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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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bike-night auf bayrisch

In München ist die Radlnacht ein enormes Spektakel mit hohem Spaßfaktor

Autofrei durch die Ludwigstraße, die komplette Straßenbreite steht heute dem Radverkehr zur Verfügung
Foto: Radlhauptstadt München, Andreas Schebesta

Wie in Frankfurt die bike-night, gibt es auch in anderen Städten Großveranstaltungen mit Fahrradkorso durch die nächtliche Innenstadt. So auch in München, dort nennt sich die Veranstaltung erfrischend deutsch "Radlnacht" und fand am 9. Juli statt.

Nachdem ich viele Jahre in dieser Stadt gelebt habe, war die Teilnahme an der Radlnacht ein Anlass für mich, mal wieder nach München zu fahren.

Der Termin ist gut gewählt, den ganzen Tag über ist strahlender Sonnenschein mit warmen Temperaturen. So fahre ich vergnügt mit vielen anderen Radlerinnen und Radlern am frühen Abend zum Königsplatz, dem Start und Ziel der Fahrt. Schon auf dem Weg fällt auf, dass der Innenstadtbereich an vielen Stellen für den Autoverkehr gesperrt ist.

Auf dem Königsplatz selbst geht es zu wie auf einem Volksfest. Stände und Buden, ein Fahrrad-Looping und eine Fahrrad-Waschanlage. Viele Menschen haben sich auf der Wiese zum Picknick niedergelassen. Auf der Bühne spielen Bands und sorgen für gute Stimmung. Dazwischen gibt es immer wieder Redebeiträge. Stark beworben wird das Stadtradeln, das just mit diesem Tag startet. Der Polizeimeister, der die Straßenabsperrung koordiniert, wird interviewt. Er erzählt von den umfangreichen Vorbereitungsarbeiten und erklärt den Teilnehmern, dass die Veranstaltung kein Wettrennen sondern eine gemütliche Spazierfahrt ist. Kurz vor dem Beginn erklimmt Münchens Oberbürgermeister und Schirmherr der Veranstaltung, Dieter Reiter, unter großem Applaus mit seinem Fahrrad die Bühne und begrüßt die Teilnehmer der Radlnacht.

Große Bühne für das Radl: In München ist die Radlnacht ein riesiges Event mit Volksfestcharakter
Foto: Radlhauptstadt München, Andreas Schebesta

Danach kann der Startschuss fallen. Das ist um 20.40 Uhr und es ist noch taghell. Der Tross fährt los, zunächst die Nymphenburger Straße entlang, dann weiter über die Hackerbrücke. Auf der Theresienwiese, wo zu diesem Zeitpunkt kein Oktoberfest stattfindet, müssen wir sehr lange stehen. Warum, weiss keiner, keine Kundgebung oder sonstiges Programm. Nach wie vor sehr hell. Endlich, nach über 20 Minuten Wartezeit, können wir weiter, Kapuzinerstraße, Wittelsbacherstraße, dort wieder ein Halt. Ein wenig senkt sich die Dämmerung über die Stadt. An der Straße entlang fließt die Isar, die im Vergleich zum Frankfurter Main recht schmal ist. Nach einer ganzen Weile setzt sich der Zug wieder in Bewegung.

Radlhauptstadt München

Die Stadt München hat den Ehrgeiz, zur Radlhauptstadt ( www.radlhauptstadt.muenchen.de ) zu werden und ist auch auf gutem Weg dazu. So wird umfagreich in die Radverkehrsinfrastrukur investiert und vieles für die Sicherheit der Fahrradfahrer/-innen getan. Im Jahreslauf finden etliche fahrradspezifische Großveranstaltungen statt, für die man richtig Geld in die Hand nimmt. So gibt es die sog. Radlnacht, das Pendant zur Frankfurter bike-night. Mit üblicherweise 10.000, in diesem Jahr 16.000 Teilnehmern ist die Radlnacht eine große Attraktion für diese Stadt.

Was mir zwischendurch immer wieder auffällt: die großen Münchner Prachtstraßen, auf denen wir uns bewegen, sind in beiden Fahrtrichtungen frei von Autoverkehr. Die vielen Radler haben dadurch enorm viel Platz – oft vier Autospuren – um sich zu verteilen und es ist wunderbar ruhig. Mir kommen Erinnerungen aus vergangenen Zeiten, als ich meine Kinder im Buggy durch diese Straßen schob, solche Ruhe hätte ich mir damals gewünscht.

Weiter fahren wir durch die Innenstadt, dann sind wir auf dem Prinzregentenring. Und schließlich tauchen wir ab in den Altstadtring-Tunnel, dessen Durchfahrt für mich zum Höhepunkt der Münchner Radlnacht wird. Wo sonst Motorenlärm dröhnt, hallen freudige Jubelschreie der Radler, die begeistert über soviel Freiheit und Freiraum in Schussfahrt durch den Tunnel brettern. Als wir wieder nach draußen kommen, ist es ein wenig dunkler. Um mich herum ausgelassene Gespräche. Wortfetzen wie "wenn mia oiwei sovui Blotz hätdn" oder "so a Fahrbahnbelog aa auf Radwege" dringen an mein Ohr. Gemütlich tuckeln wir durch die Schellingstraße, immer mehr Fahrradlampen springen an. Wir biegen in die Arcisstraße ein und nun dauert die Fahrt nicht mehr lange, das Ziel kommt in Sicht. Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich, den Radfreunden gefällt's. Der Propyläen auf dem Königsplatz wird angestrahlt vom Scheinwerferlicht und ragt vor dem schwarzen Hintergrund in den Himmel. Jetzt ist es Nacht.

Dort angekommen, steige ich vom Rad. Aber es ist noch nicht zu Ende. Die Feier geht weiter mit Musik und Picknick. Unablässig treffen Radler ein, die an der Fahrt teilgenommen haben, man hat das Gefühl, der Zug hört nicht auf. Aus der Presse ist in den nächsten Tagen zu erfahren, dass an die 16.000 Teilnehmer mit dabei waren. Diese Zahl möchte ich nicht bestreiten.

Fazit: die Münchner Radlnacht ist ein tolles Spektakel, das jede Menge Spaß macht, hier werde ich nicht zum letzten Mal dabei gewesen sein. Die Münchner Radler und Radlerinnen haben großes Glück, dass den Stadtoberhäuptern so viel an Fahrradkultur gelegen ist. Der hohe Organisationsgrad der Veranstaltung mit der weiträumigen Absperrung im Innenstadtbereich trägt sehr dazu bei, dass die Teilnehmer entspannt an diesem Ereignis teilnehmen können. Eines aber haben die Münchner nicht, und das ist die großartige Häuserkulisse am Frankfurter Mainufer. Wenn wir mit unserer bike-night über die Untermainbrücke rollen, die Hochhäuser im Blick, die sich vor dem Nachthimmel imposant in die Höhe recken, bin ich immer wieder begeistert. Und wenn ich nach unten blicke, wo zu beiden Seiten des Brückengeländers der Main im Mondschein mächtig funkelt, bin ich ganz ergriffen. Dann freue ich mich sehr darüber, dass ich in dieser Stadt gelandet bin.

Sigrid Hubert