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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

Artikel dieser Ausgabe

Peter Sauer

Editorial

Eigentlich sind wir ja die Guten. Die, die für die richtige Sache kämpfen, für eine vernünftige und zukunftsweisende Verkehrspolitik. Ohne Fahrrad geht da garnichts, und das machen wir lautstark deutlich. Dass wir damit manchmal die Nerven von Planern und Politikern strapazieren, ist ein natürlicher Nebeneffekt unserer Lobbyarbeit.

Beim Frühjahrsempfang des ADFC Hessen baten uns prompt Vertreter der hessischen Politik, unsere Unruhe etwas zu zähmen. Sie wünschten sich manches Mal einen moderateren Umgang miteinander, weniger Gereiztheit unsererseits, mehr Geduld mit ihnen und ihrer Arbeit, weniger Kritik an allem und jedem.

Sind wir vielleicht gar nicht nur die Guten? Dass wir als Radfahrende dazu neigen, nach jeder Verbesserung der Verkehrssituation auch gleich wieder auf deren weitere Mängel hinzuweisen, scheint mir selbstverständlich zu sein. Anders als andere Verkehrsteilnehmer sind wir immer, wirklich immer, sehr direkt betroffen durch Fehler, die andere machen. Knappes Überholen, überraschendes Rechtsabbiegen, unvermitteltes Türenöffnen – all diese Gefährdungen kalkulieren wir ein, passen unsere Fahrweise bestmöglich daran an. Denn kleinste Fehler anderer können fatale Folgen für uns haben.

Vielleicht ist es das, was uns manchmal etwas gereizt oder gar wütend macht. Wir sehen Mängel in der Verkehrsplanung als Erste, und wir sind davon direkter betroffen als Andere. Ein paar Fahrradpiktogramme auf dem Asphalt, ein schmaler Radstreifen, eine löchrige Fahrradstraße – wir wollen den guten Willen sehen, fühlen uns aber weiterhin benachteiligt und nur bedingt ernst genommen – und oftmals gar gefährdet. Da bleibt die Gelassenheit auf der Strecke und die Kritik an der Verkehrspolitik beherrscht die Debatte. Dass der Ton dieser Kritik auch einmal hämisch oder sarkastisch ausfallen kann, mag man beklagen. Doch diese Schärfe resultiert nicht aus einer Geringschätzung von Politik und Verwaltung, sondern vor allem aus unserer persönlichen Betroffenheit. Diese zu artikulieren, gehört auch zur Aufgabe einer Lobbyorganisation.

Neulich fuhren zwei junge Frauen auf der rechten Fahrspur der Friedberger Landstraße stadteinwärts. Unbeeindruckt vom Autoverkehr rollten sie nebeneinander auf ihren Rädern dahin, dabei munter miteinander plaudernd. Die beiden Frauen nahmen sich einfach den Platz auf der Straße, den ihnen andere nicht zugestehen wollen. Sollten wir das nicht alle viel öfter tun?

Wo immer ihr auch fahrt – kommt gut hin und wieder zurück.

Peter für das Redaktionsteam