Schild(a)er in Bad Vilbel
Vor einigen Wochen entdeckte ich am Steg über die Nidda zwischen Sportplatz und Viadukt beidseitig neue Schilder mit der Aufschrift "Radfahrer absteigen!". Tatsächlich stieg ich ab und blickte mich etwas zögerlich um, in der Erwartung, dass im nächsten Moment Guido Cantz mit Mikrofon und sein Team mit der versteckten Kamera auftauchen würden. Bin ich gleich im Fernsehen, handelt es sich hier um einen Scherz?, dachte ich. Mitnichten – diese Schilder sind doch tatsächlich ernst gemeint!
links: Die neuen Schilder – ob sie gegen Rowdys helfen?
rechts: Rad- und Fußweg zwischen Nidda-Ufer und Hallenbad
Fotos: Klaus-Peter Armbrust
Hier meint die Stadt, Fußgänger vor Rad fahrenden Bürgern schützen zu müssen. Demgegenüber verwehrt sie Menschen eben der erstgenannten Spezies keine 200 Meter weiter auf dem neu gebauten Fußweg im Kurpark, nebeneinander zu laufen! Warum? Der Fußweg ist dafür einfach viel zu schmal. Müsste nicht hier aus Sicherheitsgründen ein Schild stehen mit der Aufschrift "Fußgänger, im Gänsemarsch laufen!"?
Und wenn man als Fußgänger in der innerstädtischen Frankfurter Straße den Bürgersteig benutzt, ist ein extremer Zick-zack-Kurs angesagt – um Schilder und Werbebanner herum, darüber hinaus um herausgezogene, quer liegende Poller, die wohl jeder Paketbote, Fremd-Kfz-Parker oder Lieferant zu jeder Tageszeit wahllos zur Auffahrt auf den Niddaplatz herausziehen kann und darf! Hier müssten doch eigentlich Schilder stehen mit der Aufschrift "Nur für geübte Slalomläufer!".
Während man Radfahrer reglementiert und Fußgänger dadurch gefährdet, dass sie auf die Fahrbahn ausweichen müssen, darf man als Fahrer eines SUV ("Förster-Porsche") schon mal den Zebrastreifen zuparken, mit laufendem Motor, völlig unbehelligt! (gesehen in der Frankfurter Straße auf Höhe des Woolworth-Kaufhauses.)
Spätestens jetzt begreife ich, warum der ehrenamtliche Radverkehrsbeauftragte entnervt das Handtuch geworfen hat. Hier hilft wohl nur noch ein Schild weiter, angenagelt an der Rathaustür: "Kopfarbeit steigern, Schilder abmontieren!"
Klaus-Peter Armbrust