Schwere Kost: Tourenleiter Günter Tatara (unverkennbar mit Tropenhelm) informiert über die Schicksale, die sich hinter den Stolpersteinen verbergen
Foto: Ingolf Biehusen
Die Spur der Steine
Unterhaltung am Ende der Tour:
Ingolf: Stellt euch doch einmal zu einem Gruppenfoto auf. Du schreibst doch sicher einen Bericht über die Tour, Günter?
Günter: Nein, das hatte ich eigentlich nicht vor. Das wären dann zu viele Artikel von mir hintereinander.
Nach einer Tour mit 18 interessierten Teilnehmenden und einem gemütlichen Ausklang während der Schlusseinkehr im Jahnvolk-Biergarten hatte ich dann doch noch Lust auf eine Nachlese:
Im vergangenen Jahr erschien ein Buch der "Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main" mit beinahe gleichlautendem Titel. Ich besorgte mir das Buch. Beim Lesen kam mir bald die Idee, aus der Vielzahl der beschriebenen Schicksale der von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen eine kleine Auswahl zu einer Fahrradtour auszuarbeiten. Die Idee fand ihren Niederschlag im ADFC-Tourenprogramm 2017, der Termin wurde mit 15. Juli 2017 festgelegt. Das Wetter für die rund 17 km lange Tour mit vielen Stopps war ideal. Sonne und Wolken wechselten sich ab und es war nicht zu heiß. Schwierig wurde der Start am Römer. Am gleichen Tag fand der Umzug des Christopher Street Day (CSD) statt. Bei Terminplanung war uns das nicht bekannt. Für den Umzug waren in der Innenstadt viele Straßen abgeriegelt. Durch weiträumige Umfahrung konnte ich den Treffpunkt am Römer noch rechtzeitig erreichen. Die Co-Tourenleiterin hatte das Glück nicht. Trotz dieser Verkehrseinschränkung fanden sich 18 Teilnehmer/-innen zu der Tour ein. Heinrich und Thomas erklärten sich spontan bereit, als Co-Tourenleiter das Ende der Fahrradgruppe zu sichern. Nach einigen Punkten in der Innenstadt und dem Besuch der Gedenkstätte Börneplatz fuhren wir nach Norden. Von Stolperstein zu Stolperstein fuhren wir über das Holzhausenviertel, Dornbusch bis ins Dichterviertel. An 24 Stellen wurde Halt gemacht und kurz über die jeweiligen Schicksale berichtet. Es war eine schwere Kost. Denn hier wurden die Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht hinter großen, anonymen Zahlen versteckt. Bei jedem Stolperstein wurde ein Mensch und dessen alltägliches Umfeld geschildert. Und dann die Zeit zwischen 1933 und 1945, die alles veränderte. So entstand Stein für Stein ein Mosaik des Unfassbaren mit einigen wenigen Tupfern der Hoffnung und Hilfsbereitschaft.
Das Interesse an den Informationen war groß. Und durch die Mischung aus "Geschichte erfahren" und Radfahren blieb die Stimmung der Gruppe im Gleichgewicht. Bei über 1.000 in Frankfurt verlegten Stolpersteinen könnte es im nächsten Jahr eine Fortsetzung geben. Das meint
Günter Tatara