Noch kein gutes Pflaster für Radfahrer - Großbaustelle Friedberger Landstraße
Foto: Fritz Biel
Unsinn mit gutem Ende
Stadt kündigt Versetzung der Lichtmasten auf der Friedberger Landstraße an
Für viel Wirbel hinter den Kulissen hat die Kritik an den Standorten der neuen Beleuchtungsmasten auf den Radwegen der umgebauten Friedberger Landstraße gesorgt. Der ADFC hatte Anfang November letzten Jahres darüber berichtet. Nach zähem Ringen um Geld und Verantwortung ist nun klar: Die Masten werden versetzt!
Schon im Sommer letzten Jahres gab es ein erstes Warnsignal. In einem Schreiben an das Verkehrsdezernat stellte ein Bürger mehrere kritische Fragen zu dem neu gebauten Radweg zwischen der Autobahn A 661 und der Friedberger Warte. Wenn die Verantwortlichen damals aufgewacht wären, hätte man sich wahrscheinlich einiges an Ärger und Kosten ersparen können. Stattdessen schickte das Straßenbauamt eine abwimmelnde Antwort - und ließ weiter bauen.
Der Beschwerdeführer, von Beruf Stadtplaner, fand die Antwort keineswegs befriedigend und wandte sich an den ADFC. Der sorgte für die nötige Aufmerksamkeit und so kam der Stein dann doch noch ins Rollen. Von Seiten der für Planung und Bau verantwortlichen Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) gab es anfangs die üblichen Reparaturvorschläge: Radweg in Schlangen-linien um die Masten herumführen, Gehweg schmaler machen, Gemein-samen Geh- und Radweg ausschildern - nach Ansicht des ADFC alle unbrauchbar.
Zum Glück sahen das andere auch so. Schon Ende November sprach Ingmar Bolle, Referent des Verkehrsdezernats, gegenüber der Presse Klartext: "Das ist ein Planungsfehler, keine Frage." Die -Lösungsvorschläge der VGF sah auch er kritisch: "Es wird mehr als nur Kosmetik geben".
Auch das Radfahrbüro machte mächtig Druck und so konnte Ingmar Bolle Anfang Februar auf Nachfrage der Frankfurter Neuen Presse verkünden, man habe sich mit der VGF auf eine Lösung verständigt. Er sicherte zu, dass es "keine Lösung auf Kosten der Radfahrer oder Fußgänger" geben werde (FNP v. 7.2.2011). Der ADFC wollte es genau wissen und hakte beim -Dezernatsbüro noch einmal nach.
Das Ergebnis:
Einer von vielen, die versetzt werden - Lichtmast auf Radweg mit Sturzkante
Foto: Fritz Biel
Zwischen Autobahn und Friedberger Warte soll der Radweg nun doch auf Kosten des Gehwegs auf die geforderte Mindestbreite gebracht werden. Das ist zwar nicht schön, erscheint aber auf diesem Abschnitt akzeptabel. Einen Zeithorizont wollte oder konnte die VGF dafür noch nicht nennen.
In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass entsprechend den Beschlüssen des Stadtparlaments (u.a. § 5325 vom 15.3.2003 zum Antrag der Grünen NR 956) im Zuge der Baumaßnahmen für die neue Straßenbahnlinie auch die Lücke des von Bad Vilbel kommenden Radwegs im Bereich der Brücke über die Autobahn A661 geschlossen werden soll. Hier sind bislang keinerlei bauliche Aktivitäten erkennbar.
Zwischen Friedberger Warte und Gießener Straße sollen die Masten bis zur Freigabe der Strecke Anfang Mai auf die Grenze zwischen Geh- und Radweg versetzt werden. An den engsten Stellen wandern sie dahin zurück, wo sie vorher gestanden haben, auf die Grenze zwischen Gehweg und den angrenzen-den Grundstücken.
Der Abschnitt zwischen Gießener und Rat-Beil-Straße konnte wohl noch rechtzeitig umgeplant werden.
War's das nun?
Keineswegs, aber bevor wir uns den verbliebenen Kritikpunkten zuwenden, sollten wir uns zunächst einmal angemessen über diesen keineswegs selbstverständlichen Erfolg freuen und uns bei all denen bedanken, die diese Korrektur in letzter Minute möglich gemacht haben. Bei aller Vorsicht, die ich mir in den letzten 20 Jahren vor dem Hintergrund zahlreicher Negativerfahrungen angewöhnt habe, können wir wohl davon ausgehen, dass sich ein solches Desaster auf der anderen Straßenseite, deren Umbau gerade begonnen hat, nicht wiederholen wird. Wir werden jedenfalls dran bleiben.
Offene Punkte
Angesichts des Wirbels um die Lampenstandorte sind einige andere Kritikpunkte ein wenig in den Hintergrund geraten, die der ADFC schon im letzten Sommer aufgelistet hatte (Zwei Schritt vor, einer zurück? - Frankfurt aktuell Heft 4/2010) .
Im Bereich der Friedberger Warte sind das im Wesentlichen zwei Punkte.
- Der Radverkehr soll nicht über die Platzfläche, sondern straßenbegleitend auf Fahrbahnniveau um die Friedberger Warte herumgeführt werden. Hier gibt es Vorschläge, aber eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.
- Die vorgesehene Führung des von der Friedberger Landstraße nach links in die Homburger Landstraße abbiegenden Radverkehrs - immerhin eine wichtige Fahrradroute im Rahmen der Radverkehrskonzeption - ist absolut unakzeptabel. Anstatt zeitgleich mit den abbiegenden Autos direkt nach links abzubiegen, sollen die Radfahrer einen längeren Umweg fahren und die Friedberger Landstraße jenseits der Warte gemeinsam mit den Fußgängern im Zickzack über die Straßenbahnhaltestelle queren, mehrere Ampelphasen inklusive.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die zwischen Rat-Beil-Straße und Nibe-lungenplatz vorgesehenen benutzungspflichtigen gemeinsamen Geh- und Radwege. Die Gehwege sind in diesem Abschnitt teilweisekaum drei Meter breit und werden durch die Lampenmasten faktisch auf wenig mehr als zwei Meter nutzbare Breite eingeengt. Außerdem führen sie großenteils direkt an den Gebäuden entlang. Der ADFC lehnt alle Lösungen ab, die die Radfahrer zwingen würden, auf diesen Gehwegen zu fahren. Denkbar ist vor dem Hintergrund des starken Autoverkehrs allenfalls eine freiwillige Nutzung.
Der ADFC hofft, dass alle Beteiligten aus den gemachten Fehlern für die Zukunft die richtigen Schlüsse ziehen und wird sich gemeinsam mit dem Radfahrbüro der Stadt weiter dafür einsetzen, dass auch die noch offenen Punkte einer Lösung zugeführt werden.
Fritz Biel