Lyon, nach Marseille drittgrößte Stadt Frankreichs und Frankfurts Partnerstadt, hat die Straßen und Plätze für ihre 1,5 Millionen Einwohner neu aufgeteilt: Zwei- und vierspurige Straßen sind zwischen Rad- und Rollerfahrern aufgeteilt und zu Einbahnstraßen umgebaut worden.
Birgid Oertel
Lyon hat seine Plätze neu verteilt
Ein Einkaufsbummel auf der Presqu'île zwischen Rhône und Saône bietet auch den Shoppern mehr Platz und erleichtert das Überqueren der Straßen. Die wenigen Autofahrer haben sich auf die neue Betriebsordnung eingestellt.
Laster sind verschwunden, nur wenige SUVs sind unterwegs. Menschen bilden eine Schlange an einem Platz, um ihre im Internet georderten Pakete abzuholen. Lyon ist kaum wiederzuerkennen. Rege Betriebsamkeit auf den Fußwegen, viel Bewegung von Rad- und Rollerfahrern auf den Radwegen oder auf der Straße. Aufgemalte Radfahrerzeichen warnen Autofahrer dort, wo keine Radwege eingerichtet werden konnten. Linksabbiegende Autofahrer werden durch kleine grüne oder rote Räder auf den Ampeln auf kreuzende Radfahrer aufmerksam gemacht. Mit großer Bewunderung sind wir dieser Stadt nach vielen Jahren neu begegnet. Keiner von uns hatte das erwartet.
Markante Beschilderung und großflächige Piktogramme zeigen den Wandel in der
Birgid Oertel
Besonders die E-Roller haben uns fasziniert. Sie waren überall in der Stadt über eine App zu haben. Lyon ist hügelig und viele Stadtteile oberhalb der Flüsse kosten zu Fuß viel Anstrengung. Mit einem E-Roller ist das kein Problem. Er muss auch nicht zum Standort des Verleihs zurückgebracht werden, sondern bleibt dort stehen, wo er nicht mehr gebraucht wird.
Lyon-Reisenden ist die Lyon-Karte zu empfehlen. Mit ihr können alle Museen kostenlos besucht werden. Sie ist aber auch Freifahrkarte für die Funiculaire (den Aufzug in die Oberstadt), die Métro, die alle fünf Minuten kommt, und für die vielen Busse und die Straßenbahnen. Ohne Lyon-Karte beträgt der Fahrpreis 1,90 €; hingegen kostet das Parken am Bahnhof 0,50 € für zwei Minuten.
Als überzeugte Europäer fielen uns zahlreiche Städte ein, die einen vergleichbaren Umbau bereits hinter sich gebracht haben: Kopenhagen, Amsterdam, Madrid. Müsste die Europapolitik nicht mit einer europäischen Konzeptbörse zur Verbesserung unserer Luft neu aufgelegt werden? So wie in den 60iger Jahren die Städte zur besseren Verständigung Partnerschaften beschlossen haben, könnte es doch jetzt Partnerschaften zum Austausch guter Ideen zur schadstofffreien Mobilität für uns alle geben?! Muss das (Fahr-)Rad in allen europäischen Ländern immer wieder neu erfunden werden? So war es mal geplant: Gemeinsam sind wir stark. Begegnungen bauen auf, bringen viele Ideen zusammen und machen Europa wieder stark.
Birgid Oertel,
Volker Igstadt