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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Kleiner Ausflug nach Bornheim

Junge Damen mit Krönchen sorgen für Pulikumsandrang
Foto: Foto-AG ADFC Frankfurt

Wenn auf irgendetwas der Begriff "vielfältig" zutrifft, dann ist das der RadReiseMarkt des ADFC Frankfurt. Zwischen Rennsport und Weinradeln, zwischen erstklassiger Funktionskleidung und funktionierender Satelliten-Navigation, zwischen professioneller Routenplanung und privat ausgearbeiteter Urlaubsfahrt wird im Bürgerhaus Bornheim alles geboten, was Radreisende interessierten könnte.

Gleich am Eingang zum großen Saal werben die Organisatoren des Radrennens am 1. Mai für ihre Jedermann-Touren. Warum sie das ausgerechnet hier tun? Sie seien bereits seit vielen Jahren auf dem RadReiseMarkt präsent und stellten immer wieder fest, dass es selbst in Frankfurt Radfahrer gäbe, die noch nichts vom legendären 1.-Mai-Event gehört hätten – und das, obwohl das Rennen in Teilen in der Innenstadt stattfände. Nun hoffen sie auf mehr Teilnehmer bei ihren Jedermann (und -frau)-Touren und verschenken übrig gebliebene "Finisher"-Medaillen aus den letzten Jahren. Das Geschenk erscheint mir unangemessen, deshalb lehne ich dankend ab und wandere weiter – zum Stand des ADFC Lahn-Dill. Hier geht es weniger sportlich zu. Die Mittelhessen bieten eine enorme Auswahl an Mehrtagestouren an, inklusive Alpenüberquerung. Doch zur Entspannung steht unter jedem der anspruchsvollen Reiseangebote deutlich das Wort "Begleitbus". Diese ADFC-Touren sind so erfolgreich, dass man inzwischen mit dem ADFC-Landesverband Baden-Württemberg kooperiert. Nur mit mittelhessischen Ehrenamtlichen ist das Reiseprogramm kaum mehr zu bewältigen, meint Tourenleiter Randolf Haus aus Dillenburg.

Enorme Unruhe geht von einem Stand aus einer Region aus, die ansonsten wenig für Aufregung bekannt ist. Die Mainfranken aus Kitzingen (mit dem schiefen Turm) bieten neben Franken-Wein und Reiseinformationen drei gestandene junge Damen auf, jede mit Dekolleté und goldenenem Krönchen ausgestattet. Die Strategie scheint aufzugehen, immer wieder werden die jungen Damen von Fotografen ins Visier genommen. Erst einmal an den Stand gelockt, stehen sogleich professionelle Touristiker der Region bereit, um den zukünftigen Rad-Urlaubern den Kitzinger Wein und die Kitzinger Landschaft schmackhaft zu machen.

Fotos: Foto-AG ADFC Frankfurt

Schräg gegenüber, auf der anderen Seite des Saales, werden Jacken und Hosen verkauft. Die Kooperation eines Frankfurter Fahrradhändlers mit einem Hersteller gehobener Funktionskleidung führt zu erstaunlichem Publikumsandrang. Ob man diese Produkte nicht auch im Laden des Fahrradhändlers in der Innenstadt kaufen könne? Ja, schon, aber nicht in dieser Vielfalt, nicht in dieser Auswahl, das gäbe es nur hier auf dem RadReiseMarkt, antwortet der junge Mann, der seine Kasse fest im Blick hat. Brigitte, die ich wenig später treffe, bestätigt das. Ihr gerade erstandenes Regencape sei nicht nur preisgünstig, sondern farblich und qualitativ genau das, was sie seit langem suche. Fündig sei sie endlich hier geworden. Und es gab mehr zu kaufen. Wasserflaschen, die dank einer speziellen Kunststoffmischung absolut ge­schmacks­neutral sein sollen. Oder Radreisebücher, von denen man gar nicht genug besitzen kann, wie ein Kollege meint, der mit prallvoller Tasche aus dem Bürgerhaus kommt.

Noch viel mehr aber gab es umsonst. Prospektmaterial aus vielen Regionen, Hessen schien mir komplett vertreten zu sein. Wetterau wirbt mit Kelten, Nordhessen mit Rotkäppchen, Werra mit Meissner, Vogelsberg mit Vulkan, Rhön mit Biosphäre und der Taunus mit Nähe. Rad gefahren wird aber auch im Steigerwald, an der Mosel oder rund um das Schlosshotel in Gotha. Eines ist offensichtlich: Wir Radfahrende sind eine attraktive Zielgruppe, die man heute auch in bergigen Regionen leicht per Pedelec erreichen kann. Was prompt darin sichtbar wird, dass sich die gekrönten Damen aus Kitzingen gerne vor einem E-Bike fotografieren lassen. Jetzt bin ich gespannt darauf, wen die Mainfranken im nächsten Jahr nach Frankfurt schicken werden.

Peter Sauer