Offener Brief aus Offenbach…
… an den Frankfurter Stadtrat Klaus Oesterling
Sehr geehrter Herr Oesterling,
am 5. Juni veröffentlichte die FAZ ein Interview mit Ihnen über Ihre Verkehrspolitik. Sie sprachen neben anderen Aspekten des Radfahrens auch über das Verhalten der Verkehrsteilnehmer untereinander in Frankfurt: "Rüpelhaftes Verhalten nimmt zu".
Als Verkehrsteilnehmer, der alternativlos nur das Fahrrad benutzt, habe ich jeden Tag Erfahrung mit dem Verhalten von Verkehrsteilnehmern in verschiedenen Städten. Nach wie vor haben vor allem Radfahrer permanent große Probleme mit Autofahrern, so auch ich. Mir und anderen Befragten scheint aber die Frankfurter Stress- und Befindlichkeitslage im Vergleich zu der Offenbachs besonders schwer zu ertragen zu sein.
Woran liegt das? Ist es die schiere Größe Frankfurts oder die Häufung von "Kampfradlern"? Diese Phänomene haben wir im Verhältnis 1:7 auch in Offenbach, aber weniger "rüpelhaftes Verhalten" – auch in dieser Relation. Eine kleine Umfrage bestätigte das. Warum also deutlich weniger Ärger und Aggression in Offenbach, obgleich das bekannt negative Image unserer Stadt etwas anderes sagt?
Seit vier Jahren läuft unter der Federführung des hiesigen ADFC die Kampagne "Offenbach fährt fair". Sie setzt sich aus drei zivilgesellschaftlichen und drei städtischen Einrichtungen zusammen und arbeitet mit Plakaten im ÖPNV, mit Flugblättern und so genannten Multiplikatoren aus allen Bevölkerungsschichten, darunter auch der Fahrer Ihres Vorgängers, Mehmet Kalin. Zur Information sende ich Ihnen einen Teil unserer Werbematerialien.
Ich denke, Sie könnten sich für die Kampagne interessieren – freilich nicht zur Nachahmung, sondern als Anstoß für frankfurtspezifische Handlungsmöglichkeiten.
Sollte unsere Kampagne Ihr Interesse geweckt haben, so kämen wir gerne zu Ihnen zum Vorstellen und Analysieren unserer Erfahrungen.
Mit den besten Grüßen aus der östlichen Nachbarstadt
Wolfgang Christian