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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Bild Kundgebung an der Bockenheimer Warte
Foto: Uwe Hofacker

Mehr Platz für Radler – nicht nur heut Nacht!

Die ADFC bike-night war ein voller Erfolg. 3.000 RadfahrerInnen fuhren vom Römerberg gut gelaunt auf abgesperrten Straßen durchs abendliche Frankfurt. Einmal in Bewegung, erstreckte sich der eindrucksvolle Fahrradkorso über mehrere hundert Meter Länge. 100 Ordner des ADFC waren im Einsatz, die Zusammenarbeit mit der Polizei wurde ausdrücklich gelobt, ebenso die Autofahrer, die gelassen vor den vorübergehend gesperrten Straßen warteten.

Die geballte Masse von Fahrrädern und Menschen weckt bei mir Erinnerungen an die "Fahrraddemos" der 80er Jahre. Seitdem hat sich viel verändert in Frankfurt, auch und gerade im Radverkehr.

Nie sieht man so viele Fahrräder zusammen wie an diesem Abend. Nie sieht man aber auch so viele verschiedene Kombinationen aus Fahrrädern und deren Fahrer. Nie zuvor gab es solch eine Vielfalt auf dem Fahrradmarkt. Vom ganglosen Fixie über leichte Rennräder und bullige Mountainbikes bis zu vollgefederten Stadtvelos oder Transporträdern mit enormer Ladekapazität ist alles zu sehen. Technisch meist auf hohem Niveau, den einfachen Dreigangrädern aus früherer Zeit weit überlegen. Da erstaunt es dann kaum, zu sehen, wie viele Fahrräder mit funktionierendem Licht ausgestatt sind – ganz anders, als die vielgeschmähten Dunkelradler vermuten lassen.

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Foto: Uwe Hofacker"> Bild

Ordner des ADFC an der Spitze des Fahrradkorso
Foto: Jörg Hofmann

"Frankfurt den Fahrrädern"
Foto: Uwe Hofacker

Auffallend sind auch die Veränderungen in der Altersstruktur. Bewundernd blickte man damals auf Teilnehmer an Fahrraddemos, die deutlich auf die 50 zugingen. Wer in dem Alter noch an einer Demo teilnahm, galt als besonders tolerant und fortschrittlich. Und heute? Die Mittfünfziger stellen einen erheblichen Teil der bike-night-Mitfahrer, Frauen wie Männer. Und die jüngeren, ebenfalls in großer Zahl erschienen, scheinen davon kaum Notiz zu nehmen, halten das für ganz selbstverständlich.

Die Fahrweise der Teilnehmer an der bike-night ist moderat und rücksichtsvoll, egal welcher Velo-Typ bewegt wird. Der Griff zur Bremse scheint, anders als sonst oft zu erleben, nicht mit einem Makel behaftet zu sein – vom "Wer bremst, verliert"-Verhalten im städtischen Alltag ist hier nichts zu spüren.

Dass Rennräder nicht per se männlich sind, zeigt sich täglich in der Stadt. Dass unter begeisterten Mountainbikern viele Frauen zu finden sind, ist ebenfalls selbstverständlich. Dass diese Frauen anlässlich der bike-night neben Männern dahinrollen, die auf uralten Damenrädchen und angeregt plaudernd an der Rundfahrt teilnehmen, erscheint mir dagegen eine neuere Entwicklung zu sein. Solch eine Konstellation war bis vor einigen Jahren nur umgekehrt denkbar: sie auf dem Damenrädchen, er auf dem Renner. Es hat sich also etwas getan in den letzten Jahren in unserer Gesellschaft und im Radverkehr. Vielleicht trägt auch die bike-night dazu bei – in jedem Fall aber zeigt sich hier dieser Wandel.

Peter Sauer