Karls Kolumne
Wann kommt das selbstfahrende Fahrrad?
Lang wurde darüber getuschelt: Gibt es das Ding wirklich? Was kann es? Wann kommt es?
Schon seit Jahren wird über selbstfahrende Fahrzeuge berichtet, zumindest insoweit, als dass es sie "bald" geben soll. Selbstfahrende Autos (dem Namen nach sollten sie dies eigentlich schon immer tun), selbstfahrende Busse, Lkw, Züge, Schiffe, selbstfliegende Flugzeuge, Helikopter und Drohnen. Alle großen internationalen Technologiekonzerne stehen in dem Verdacht, irgend so ein Ding entwickelt zu haben oder entwickeln zu wollen. Anstelle des Menschen soll dann ein sogenannter Algorithmus die Steuerung in die Hand – äh, sorry – in die Maschine nehmen.
Beim Auto ist die Sache klar: Künstliche Intelligenz ersetzt natürliche Dummheit. Da sind wir dabei. Bei den anderen Verkehrsmitteln sind es Menschen, die berufsmäßig Maschinen und Geräte bedienen und überwachen. Diese sind zu entlohnen, und – weil nicht durch ungelernte Kräfte zu ersetzen – in einer Position, sich ihre Dienste auch angemessen bezahlen zu lassen. Die Piloten, Fluglotsen und Lokführer zeigen hin und wieder, dass man Lohndrückerei nicht kampflos hinnehmen muss.
Dieser aufmüpfigen Fachkräften scheint man nur Herr werden zu können, indem man ihre Kompetenzen durch "intelligente" Technik ersetzt. Sind diese neuen Techniken also doch ein wirksames Mittel gegen den vielfach beklagten Fachkräftemangel? (Im Übrigen ist dieser viel eher in Regierungskreisen zu spüren, speziell im Fall der Position des Verkehrsministers.) Andererseits: Beim ÖPNV ist es auch einerlei, wer oder was uns die Tür vor der Nase schließt: Mensch oder Maschine.
Vor kurzem fand ich einen Artikel in einer Tageszeitung, in welchem ein erstes "selbstfahrendes" Motorrad vorgestellt wurde. Natürlich handelt es sich nur um Assistenzsysteme auf einer technischen Ebene, wie sie im Fall des Automobils bereits bekannt sind.
Aber jetzt sind wir Radelnden schon ein bisschen beleidigt: Wann endlich kommt das selbstfahrende Fahrrad? Wir sind es leid, selbst zu treten, zu schalten, zu bremsen, nach Verkehrszeichen Ausschau zu halten, selbst auf Fußgänger, Kfz, Straßenbahnen, Busse, Ein- und Ausfahrten, Gleise, Bordsteine, Drängelgitter, Vollpfosten, Schranken, Schlaglöcher, Pfützen, Äste, Laternenmasten, Werbeschilder, frei laufende Hunde, sich plötzlich öffnende Autotüren, Kinder, Alte und überhaupt auf die Umgebung zu achten.
Nein, auch wir wollen es bequem haben – wollen uns bequem im Sattel räkeln, die Füße auf dem Lenker abstellen und uns in den Tiefen der sogenannten sozialen Medien verlieren können. Und wenn dann das Teil auch noch selbstreinigend wäre, dann wären wir restlos begeistert.
Also, liebe Techno-Konzerne, Consultingunternehmen, Start-ups, Investmentgurus, Zukunftsforscher und andere Wichtigtuer: Hier ist wirklich was zu tun! Wann kommt ihr mit dem selbstfahrenden Fahrrad aus dem Mustopf?
Karl Pfeil