Fast wie ganz normale Frankfurt-Touristen – ein Skyline-Foto muss einfach sein
Foto: Peter Stahl
Niederrhein am Main…
…dieses Ereignis nahm seinen Beginn auf italienischem Boden, bei der Via-Claudia-Augusta-Tour des ADFC Herborn im Juli 2014. An dieser Tour nahm auch eine 12köpfige Gruppe des ADFC Hamminkeln unter der Leitung des Ortsgruppen-Vorsitzenden Peter Zelmer teil, der gleichzeitig auch Co-Tourenleiter dieser Alpentour war. Im Laufe der Tage lernte man sich besser kennen, und während des Abendessens in Reschen stellten Peter und ich begeistert fest, dass wir beide die gleiche Idee haben: Die Ortsgruppen sollten untereinander mehr Kontakt haben. Schließlich vereint uns alle die Leidenschaft fürs Fahrrad.
Die erste Frage, die sich mir da stellte, war: Wo bitte ist Hamminkeln. Ich hatte bislang noch nie von diesem Ort gehört. Die Antwort war schnell gegeben: Hamminkeln ist eine Kleinstadt mit 27.000 Einwohnern ganz im Westen von Deutschland, in der Nähe von Wesel. Und der Kontakt zum ADFC Herborn bzw. zu Gerd Ortmann kam durch Peter Zelmers Teilnahme an einem Tourenleiter-Seminar bei Gerd Ortmann zustande.
links: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft: Vor der Stadtrundfahrt gibt es Apfelsecco, verpackt im "Rippi", dem "kleinen Gerippte für kleine Hessen"
rechts: Für Anwohner oft nervenzermürbend, für Besucher aber hochspannend: Einflugschneise des Frankfurter Flughafens
Fotos: Peter Stahl
Wir kamen überein, dass es im Hamminkelner Tourenprogramm 2015 eine Fahrt nach Frankfurt geben sollte. Die Planungen liefen unter dem Arbeitstitel "Mainhattan", bei dem es übrigens geblieben ist. Da als Highlight die bike-night mit dabei sein sollte, stand auch das erste September-Wochenende schnell als Termin fest.
Für mich ging es dann an die konkrete Planung. Zuerst musste ein Hotel ausgesucht werden. Ich entschied mich für das Hotel Goethe, großstädtisch neben der Messe gelegen und mit zeitgemäßem Komfort ausgestattet. Außerdem hat es einen großen Hof, auf dem man die Räder gut ab- bzw. unterstellen konnte. Die Lage in der Schmidtstraße sollte sich übrigens für einige Teilnehmer noch als Vorteil erweisen. Davon aber später mehr. Im Sommer begann ich dann mit der Ausarbeitung des Programms, wobei ich nicht wenige mir bisher unbekannte Ecken und Wege Frankfurts entdeckte.
Am 3. September dann fuhren die Hamminkelner in zwei Gruppen mit der DB bis Mainz, wo ich sie am Nachmittag in Empfang nahm. Dann ging es gleich auf die Räder und am Main entlang, vorbei am Opel-Werk und über die Raunheimer Ölhafenbrücke, direkt nach Frankfurt ins Hotel. Ein Abendessen im Haus Kuhwald beschloss den ersten Tag.
Der Freitag stand ganz im Zeichen der Erkundung Frankfurts. Hier hatte ich tatkräftige Unterstützung von Helmut Lingat, unserem Schatzmeister, als Co-Tourenleiter. Doch bevor wir zur Stadtrundfahrt starteten, begrüßte ich unsere Gäste mit einem kleinem Fläschchen Apfelsecco, schön eingepackt in einen Rippi-Becher. Für all diejenigen, die nicht wissen, was ein "Rippi" ist, hier die Übersetzung: "Das kleine Gerippte für kleine Hessen", auf gut Deutsch ein Kunststoffbecher im Design eines Gerippten. Und was für kleine Hessen geeignet ist, können bestimmt auch große Niederrheiner gut gebrauchen, z. B. als Trinkgefäß für Fahrradtouren. Unsere anschließende Tour führte uns dann passenderweise zuerst zum "Gerippten" am Main, dem Osthafenturm. Am Museumsufer entlang ging es zur EZB. Die Strecke führte weiter über die Zeil zur Börse und Alten Oper und über das Holzhausen-Schlösschen zum Campus Westend und zum Senckenberg-Museum. Zum Schluss schauten wir uns noch Frankfurts neuestes Baugebiet, das Europa-Viertel, an. Am Nachmittag setzten wir die Stadtbesichtigung zu Fuß fort. Dazu gehörte auch eine Auffahrt auf den Maintower, wo wir uns von oben angucken konnten, wo wir unten entlang gefahren waren. Bevor es dann zum Abendessen nach Sachsenhausen ging, besuchten wir noch den Infoladen, wo ein paar starke Hamminkelner beim Umräumen von bike-night Utensilien halfen. Zum Dank gab es für jeden eine gelbe ADFC-Frankfurt-Weste. Besonderen Dank an dieser Stelle übrigens nochmal an Helmut, der interessante Einblicke in das Geschehen im und um den Infoladen gewährte.
