Abschleppen
Endlich – der Verkehrsdezernent will Fahrzeuge, die im Weg stehen, abschleppen lassen. Diese Information war der Hessenschau zu entnehmen. Die Freude über diese Nachricht wird allerdings dadurch getrübt, dass erst abgeschleppt wird, wenn das Fahrzeug länger als 24 Stunden einen Weg blockiert. Zweite Voraussetzung: es muss ein wild geparktes Mietrad sein.
"Machtlos gegen Mieträder", "Invasion der gelben Fahrräder", "Stellplatznot wegen Mietfahrrädern", "Fahrräder ja – aber kein Chaos" – das sind nur einige der Überschriften, die in den letzten Wochen in Frankfurter Zeitungen zu lesen waren. Seit neue Mieträder in großer Zahl (zugegebenermaßen recht ungeordnet) in der Stadt aufgetaucht sind, hagelt es Beschwerden und Proteste. Die Räder stehen im Weg, sie blockieren Fußwege und Parkplätze, landen in den Grünanlagen oder liegen in ungeordneten Haufen in der Innenstadt herum. Das ist nicht schön und beleidigt das Auge des Bürgers. München meldet ähnliche Probleme. Wir haben im Editorial der letzten Ausgabe bereits nach Italien geschaut, wo die Mietraddebatte ebenfalls Wellen schlägt. Andere Modelle wären denkbar, feste Verleihstationen wie in Heidelberg oder in Toulouse. In der südfranzösischen Metropole ist das stationäre Verleihsystem über die ganze Stadt verteilt. Konsequenz: Unzählige Radler auf Mieträdern – und das, obwohl die gemieteten Velos wieder in der Nähe des Fahrtziels an einem festen Bügel angedockt werden müssen.
Aber seien wir ehrlich – unsere Städte werden doch nicht von Fahrrädern vermüllt, die einfach am Bordstein stehen gelassen wurden. Als Radfahrer, und viel häufiger noch als Fußgänger, sehe ich Autos und nochmal Autos, die Wege blockieren, verengen, uns zu Umwegen zwingen. Rund 350.000 Pkw sind in Frankfurt zugelassen. Da erscheint mir die Aufregung, die einige hundert Mietfahrräder hervorrufen, etwas überzogen. Für das Vorgehen des Verkehrsdezernenten kann ich mich erwärmen. Ich würde aber die Voraussetzungen ändern – ein
Peter Sauer