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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Eine lohnende ADFC-Tour in die Geschichte

Mannheim zeigt, wie das Rad in 200 Jahren immer neu erfunden wurde

Bild zum Artikel Volker Benad-Wagenhoff (Mitte, im Schein­werferlicht) erläutert einem interessierten Fachpublikum die Geschichte des Radfahrens
Foto: Uwe Hofacker

In Mannheim war's, wo die erste Maschine für die individuelle Mobilität der Menschen erfunden wurde. Und in Mannheim im "Technoseum" ist derzeit an hunderten Originalen zu bestaunen, was Erfinder und Handwerker aus der "Laufmaschine" anno 1817 des Freiherrn von Drais bis heute entwickelt haben. Also machten sich 21 ADFCler aus Frankfurt auf, die Geschichte des Fahrrades an seinem Geburtsort zu erkunden.

Durch die Sonderschau "2 Räder – 200 Jahre" im Landesmuseum für Technik und Arbeit führte uns Dr. Volker Benad-Wagenhoff. Er war dort bis vor kurzem Kurator und ist ein ausgewiesener Fachmann für historische Produktionstechniken. Das war – nicht nur für unsere Schrauber-Fraktion – ein Glücksfall. Er führte uns gleich in eine alte Wagnerei, in der an einem Leiterwagen gearbeitet wurde. Das war Spitzentechnologie vor 200 Jahren und erforderte einen unglaublichen Aufwand an Handwerkskunst und -arbeit, bis ein Rad aus Nabe, Speichen, Kranz und ­Eisenband zusammengefügt war. Kein Wunder also, dass das Drais'sche Fahrrad, im Original als Spielzeug für Fürstenkinder zu sehen, Jahrzehnte lang nur für sehr betuchte Kreise erschwinglich war.

Teuer blieb das Rad auch und schwer wurde es dazu, als Gusseisen die Holzkonstruktion ersetzte. Mit dem Velociped von 1867 erhielt die Laufmaschine erstmals einen Antrieb über die Kurbel am Vorderrad, das alsbald einen halsbrecherischen Umfang annahm. Dafür waren schon drei bahnbrechende Erfindungen notwendig: für den Rahmen die Herstellung von Rohren aus zusammengebogenen Blechen, das Kugellager für Räder und Kurbel und das Formen von Blechen. Hier wurde, wie Volker über die Ironie der Geschichte sagt, die entstehende Fahrrad­industrie zum Pionier für die Autoproduktion, die später oft in einem Unternehmen parallel lief, wie bei Opel, Adler oder Peugeot.

Erst um 1900 stieg das Fahrrad vom hohen Ross und erreichte mit dem "Safety-Rad" seine bis heute geltende Form: Niederrad, Rahmen aus nahtlosen Rohren, Tretlager in der Mitte, Kettenantrieb auf dem Hinterrad. Die industrielle Massenproduktion machte das Rad nun zum Verkehrsmittel und auch Sportgerät für jedermann. Das blieb es über Jahrzehnte bis zum Siegeszug des Autos in den sechziger Jahren. Nun wurde es von den Straßen verdrängt, als Vehikel der Armen belächelt und verschwand als Klapprad im Kofferraum.

Wie gut, dass sich diese Epoche ihrem Ende nähert und Erfindergeist eine neue Fahrradkultur belebt: stylisch, praktisch, elektrisch gar. In Mannheim ist all das noch bis zum 26. Juni zu sehen. Mehr unter www.technoseum.de. Einen schönen Dank an Volker und Anne Wehr, die diese Extra-Tour organisiert haben.

Wehrhart Otto