Am Samstag schließlich ging es raus aus Frankfurt. Wir wollten Taunusluft schnuppern und fuhren gemächlich ansteigend, an Oberursel vorbei, nach Bad Homburg. Leider konnte das einer Kurstadt gerechte Kaffeetrinken nicht stattfinden, weil die Gastronomie im Kurpark über Wochen hin samstags wegen Hochzeiten nicht zugänglich ist. Aber in der Altstadt fand sich schnell ein adäquates Café. Nach einer Runde durch den Kurpark (im Casino wollte übrigens keiner sein Glück probieren), machten wir uns recht früh auf den Rückweg, um uns vor der bike-night noch im "Restaurant Maximilian" in der Frankenallee stärken zu können. Dort serviert man bewährte deutsche Küche und der Gastraum ist mit allerlei technischem Gerät aus der Industriegeschichte dekoriert. Leider dauerte es doch länger als geplant, bis wir mit dem Essen fertig waren. Kaum verließen wir das Lokal gegen halb acht, wurden wir von Regen empfangen. Wir beschlossen, ein paar Minuten in einem Unterstand zu warten, doch der Regen ließ nicht nach. Im Gegensatz zu manchem Frankfurter, der angesichts des Wassers von oben gleich zuhause blieb, gab es für uns kein Kneifen. Wir erreichten den Römer allerdings erst "kurz nach Schluss", so dass wir sogar von Lumpensammler Günter Tatara persönlich begrüßt wurden. Ganz am Ende der bike-night zu fahren, hat allerdings auch was. Wenn man den schier endlosen Lichterwurm vor sich herziehen sieht, das ist schon beeindruckend. Für manch einen aus der Gruppe war der Tag doch etwas anstrengend, so kam die Streckenführung über die Schmidtstraße gerade recht, um den Ausflug ins nächtliche Frankfurt abzukürzen und gleich ins Hotel abzubiegen. Die meisten allerdings hielten bis zum Ende durch und wurden von Peter, der sich mittlerweile gut in Frankfurt orientieren konnte, nach Tourende sicher in ihr Nachtquartier zurück gebracht.
Am Sonntag schließlich stand ein Besuch des Flughafens auf dem Programm. Über die Unterschweinstiege war dieser in nur 8&xnbsp;km erreicht. Als erstes steuerten wir das Terminal 2 an, wo wir uns für einige Minuten unter die Passagiere mischten und die geschäftige Atmosphäre hautnah erlebten. Ganz nahe kamen uns auch die Flugzeuge im Landeanflug am Aussichtspunkt Zeppelinheim. Danach war es nicht mehr weit zum Luftbrückendenkmal. Die markante Skulptur hat ja bestimmt schon der eine oder andere von der Autobahn aus gesehen. Wir setzten unsere Umrundung bis zum Aussichtspunkt West fort. Die Zeit drängte und so bogen wir bald darauf in Richtung Raunheim zur endgültig letzten Einkehr bei dieser Tour ab. Beim "Holzwurm", einer großen, aber sehr gemütlich eingerichteten Gaststätte mit Balkan-Küche wurden wir freundlich und flott bedient. Dann ging es auf direktem Weg zum Bahnhof in Raunheim, wo wir uns von unseren Hamminkelnern Freunden verabschiedeten. Die Rückfahrt führte sie zuerst mit der S-Bahn nach Mainz und von dort weiter mit einem Regional-Express über Koblenz in die Heimat.
Mir hat es unwahrscheinlich viel Freude gemacht, diese Tour zu konzipieren und dann die fahrradtauglichen Strecken zu erkunden bzw. mich mit Frankfurts Sehens- bzw. "Erfahrens"-würdigkeiten zu beschäftigen und diese unseren Gästen näher zu bringen.
An dieser Stelle ein ganz besonderer Dank an Marion und Peter Stahl, die mir bei der Erkundung einiger Strecken, besonders bei denen um den Flughafen, und mit Tipps zu den Einkehrmöglichkeiten hilfreich zur Seite standen.
Die Hamminkelner haben uns zu einem Gegenbesuch eingeladen. Am Niederrhein gibt es zwar keine großen fahrtechnischen Herausforderungen (ist ja alles eben), aber es gibt dort viele lohnenswerte Ziele und vor allen Dingen Menschen, die sich darauf freuen, uns ihre Heimat näher zu bringen. Im Juni des nächsten Jahres wird es eine 4-Tages-Tour nach Hamminkeln geben. Ganz nach dem Motto "Der Main am Niederrhein".
Elke Herzog