen und dessen mangelhafte Polizeikontrolle!
- Radstreifen gibt es in Offenbach noch nicht gerade viele. Die vorhandenen sind meistens nur kurz und unvollständig, und die Mühlheimer Straße als Vorzeigemodell mit kilometerlangen beidseitigen Radstreifen lässt diese kaum noch erkennen, weil sie nicht erneuert werden.
- Feldwege scheiden ebenso als alternative Nutzung anstelle der Autostraßen für uns Radfahrer aus wie Nebenstraßen. Während ein Feldweg fast immer einen Umweg bedeutet, sind Nebenstraßen darüber hinaus ohne Radstreifen oder -wege nur auf der Fahrbahn zu nutzen, und das geht wegen der unzähligen Schlaglöcher nur mühevoll.
- Über das Verhältnis zwischen Auto- und Radfahrern auf Offenbachs Straßen lässt sich nur sagen, dass es in der Regel so genannte Kampfradler sind, die sich mutig auf ihnen bewegen.
- Der erste Schritt für die Einrichtung von sechs Fahrradstraßen war zwar etwas verünglückt, aber die Perspektive auf die spürbar verbesserte Situation für Radfahrer lässt es zu, sich ein deutlich besseres Bild von der Lage zu machen, als dies zum Zeitpunkt der Umfrage möglich war.
- Bürgersteige als Wege zur Nutzung fürs Radfahren sollten für uns tabu sein, denn wir wären töricht, unsere potenziellen Partner im Streit um den Platz auf den Straßen zu verlieren. Zumal wir ohnehin unseren Mitgliedern die Einhaltung der Verkehrsregeln empfehlen.
Gab es denn nur mürrisches Klagen über die Situation des Radfahrens in der Stadt? Gab es denn nicht auch positive Einzelaspekte?
Es gab sie: An erster Stelle stand das Lob, die Einbahnstraßen fürs Radfahren in Gegenrichtung freigegeben zu haben (Anmerkung: Das geschah etwa 15 Jahre nach Frankfurt!). Gute Wegweisung wurde gelobt, ebenso die Angebote von öffentlichen Fahrrädern und deren kostenlose Mitnahme im ÖPNV. Dass das Stadtzentrum leicht erreichbar sei, dürfte weniger der hiesigen Verkehrspolitik als der geringen Ausdehnung der City zuzuschreiben sein.
Unsere Aufmerksamkeit wird jedoch von der Note 2,9 für "Fahrradförderung in jüngster Zeit" erregt: Ist damit etwa unsere Lobbyarbeit doch wirksam gewesen???
Wie auch immer: Wir sind mit dem hiesigen Klimatestergebnis nicht unzufrieden, denn es geht aufwärts! Das Gute dabei ist die berechtigte Vermutung, dass wir vom ADFC daran beteiligt waren und auch beteiligt sein werden.
Wolfgang Christian