Bis zum nächsten Mal alles besser?
Nachlese zum ADFC-Fahrradklima-Test
Der Landgrabenweg – offiziell ausgewiesener Radweg von der Stadtgrenze Bad
Vilbels nach Bergen-Enkheim. Der Weg hin zu besseren Bedingungen für den Radverkehr ist in Bad Vilbel noch immer steil.
Foto: Ute Gräber-Seißinger
Beim ADFC-Fahrradklima-Test 2016 hat Bad Vilbel erneut – und dieses Mal noch lockerer – die Mindestteilnehmerzahl erreicht, um in die Wertung zu gelangen. Die Ergebnisse sind allerdings wenig rühmlich. Sie summieren sich zur Note 4,2 und bedeuten damit eine weitere leichte Verschlechterung gegenüber der Umfrage 2014. Oder mit anderen Worten: einen Platz im letzten Siebtel der Städte vergleichbarer Größe.
Der Magistrat reagierte verschnupft und nutzte die Rubrik "Der direkte Draht" in der Ausgabe des Bad Vilbeler Anzeigers vom 1 Juni 2017 für eine presseöffentliche Reaktion. Er verweist auf immense Tätigkeiten und Investitionen in die Fahrradinfrastruktur und führt sodann eine Reihe von Einzelmaßnahmen auf.
Was er dabei augenscheinlich übersehen hat, ist, dass die Umfrageteilnehmer nur den Ist-Zustand bewertet haben. Ein Großteil der genannten Maßnahmen allerdings wurde erst ab Herbst 2016 durchgeführt, also zeitgleich zum Umfragezeitraum, der am 30. November 2016 endete, oder sogar danach. Andere Maßnahmen sind Teil von Planungen für die Zukunft. Diese können sich in den Umfrageergebnissen naturgemäß noch nicht widerspiegeln.
Was ist denn tatsächlich geschehen in den zwei Jahren, die zwischen den beiden letzten Umfragen verstrichen sind? Mir kommen die drei folgenden Punkte in den Sinn:
- Der Niddaradweg im Burgpark wurde fertiggestellt. Die Passage ist zwar sehr gelungen, ihre Fortsetzung in Richtung Dortelweil erweist sich aber leider nach wie vor als Holperstrecke.
- Eine Treppenrampe in Massenheim wurde installiert. Diese ist aus meiner Sicht nur für eine sehr begrenzte Anzahl von Radlern tatsächlich interessant.
- Der Schulweg von Dortelweil-West über die Landschaftsbrücke wurde durch Baumaßnahmen gekappt und erst nach Monaten parallel zum Umfragezeitraum des Fahrradklima-Tests wieder durchgängig befahrbar gemacht. Dies betrifft Hunderte Schüler/-innen und viele Pendler/-innen auf ihrer alltäglichen Route. Die vielen Monate der Untätigkeit wurden in der Stellungnahme des Magistrats leider unterschlagen.
Wenn man diese drei Punkte nüchtern betrachtet und nach Relevanz beurteilt, so dürfte eine leichte Verschlechterung des Umfrageergebnisses niemanden überraschen.
Ausbau des Plattenwegs Heilsberg und des Nidda-Uferwegs parallel zur Frankfurter Straße: sehr schön, aber noch in der Planung. Über 150 neue Fahrradstellplätze und Fahrradboxen an den Bahnhöfen: toll, aber zu spät aufgestellt, um eine positive Wirkung auf die Umfrageergebnisse auszuüben. Der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität des Landes Hessen beigetreten: Prima, aber die Umfrage beurteilt die Früchte der Arbeit. Ein Radverkehrskonzept: hervorragend und an anderer Stelle nach einer ersten Einsicht bereits gelobt, aber in der Umsetzung noch Zukunftsmusik.
Wenn in den nächsten zwei Jahren einiges von dem umgesetzt wird, was im Radverkehrskonzept angedacht ist – und auch von dem, was unabhängig davon zwischenzeitlich in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde – dann wird das nächste Umfrageergebnis deutlich besser ausfallen. Davon bin ich überzeugt. Erwähnt wird in der Auswertung immer auch der beste Aufsteiger. Das Potential ist da.
Christian Martens