Fotos: Katherina Kokot
Man stelle sich einfach mal vor...
...da führt eine schöne breite Straße durch ein ruhiges Wohngebiet, glatter Asphalt, gut zu fahren. Für LKW ist die Durchfahrt verboten, aber manchmal nutzt trotzdem einer diesen Schleichweg. Um das zu unterbinden, lässt die Stadt sich etwas ganz Schlaues einfallen: eine Betonmauer quer über die Straße. Vielleicht einen Meter hoch. Die eine Fahrtrichtung wird komplett dicht gemacht und auf der anderen Straßenseite bleibt eine kleine Öffnung, durch die ein Kleinwagen noch ganz gut durch passt. Ein breiteres Fahrzeug muss halt die Seitenspiegel einklappen und sich vom Beifahrer durchwinken lassen. Aber für LKW ist das jetzt definitiv zu eng! Ach so, beinahe hätte ich es vergessen: Wie es sich für ein ordentliches Nadelöhr gehört, wird an dieser Stelle natürlich auch noch der Asphalt entfernt und stattdessen ein seitlich abschüssiger Schotterbelag aufgebracht. Nachdem es den ersten Unfall gab, weil jemand bei Dunkelheit das Hindernis zu spät gesehen hatte, wurden übrigens noch ein paar rot-weiße Reflektoren angebracht.
Absurd, sagst du, wer hat sich denn diese bescheuerte Geschichte ausgedacht? So etwas gibt es doch gar nicht?
Nun ja, für Autos gibt es das bestimmt nicht. Aber wenn wir das mal übertragen auf den Radverkehr, ist dieser Wahnsinn längst Realität (siehe Fotos).
Freundlich formuliert, hat hier wohl jemand mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Die unfreundliche Formulierung denken wir uns nur...
Katherina Kokot
Man stelle sich nun weiterhin vor...
...da würde die Eschersheimer Landstraße über Nacht einfach gesperrt. Es gäbe keine Informationen darüber, weder in der schreibenden Presse noch im Radio. Vor dem nun gesperrten Abschnitt der Straße gäbe es keinerlei Hinweis auf die Vollsperrung, alle Autofahrer würden erst vor der Barriere erkennen, dass hier eine Durchfahrt untersagt ist. Auch eine Umleitungsempfehlung gäbe es nicht, weder im Vorfeld der Sperrung noch direkt vor der Barriere. Über den geplanten Zeitraum der Sperrung gäbe es keine Auskunft, geschweige denn über den Anlass dieser Maßnahme. Nachfragen bei den zuständigen Ämtern blieben unbeantwortet.
Quatsch, denkst du? Eine Verwechslung mit Ephraim Kishons Geschichte vom Blaumilchkanal? So etwas gibt es doch gar nicht!
Im Radverkehr gibt es das durchaus. Die Fahrradroute F2, eine Hauptverbindung in der Stadt, die von Hunderten von Radfahrern täglich befahren wird, wird in West-Ost-Richtung an der Fichardstraße einfach gesperrt, indem die Zusatzschilder "Radverkehr frei" überklebt werden. Damit ist die Radroute unterbrochen, jede Einfahrt wird zu einem Verstoß gegen die viel zitierte Straßenverkehrsordnung. Eine Umleitung wird an keiner Stelle signalisiert, weder ein Grund für die Sperrung noch deren Dauer ist erkennbar. Eine Nachricht an die "Meldeplattform Radverkehr" fruchtet nicht, eine Nachfrage per E-Mail an das Radfahrbüro bleibt unbeantwortet.
So geschehen Ende April 2012. Zur Drucklegung dieser Ausgabe von Frankfurt aktuell hielt die Sperrung der Fichardstraße an.
(ps)
Fotos: Peter Sauer