Umleitungen für den Radverkehr
Der Sommer ist die Zeit der Feste in der Stadt. Da gibt es kein Halten - unter freiem Himmel wird gefeiert bis zum Abwinken, gerne auch auf Radverkehrsanlagen. Ob Opernplatz, Rossmarkt, Hauptwache oder Main-ufer, irgendwo bleibt man immer mit dem Rad im Feier-Abendverkehr stecken. Wenn dann Frankfurt noch die WM-Stadt schlechthin sein will, geht auf dem Mainuferradweg über -Wochen hinweg gar nichts mehr für die städtischen und die touristischen Pedaleure. Doch diesmal stelle ich überrascht fest, dass gerade hier, am südlichen Mainkai, Fortschritte zu verzeichnen sind. Es gibt eine ausgeschilderte Umleitung, weg vom Uferweg hinauf auf den Hochkai-Radweg. Hier passt es ausnahmsweise einmal nahezu perfekt: Die Umleitung ist frühzeitig erkennbar, die Umleitungsstrecke ist sehr gut befahrbar, der Weg ist durchgehend ausgeschildert, und das Ende der Umleitung ist mit einem großen Schild kenntlich gemacht. So, wie man das von Umleitungen für den Kraftverkehr gewohnt ist. Zwar habe ich leise Stimmen gehört, die der Meinung sind, dass die Beschilderung durchaus größere Tafeln hätte vertragen können (gerade der Abzweig am westlichen Ende ist etwas klein markiert und bei flotter Fahrt leicht zu übersehen), aber alles in allem fühle ich mich als Verkehrsteilnehmer ernst genommen.
Weniger ernst genommen fühle ich mich weiter flussaufwärts. Im Zuge größerer Bauarbeiten auf der Kaiserleibrücke ist der Radweg auf der Ostseite der Brücke gesperrt. Eine große Tafel weist darauf hin, dass ich den Weg auf der anderen Seite der Brücke benutzen soll. Dort aber steht vor der Brückenauffahrt Zeichen 267 "Verbot der Einfahrt", ohne einen Zusatz, der die Einfahrt per Fahrrad gestatten würde. Verbotswidrig fahre ich trotz-dem auf die Brücke und werde dort bald von dem Schild "Radfahrer absteigen" begrüßt. Man hat offensichtlich mit mir gerechnet, trotz Durchfahrtsverbot. Warum ich absteigen soll, wird nicht erläutert, wo ich wieder aufsteigen darf, ist nicht zu erkennen. Ein "Radfahrer auf-stei-gen"-Zeichen fehlt völlig. Nur die Rückseite eines weiteren, wenige Meter darauf den Gegenverkehr begrüßenden "Radfahrer ab-steigen"-Schild-
chens lässt erahnen, dass die Schiebestrecke hier beendet sein könnte. Der Weg ist übersichtlich und eingezwängt zwischen Leitplanken, entgegen kommende Zweiradfahrer sind frühzeitig zu sehen, ein Absatz im Betonboden ist durch eine kleine Rampe entschärft - warum also absteigen? Ich bleibe sitzen und fahre weiter und setze mich damit zum zweiten Mal innerhalb weniger Meter über eine wenig ernst zu nehmende Radverkehrswegweisung hinweg.
Peter Sauer