Non multa sed multum!
So war es immer in Bad Homburg: Es gab in den letzten 40 Jahren mehrere für viel Geld erarbeitete Radverkehrskonzepte mit Dutzenden von Vorschlägen, aber immer unter der Prämisse "Non multum sed multa" (Nicht viel sondern vielerlei). Herausgekommen ist ein Flickwerk von Einzelmaßnahmen wie rot angemalten Radwegteilen, Umlaufsperren, nachgebesserten Radrouten, Öffnung einzelner Einbahnstraßen, seltsamen Verkehrsschildern, Beseitigung illegaler Radwege etc., etc. Das gab mir reichlich Stoff für Sottisen, die in dieser Zeitschrift erschienen sind.
Als ich nun am 16.11.2017 als Vertreter des ADFC zur einer Mitgliederversammlung der SPD Bad Homburg eingeladen wurde, auf der der Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Jürgen Stamm, über das nächste Radverkehrskonzept berichten wollte, habe ich vorsorglich einige dieser bewusst ätzenden Texte ausgedruckt und mitgenommen, um sie zu überreichen, weil ich wieder mit "Non multum sed multa" rechnete.
Ich traute meinen Ohren nicht, als Jürgen Stamm loslegte: ganztägige Öffnung der Fußgängerzone für Radler für zwei oder drei Jahre, bis der Straßenzug Kaiser-Friedrich-Promenade/Höhestraße umgebaut ist; Radstreifen am Hessenring bei gleichzeitiger Verringerung der Fahrbahnen auf nur eine je Richtung; ebenso an der Urseler Straße und am Hindenburgring; Radstreifen am Gluckensteinweg und noch einiges mehr. Das alles sei beschlossen und schon teilweise beauftragt.
Ich bleibe skeptisch. Wenn das alles kommt, kann sogar der unsägliche Hindenburg seinen rostigen Ring behalten! Dem Jürgen Stamm habe ich die Sottisen dennoch überreicht, ihm dabei gratuliert und vorgeschlagen, er möge sie bei einer Flasche guten Rotweins lesen, aber nicht fortwerfen, weil er sie seinen Koalitionskollegen vorhalten könne, falls die beschlossenen Maßnahmen doch nicht vollständig umgesetzt werden sollten ...
Nur: Wo nehme ich im Erfolgsfalle den Stoff für neue Sottisen her??
Günther Gräning