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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Foto: Peter Sauer

Editorial

Jetzt also doch. Einen durchgängigen Nord-Süd-Radweg soll Frankfurt bekommen, hat das Verkehrsdezernat Ende August verkündet. Von der Friedberger Warte über die Konstablerwache bis nach Sachsenhausen. Super. Sollen wir schon Champagner kalt stellen?

Über die radverkehrliche Durststrecke zwischen Börneplatz und Friedberger Platz ist viel berichtet worden. Sie ist aber nicht das einzige Problem. Wer etwa von der Friedberger Warte kommend auf dem Radweg der Friedberger Landstraße unterwegs ist und sich beim Überqueren der Rat-Beil-Straße von der markierten Radfurt leiten lässt, wird zielsicher auf einen schmalen Gehweg (!) geleitet. Das ist zwar legal, weil ein "Radfahrer frei"-Schild unter dem Gehweg-Schild montiert ist. Aber auch ein Armutszeugnis der Verkehrsplanung. Klar: Wer mutig genug ist, kann sich in die Auto-Fahrspur der Friedberger einreihen. Auch das ist legal. Nach gut 50 Metern signalisiert dies sogar ein Fahrrad-Piktogramm auf dem Asphalt. Trotzdem aber werde ich das beklemmende Gefühl nicht los, auf keine dieser Flächen so richtig hinzugehören.

Es nützt also nichts: Egal wie diese durchgängige Nord-Süd-Verbindung für den Radverkehr gestaltet wird – in jedem Fall wird sie zu Lasten des Autoverkehrs gehen. Jetzt aber bitte keine Angst vor dem staugeschädigten Wutbürger. Mit Mut und einer Prise Angriffslust ist man sicher besser beraten.

Das dachte wohl auch der sozialdemokratische Verkehrsdezernent Klaus Oesterling, als er die Haltung der CDU zur Friedberger Landstraße als "wichtigen Prüfstein" bezeichnete. Der Koalitionspartner solle nach zaghafter Zuwendung zum Radverkehr nicht wieder zu einer autofixierten Politik zurück­kehren. Umgekehrt warnt CDU-­Fraktionschef Michael zu Löwenstein vor "nachhaltigen Konsequen­zen" für die Zusammenarbeit, sollte es in Sachen Friedberger zu einem "Alleingang" kommen. Starker Tobak, darf man dazu wohl sagen. Wer hätte vor einem Jahr noch gedacht, dass die Debatte über einen Radweg zu ernsthaften Verstimmungen in der Römer-Koalition führen könnte?

Den Konflikt durchzustehen, erscheint mir lohnend. Die Stadt würde ein mutiges Zeichen setzen, sie könnte sich vom Mantra des stets fließen müssenden Autoverkehrs befreien. Regelmäßige Stauerlebnisse haben Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl: Wer im Auto regelmäßig von Dutzenden Radfahrenden überholt wird, schwingt sich irgendwann selbst aufs Rad.

Den Champagner lassen wir vorerst im Kühlschrank. Jederzeit griffbereit – man weiß ja nie ….

Peter für das Redaktionsteam